Fußball:Maradonas Wege sind unergründlich

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Wahlheimat: Diego Maradona geht als Trainer auf Reisen. (Foto: Valery Sharifulin/Imago)
  • Diego Maradona heuert als Trainer beim mexikanischen Zweitligisten Dorados de Sinaloa an. Am Montag soll er vorgestellt werden.
  • Der argentinische Nationalheld hatte aber auch angekündigt, dass er seine Aktivität an der Spitze des weißrussischen Erstligisten Dinamo Brest aufnimmt.
  • Zwischen den beiden Orten liegen 10 000 Kilometer.

Von Peter Burghardt

Die Wege des Diego Maradona sind unergründlich, das ist schon seit seinen Dribblings auf dem Bolzplatz von Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires so. Es gibt da nebenbei bemerkt in argentinischen Buchhandlungen herrliche Daumenkinos: Beim schnellen Durchblättern sieht man, wie er als pibe, als Knirps, den Ball hoch hält oder wie er etwas später England ausspielt. Letzteres Jahrhundertsolo ereignete sich 1986 bei der WM in Mexiko, womit man schon beim neuesten Manöver des Meisters wäre: Maradona geht wieder nach Mexiko. Und ist gleichzeitig in Weißrussland.

So was schafft nur D10S, dios, der Mann mit der Hand Gottes. "D10S (also quasi Gott, Maradona trug die 10, weiß jeder) ist überall!", jubelt das argentinische Sportblatt Olé. Gerade machte die Nachricht die Runde, dass das bald 58-jährige Wunderkind Trainer beim mexikanischen Zweitligisten Dorados de Sinaloa wird. Am Montag soll er vorgestellt werden. Man mache sich auf den Weg, gab sein Anwalt Matías Morla nun auf Twitter bekannt. Er begann die Nachricht mit dem Hinweis, dass Maradona weiterhin "Ehrenpräsident" von Dinamo Brest sei.

Mardona rollt auf einem Panzerwagen durchs Stadion

Der weißrussische Erstligist führt den Argentinier seit kurzem als "Chairman of board", Vorstandsvorsitzenden. Nach der WM in Russland flog Maradona, zuvor am Golf entlassen, nach Brest. Er rollte auf einem Panzerwagen durchs Stadion, wedelte mit Dinamo-Schal, sprach zu Spielern und Volk und bekam einen Glitzerring, offenbar mit Diamanten. Brillis an den Ohren und Golduhr hatte er schon. Vor wenigen Tagen gratulierte Maradona auf Instagram (3,5 Mio. Abonnenten) dem weißrussischen Autokraten Alexander Lukaschenko zum Geburtstag und gab bekannt: "Nächste Woche beginne ich meine Aktivitäten an der Spitze von Dinamo Brest." Jetzt will er seine Aktivitäten als Trainer der Dorados de Sinaloa beginnen, 10 000 Kilometer weiter.

Die Dorados sind benannt nach Fischen, die vor dem Bundesstaat in Mexikos Nordwesten im Pazifik schwimmen. Pep Guardiola beendete dort 2006 seine Karriere auf dem Feld, man stieg ab. Der Verein spielt in Culiacán, wo Palastgräber von Drogenbaronen liegen und eine Kapelle des Heiligen dieser Narcos. Die Gegend ist die Wiege des Sinaloa-Kartells und ihres Kokainkönigs El Chapo Guzmán (derzeit in einem US-Knast). Es wäre böse, in Erinnerung an alte Zeiten zu sagen, Maradona säße da an der Quelle. Eine neue sportliche Herausforderung erwarte ihn, schreibt sein Jurist, "Diego ist glücklich, wieder trainieren zu dürfen". Brest oder Culiacán, was soll's, Hauptsache Maradona.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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