Fußball-Regionalliga Bayern:Auf der Tribüne statt an der Spitze

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"Kläglich": Heiko Vogels FC Bayern II steckt in der Krise. (Foto: Claus Schunk)

FCB-Trainer Heiko Vogel landet zum wiederholten Mal auf der Tribüne - ein Indiz für allgemeine Unzufriedenheit: Mit dem Aufstieg haben die Bayern-Amateure nichts zu tun.

Von Christoph Leischwitz

Es ist fast genau ein Jahr her, dass Heiko Vogel zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere auf die Tribüne geschickt wurde. Damals verlor die zweite Mannschaft des FC Bayern München bei der SpVgg Greuther Fürth 2:3, unter anderem hatte es dabei einige strittige Abseitsentscheidungen gegeben. Es war jene Phase der Saison, in der die jungen Bayern den Anschluss an die Tabellenspitze verloren. Und in einer solchen Phase befindet sich die U23 des Rekordmeisters jetzt wieder. Damals hieß der enteilte Gegner Jahn Regensburg, diesmal heißt er SpVgg Unterhaching; damals wie heute folgte einem Unentschieden gegen den Favoriten eine wochenlange Torflaute.

Und auch, wenn Vogel in seinem zweiten Jahr in München diesmal gar nicht den Aufstieg als Ziel ausgegeben hat, so scheint doch ein Zusammenhang zu bestehen zwischen dem Misserfolg seiner Mannschaft und seiner Aktivität an der Seitenlinie. So gesehen wäre es kein Zufall, dass der 40-jährige Coach nun innerhalb eines Monats gleich zwei Mal auf die Tribüne geschickt wurde - obendrein vom selben Schiedsrichter-Gespann.

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Beim ersten Mal lagen die Bayern gegen Wacker Burghausen gerade zurück, als der Unparteiische Christian Dietz aus Kronach in der 56. Minute nicht mehr mit sich reden ließ. Im Nachhinein könne er die Entscheidung vielleicht sogar verstehen, sagt Vogel, offensichtlich hatte er sich damals doch zu kräftig ausgedrückt. Die intensive Partie gegen Burghausen endete 2:2. Am vergangenen Freitag, beim 0:0 gegen den FC Augsburg II, ging es lange nicht zu hitzig zu. Trotzdem musste Vogel nach 60 Minuten die Coaching-Zone verlassen. "Ganz ehrlich, wenn du für den Kommentar auf die Tribüne musst, dann falle ich hinten über", sagt Vogel. Laut dem Schiedsrichtersprecher der Regionalliga, Markus Pflaum, habe es sich bei Vogels Aussagen allerdings einwandfrei "um eine Beleidigung" gehandelt. Zwar hätten Unparteiische in solchen Situationen auch einen Ermessensspielraum, diesmal allerdings sei der Fall klar gewesen.

Dem Vernehmen nach handelte es sich um das Wort "arrogante", gefolgt von einem deftigen Hauptwort. "Ich habe das Gefühl gehabt, sie haben nur darauf gewartet, dass ich etwas sage", sagte Vogel und deutete damit Befangenheit an. Man müsse sich auch als Trainer sehr viel anhören, "aber ich bekomme eine Strafe, er nicht". Pflaum wiederum geht davon aus, dass alle "Ressentiments ausgeräumt" gewesen seien zwischen Dietz und Vogel. Zumal man sich ausgesprochen habe. Pflaum ist übrigens jener Schiedsrichter, der Vogel vor einem Jahr in Fürth auf die Tribüne schickte. Er sagt, in seinen knapp 300 Pflichtspielen habe er "keine zehn Mal" diese Maßnahme gegen einen Trainer ergriffen.

Frustrierende Leistung trotz neuem Personal

Vogels Kritik mag Indiz für seine allgemeine Unzufriedenheit sein. Auf jeden Fall schont er zurzeit auch seine Spieler nicht. Als "kläglich" prangerte er die Chancenverwertung an. Vor dem 0:0 gegen Augsburg hatte sein Team beim Tabellenletzten SpVgg Bayern Hof völlig überraschend 0:1 verloren, trotz 24:3 Torschüssen. "Die Krise können die Angreifer nur selbst beenden", sagt der Trainer. Der Mannschaft fehle die Reife, mit Negativerlebnissen umzugehen, "sie nehmen das vergangene Spiel mit ins nächste". Dabei kann Vogel auf viel Erfahrung zurückgreifen, in der Sommerpause hatte er den Angriff sogar noch verstärkt. Neben dem schon 29-jährigen Karl-Heinz Lappe wurde der 30-jährige Ex-Profi Torsten Oehrl geholt. Dieser hatte allerdings verletzungsbedingt die Saisonvorbereitung verpasst und auch erst zwei Partien über 90 Minuten bestritten. Aktuell hat das Team nach 14 Spielen acht Tore weniger erzielt (19) als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison (27).

Wenn Trainer ausfallend werden, dann habe das manchmal bestimmt auch damit zu tun, dass sie sich "unter Druck" befänden, glaubt Pflaum. Im Falle der Bayern scheint das Problem aber woanders zu liegen: darin, dass der Druck fehlt. Unterhaching hat 14 Punkte Vorsprung, eine weitere Saison in der Regionalliga ist programmiert. Gerade beim FC Bayern wäre eine Drittliga-Zugehörigkeit aber dringend notwendig, um sich qualitativ den Profis anzunähern. Vogel bleibt nichts anderes übrig, als an die einzelnen Spieler zu appellieren: "Ihre Ambitionen bestimmen den weiteren Weg", sagt er. Kleinere Umwege über die Tribüne dürften bei solch einem weiten Weg kaum ins Gewicht fallen.

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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