Fußball-Regionalliga:Spanferkel mit kleinen Brötchen

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"Kein Job fürs Schaufenster": Buchbachs Trainer Andreas Bichlmaier. (Foto: Thomas Hahn/Zink/imago)

Frische Taktik: Der Dorfklub TSV Buchbach stellt sich gegen favorisierte Gegner nicht mehr einfach hinten rein - das gehe mit den vielen jungen Spielern gar nicht, findet der Trainer.

Von Christoph Leischwitz

Am vergangenen Samstag gab's Steckerlfisch, Anton Bobenstetter beschreibt den Geruch als "sehr angenehm", und wenn er darüber spricht, hört es sich fast ein bisschen so an, als gehöre das zur Taktik beim TSV Buchbach. Solch betörende Düfte können ja ablenkend wirken auf den Gegner, vor allem bei Spielern, die zum ersten Mal hierher kommen, und beim nächsten Mal ist es dann vielleicht ein Spanferkel. Bobenstetter, der nach vielen Jahren als Trainer mittlerweile als Sportlicher Leiter tätig ist, ist deshalb heilfroh, dass wieder Zuschauer kommen dürfen, denn die Heimspiele beim Gründungsmitglied der Regionalliga Bayern haben seit jeher Volksfest-Charakter. Vor dem 1:1 gegen den Aufsteiger TSV Aubstadt wurde es dann besonders emotional: Günther Grübl, langjähriger Abteilungsleiter in Buchbach, wurde verabschiedet und zum Ehrenmitglied ernannt.

Andreas Bichlmaier studiert Sportpsychologie, vielleicht schreibt er ja eines Tages seine Abschlussarbeit über olfaktorische Einflüsse auf die Konzentration von Fußballspielern, Buchbach wäre jedenfalls ideal für eine Feldforschung. Jetzt ist der 37-Jährige aber erst einmal Trainer des Regionalliga-Dorfklubs, im Duo mit Marcel Thallinger, 35. Das sei "kein Job fürs Schaufenster", sagt Bichlmaier, in Buchbach ist man schon immer noch etwas weiter entfernt von der großen Fußballwelt, auch wenn es seit der Eröffnung des Teilabschnitts der A94 zwischen Dorfen und Heldenstein Ende 2019 jetzt schon deutlich schneller nach München geht.

Die jungen Trainer treten zurzeit auch ohne großes Schaufenster den Beweis an, dass man in Buchbach nicht immer alles so macht, weil man's halt scho immer so gmacht hat. Ein Indiz dafür ist die aktuell beste Abwehr der Liga, die sich erst drei Gegentore in sechs Spielen eingefangen hat. Das erste der drei Gegentore erzielte Schweinfurts Daniel Adlung, ein ehemaliger Bundesligaprofi; das zweite war ein Eigentor; das dritte am vergangenen Wochenende ein Fernschuss. Auch in der ersten Runde des Toto-Pokals am Dienstagabend gab man sich keine Blöße und gewann 3:0 beim Bezirksligisten Eintracht Landshut. Kurz: Wer diese Abwehr überwinden will, muss sich sehr anstrengen und auch ein bisschen Glück haben. Und das, obwohl in Thomas Leberfinger und Lukas Winterling die Innenverteidiger der vergangenen Saison zuletzt mit Innenband-Problemen fehlen.

Es sei ein Nachteil, wenn Mannschaften wie Unterhaching und Burghausen in derselben Liga spielten - wegen der Kaderplanung

Insofern war die Modifizierung der Spielweise "fast aus der Not geboren", wie Bichlmaier sagt. Die Zeiten, in denen Buchbach sich gegen favorisierte Mannschaften einfach hinten reinstellt, sind erst einmal vorbei. "Wir warten nicht mehr ganz so viel ab", erklärt der Trainer, "wir gehen viel früher ins Gegenpressing. Wir haben einen jüngeren Kader, dann kann man auch nicht so abwartend spielen." Jüngere Spieler können mehr laufen und so den Gegner besser vom eigenen Tor fernhalten - das klappt offenbar. Wobei Bichlmaier betont, dass kein Spielsystem besser sei als das andere. So, wie man aktuell spiele, sei es eben am besten an den Kader angepasst.

Und natürlich könne sich alles auch ganz schnell wieder ändern. Hoffentlich aus Buchbacher Sicht aber noch nicht im Derby beim SV Wacker Burghausen am Freitagabend (19 Uhr). Es ist ein prestigeträchtiges Spiel, noch dazu trifft der Tabellenvierte auf den Sechsten. Der Sportliche Leiter spielt die Rivalität allerdings ein bisschen herunter: "Das ist jetzt eigentlich nicht mehr so was Besonderes", behauptet Bobenstetter. Doch im Grunde sagt er das nur, weil sie einigen Rivalen gar nicht auf Augenhöhe begegnen wollen. Es sei ein Nachteil, wenn Mannschaften wie Unterhaching und Burghausen in derselben Liga spielten - wegen der Kaderplanung. Wenn diese Teams in den Profifußball aufsteigen, falle nämlich immer etwas ab für die Buchbacher.

Allerdings hat die junge Saison bewiesen, dass man sich beim TSV auf sein gut funktionierendes regionales Netzwerk verlassen kann, dass also die besten Amateure im Umkreis irgendwann in Buchbach landen. Die Pandemie habe den Verein gelehrt, dass man jetzt zumindest "keine größeren Brötchen mehr backt", wie Bichlmaier sagt. Gleichzeitig hoffe der TSV auf bald noch mehr "Volksfestatmo": Bald wollen sie hier auch noch eine neue Weißbierhütte neben dem Spielfeld aufstellen.

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