Fußball:Kurios und furios: Mainz 05 auf Europa-League-Kurs

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Sinsheim (dpa) - Selbst ein kluger Kopf und Taktikfuchs wie Thomas Tuchel fand keine Erklärung für dieses ebenso kuriose wie furiose Fußballspiel.

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Sinsheim (dpa) - Selbst ein kluger Kopf und Taktikfuchs wie Thomas Tuchel fand keine Erklärung für dieses ebenso kuriose wie furiose Fußballspiel.

„Ich weiß nicht, ob ich es analysieren kann. Ich kann's nacherzählen“, meinte der Trainer des FSV Mainz 05 eine halbe Stunde nach dem 4:2 (0:0)-Sieg seiner Mannschaft bei 1899 Hoffenheim mit immer noch ungläubiger Miene.

Ein (selbst-)kritischer Geist ist Tuchel zudem, deshalb war das Lob für seine Spieler nicht hoch genug einzuschätzen. Eine „sehr, sehr außergewöhnliche Leistung“ sei das gewesen in einem „sehr außergewöhnlichen Spiel“. 0:2 lagen die Rheinhessen hinten, mit drei Toren innerhalb von neun Minuten drehten sie das Spiel - und sind als Tabellenfünfter nun auf Kurs Europa League.

Für die Hoffenheimer hingegen werden Spiele gegen Mainz 05 immer mehr zum Trauma: Auch im fünften Anlauf gelang kein Heimsieg, wie beim 2:2 im Hinspiel verschenkte die TSG einen Zwei-Tore-Vorsprung. Vogelwild wie schon öfter in dieser Saison präsentierten sich dabei die Kraichgauer: Sejad Salihovic erlaubte sich den Luxus eines verschossenen Elfmeters (3. Minute), Kevin Volland tauchte viermal alleine vor FSV-Keeper Loris Karius auf, ohne zu treffen - und am Ende brachen die Hoffenheimer ein.

Der Ex-Mainzer Eugen Polanski hatte in der 53. Minute per krachendem Volleyschuss das überfällige 1:0 erzielt. Roberto Firmino erhöhte mit seinem 13. Saisontreffer vier Minuten später auf 2:0, ehe die Gäste durch Eric Maxim Choupo-Moting (67.), Benedikt Saller (73.) und Shinji Okazaki (75./90.+2) den Spieß zur völligen Verblüffung der 24 741 Zuschauer in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena umdrehten.

„Ich kann es Ihnen heute nicht erklären, warum wir das Spiel hergegeben habe“, sagte Trainer Markus Gisdol in der Pressekonferenz mit versteinerter Miene. „Ich habe nicht die Anweisung gegeben, lasst die Mainzer mal ein paar Tore schießen.“ Auch der ansonsten wortgewandte Kapitän Andreas Beck stotterte wie unter Schock in Kamera und Sky-Mikrofon. „Es ist unfassbar schwer zu begreifen, nach einer so phänomenalen Leistung so den Faden zu verlieren. Ich habe keine Ahnung, was da in unseren Köpfen los war. So gewinnen wir kein Spiel mehr in dieser Saison.“

Noch einiges vor in dieser Spielzeit haben die Mainzer, wo Tuchel wieder einmal glänzende Arbeit leistet. „Wir wollen die Rückrunde auf jeden Fall voll durchziehen“, kündigte der 40-Jährige voller Entschlossenheit an, „wir werden nicht lockerlassen.“ Am nächsten Samstag kommt der FC Bayern München - vielleicht sogar zur vorzeitigen Meisterfeier. „Wir haben seit elf, zwölf Spielen einen wirklich guten Lauf und keine Angst“, sagte Manager Christian Heidel. „Spiele gegen Bayern München sind doch Feiertage.“

Und die Europa League, die jetzt winkt? Eigentlich wollte Heidel nicht darüber reden, aber eines müsse man wissen: „Was wir nicht machen, wenn wir uns wirklich qualifizieren sollten, ist: dass wir zehn neue Leute holen. Da fliegt man dann nach Gaz Metan Medias und in der ersten Runde raus.“ So geschehen in der Qualifikationsrunde zur Europa League 2011, als Mainz als Bundesliga-Fünfter an den Rumänen scheiterte. 7000 Stühle fürs Stadion habe sich der Club damals gemäß der UEFA-Auflagen anschaffen müssen, erinnerte Heidel, „die liegen noch heute irgendwo rum“.

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