Fußball:Neymars Ausfall schockt die Seleção

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Fortaleza (dpa) - Vor Schmerzen weinend auf einer Trage: Der Ausfall von Superstar Neymar für die restliche Fußball-WM hat den Gastgeber und 200 Millionen Brasilianer geschockt.

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Fortaleza (dpa) - Vor Schmerzen weinend auf einer Trage: Der Ausfall von Superstar Neymar für die restliche Fußball-WM hat den Gastgeber und 200 Millionen Brasilianer geschockt.

Selbst bei einem Sieg seiner Kollegen im Halbfinale gegen Deutschland und einem Triumph im Endspiel am 13. Juli im Maracanã kann der 22-jährige Hoffnungsträger höchstens in Trainingsklamotten den WM-Pokal hochhebe. Mit einem Wirbelbruch und einem Stützkorsett trat Neymar den Rückflug nach Rio de Janeiro an. In einem Krankenwagen legte er das letzte Stück Weg zum Teamquartier nach Teresópolis zurück.

Die Freude über den 2:1-Sieg gegen Kolumbien war bei den Brasilianern im Nu verflogen. Torschütze und Innenverteidiger David Luiz brach in den Katakomben des Castelão von Fortaleza in Tränen aus, als er von Neymars schwerer Verletzung erfuhr. „Wir werden einen Pakt abschließen, um ihn zu unterstützen, um an seiner Seite zu sein. Und auch um die Stärke dieser Mannschaft auf dem Platz zu zeigen“, sagte er. „Ich bin sehr besorgt. Wir werden für ihn beten, denn der Platz von Ney ist auf dem Rasen.“

Mit dem Profi vom FC Barcelona verliert der Rekord-Weltmeister seinen vierfachen Torschützen und bisher herausragenden WM-Spieler. Argentiniens Weltstar Lionel Messi tröstete via Facebook: „Neymar, ich hoffe, Du erholst dich sehr schnell, mein Freund“, schrieb der Clubkollege und stellte dazu ein gemeinsames Jubel-Bild im Trikot der Katalanen auf seine Facebook-Seite.

In heller Aufregung verbreiteten die brasilianischen Reporter die Hiobsbotschaft im ganzen Land: „Neymar esta fora da copa!“ - Neymar ist raus aus der WM. „Neymar hat einen Bruch des dritten Lendenwirbels“, sagte Rodrigo Lasmar, einer der Mannschaftsärzte der Seleção. Es sei keine ernsthafte Fraktur und auch keine schwierige Behandlung. Aber es werde einige Wochen dauern, bis Neymar seine volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangt habe: „Er wird nicht binnen einer Woche genesen.“

Die Diagnose wurde nach Untersuchungen in einer Privatklinik gestellt, in die Neymar eilends gebracht wurde. In der 86. Minute war Kolumbiens Juan Zúñiga dem Brasilianer mit dem Knie in den Rücken gesprungen, der spanische Schiedsrichter Carlos Velasco hatte die Attacke nicht geahndet und Vorteil gelten lassen. Neymar krümmte sich vor Schmerzen und blieb lange liegen, ehe der schluchzende Stürmer hinausgetragen wurde.

Brasiliens bekanntester TV-Kommentator Galvão Bueno sprach von einer „Aggression“ Zúñigas und einem „kriminellen Vorgang“. Der Kolumbianer versicherte aber: „Als ich da reingegangen bin, habe ich an nichts Böses gedacht. Ich hoffe, dass er sich mit Gottes Hilfe wieder erholt.“ Zúñiga sei kein schlechter Kerl, meinte Brasiliens Kapitän Thiago Silva. „Ich kenne ihn aus der italienischen Meisterschaft. Was ich aber glaube, ist, dass es leichtfertig war“, sagte Silva und räumte ein: „Wir sind sehr von Neymar abhängig, Neymar macht den Unterschied bei uns aus.“

Nationalcoach Luiz Felipe Scolari hatte sich schon bei der Pressekonferenz nach dem Spiel skeptisch gezeigt, dass Neymar bei der Partie am Dienstag gegen die DFB-Elf in Belo Horizonte wieder einsatzbereit sein werde. „So wie ich es sehe, kann er nicht spielen“, erklärte der 65-Jährige. „Er weinte vor Schmerzen. Ich garantiere, dass es nicht leicht für ihn wird, sich zu erholen, basierend darauf, was der Arzt uns gesagt hat....“

Scolaris Befürchtungen wurden durch die Untersuchungen bestätigt. Selbst Staatschefin Dilma Rousseff hatte sich besorgt über den Gesundheitszustand des Profis gezeigt. „Wie ganz Brasilien, drückte ich die Daumen für die Genesung unseres Stars #ForçaNeymar“, twitterte sie.

Die Sportzeitung „Lance!“ schrieb über Neymars WM-Aus: „Eine traurige Nachricht für die gesamte brasilianische Nation. ... Wir werden für ihn den Hexa holen!“ Auf dem Weg zum erhofften sechsten WM-Titel ist das Aus von Neymar aber ein ganz bitterer Rückschlag für Brasilien, zumal auch Thiago Silva wegen seiner zweiten Gelben Karte im Halbfinale gegen Deutschland fehlt.

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