Fußball:Nürnberg fahndet nach «Mann mit Härte»

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Nürnberg (dpa) - Unter den Charakterköpfen Hans Meyer und Dieter Hecking war der 1. FC Nürnberg in der jüngeren Clubgeschichte erfolgreich. Kein Wunder also, dass die Franken nach dem fruchtlosen Engagement von Trainer-Novize Michael Wiesinger wieder einen Mann mit größerer Strahlkraft suchen.

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Nürnberg (dpa) - Unter den Charakterköpfen Hans Meyer und Dieter Hecking war der 1. FC Nürnberg in der jüngeren Clubgeschichte erfolgreich. Kein Wunder also, dass die Franken nach dem fruchtlosen Engagement von Trainer-Novize Michael Wiesinger wieder einen Mann mit größerer Strahlkraft suchen.

„In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es nie schaden kann, wenn eine gewisse Härte vorhanden ist“, kommentierte Aufsichtsratschef Klaus Schramm - und umriss damit zugleich das Anforderungsprofil für den neuen Nürnberger Coach.

Im Idealfall soll der Gesuchte Erfolge vorzuweisen haben, eine ausgewiesene Respektsperson für die Mannschaft darstellen, nicht mehr der Jüngste sein und auf gar keinen Fall ein Neueinsteiger ins Trainergeschäft der Fußball-Bundesliga. Die Nürnberger fahnden nach Erfahrung. Das gescheiterte Experiment mit dem aus der eigenen Reservemannschaft beförderten Wiesinger will der mächtige Sportvorstand Martin Bader nicht wiederholen. Andererseits wissen auch die Franken, dass sie als wirtschaftlich limitierter Club ohne Aussichten auf den Europapokal keineswegs die Wunschadresse für jedermann sind.

Große Namen wie Jupp Heynckes oder Felix Magath sind insofern kaum realistisch, auch wenn letzterer beim jüngsten 0:5-Heimdebakel gegen den Hamburger SV auf der Tribüne saß. Neben dem Schweizer Christian Gross werden Bruno Labbadia momentan die größten Chancen eingeräumt, obwohl der 47-Jährige bisher bei all seinen drei Bundesliga-Engagements in Leverkusen, Hamburg und Stuttgart scheiterte. Auch Thomas Schaaf gilt nach jahrzehntelanger Arbeit in Bremen als Kandidat - sofern sich der Meistermacher von 2004 denn noch mal beweisen will. Gross passt vom Anforderungsprofil ebenfalls gut: Sechsmal wurde er Schweizer Meister, neunmal Schweizer Trainer des Jahres. Der 59-Jährige gilt als autoritär und würde Charisma mitbringen, ist allerdings schon seit eineinhalb Jahren vereinslos.

„Ich traue mir mit dem Aufsichtsrat zu, einen zu finden, der gerne beim 1. FC Nürnberg arbeitet“, meinte Bader und kündigte „innerhalb der nächsten Tage“ Gespräche und eine Entscheidung an. Im Idealfall will der FCN schon bis zum Wochenende Klarheit in der Trainerfrage schaffen, damit der neue Mann sein Team gleich auf die anstehende Bundesligapartie bei Eintracht Frankfurt am 19. Oktober vorbereiten kann. Bis jemand gefunden ist, betreut U 23-Trainer Roger Prinzen die Profis. An diesem Mittwoch soll er Raphael Schäfer & Co. erstmals auf den Trainingsplatz führen, am Dienstag stand für die Liga-Fehlstarter lediglich eine nicht-öffentliche Laufeinheit an.

Für Wiesinger kam das Aus am späten Montagabend nicht mehr wirklich überraschend. Per Telefon informierten ihn Bader und Schramm nach einer mehrstündigen Sitzung mit den restlichen Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern von ihrem Beschluss. Das kollektive Frusterlebnis gegen den Hamburger SV war der eine Rückschlag zu viel für Wiesinger, dessen Team bereits zuvor häufig enttäuscht und kein einziges Mal in der Saison gewonnen hatte. Dazu kam das fatale Aus in der ersten DFB-Pokal-Runde in Sandhausen.

„Wir haben eine Ergebniskrise. Wir haben nicht den Sieg eingefahren, der mal nötig gewesen wäre, um die Situation zu entkrampfen und sportlich voranzukommen“, erkannte Bader und betonte trotz des Wiesinger-Rauschmisses: „Die Analyse wird nicht vor der Mannschaft Haltmachen.“ Gegen den HSV am Sonntag patzten selbst Führungsspieler wie Raphael Schäfer und Per Nilsson eklatant. Für den neuen Trainer ist also viel zu tun - egal, wer es letztlich wird.

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