Fußball in England:Vardy lädt zur Party

Lesezeit: 2 min

Jamie Vardy bei seiner Wundertat gegen Liverpool. (Foto: REUTERS)
  • Beim 2:0 von Englands Überraschungsklub Leicester City gegen Klopps FC Liverpool gelingt Jamie Vardy der Treffer seines Lebens.
  • Mit dem Tor bestätigt er seine überragende Form in der laufenden Saison - er führt die Torschützenliste der englischen Liga mit 18 Treffern an.
  • Hier geht es zu Ergebnissen und Tabelle der Premier League.

Von Jonas Beckenkamp

Vieles ließe sich nun sagen über diese Mannschaft aus der Mitte Englands, bei der ja tatsächlich ein Mensch namens Drinkwater in der Verteidigung Klarschiff macht. Deren Besitzer zwei Thailänder sind, Vater und Sohn - auch sie Typen mit Supernamen: Vichai und Aiyawatt Srivaddhanaprabha. Doch bevor sich jemand die Zunge bricht beim Staunen und Schwelgen über diese wahnsinnige Fußballmannschaft von Leicester City, sei der Blick auf dieses Tor gerichtet. Es ist schon jetzt das Tor des Jahres (im Video ab Minute 1:45).

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Wer schon öfter selbst gegen den Ball getreten hat, kennt das: Einfach mal draufzubolzen, kann einem vom Feeling her ein sehr, sehr schönes Gefühl geben. Volleyschüsse gehören (neben Grätschen) zu den Vergnügen, die den Fußball erst spürbar machen. Demnach müsste der Stürmer Jamie Vardy nach dieser elektrisierenden Nacht gegen den FC Liverpool eine ganze Busladung an Endorphinen ausgeschüttet haben. Wie Englands neuer Stürmerliebling in jener 60. Minute die Kugel ins Liverpooler Gehäuse prügelte, war ein Erlebnis von beinahe psychedelischer Qualität.

"Ein Tor, das einem die Sinne betäubt", wie die Zeitung Daily Mail treffend feststellte, ein "kleiner Happen Fußball, den Vardy zu einem Gourmet-Erlebnis veredelte" ( The Independent) oder schlichtweg: "Ein Donnerschlag" ( Leicester Mercury). Vardy vollbrachte mit diesem einen Schuss das, was Millionen Hobbykicker einmal im Leben gerne können würden: ein langer Pass aus der Abwehr, ein Laufduell, ein Blick, ausholen und dann ein Volltreffer mit dem Spann. Während Millionen Hobbykicker (und auch haufenweise Profis), solche Versuche gerne Richtung Autobahnausfahrt wuchten, verdient Vardys Partybooster besondere Anerkennung.

Vardy vereint Western-Legende mit Fußball-Knipser

Ein Hauch von Marco van Basten, gemischt mit der Ballerkunst von Billie the Kid führte letztlich zu dieser Szene, bei der Liverpools Abwehrchef Dejan Lovren nur verdutzt Begleitschutz leistete. Der Top-Torschütze der Premier League liegt mittlerweile bei 18 Treffern, ihm gelang schließlich mit einem Abstauber aus dem Klassiker-Repertoire noch das 2:0 (72.). "Vardy hat heute Abend den Unterschied gemacht", sagte auch Jürgen Klopp, der hinterher zunächst aussah, als habe er Vardys Volltreffer frontal ins Gesicht bekommen. Dann aber fand auch er sein Grinsen wieder und huldigte den erlebten Wunderdingen: "Schon toll. So was muss man sich erst mal trauen. Ich hätte fast selbst Beifall geklatscht."

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Klopps Gegenüber Claudio Ranieri, sonst als nüchterner Analyst bekannt, geriet diesmal in kindliches Schwärmen: "Unglaublich, was Vardy da abzieht", erzählte der Italiener, "er sieht den Ball kommen, bemerkt den Gegenspieler und blickt Richtung Tor. Das war eine völlig bewusste Aktion: Der Torwart stand zu weit draußen, also hielt er drauf. Fantastisch!" Mit solchen Worten ließe sich nicht nur Vardys Leistung in dieser Saison beschrieben, sondern auch der Gesamterfolg von Ranieris "Foxes". Leicester City schnappte sich durch den Sieg gegen die "Reds" wieder Platz eins der Liga und führt nun mit drei Punkten vor ManCity und sogar fünf vor Arsenal (nur 0:0 gegen Southampton).

Für Vardy lohnte sich der Abend sowieso: Er vollbrachte seine Wahnsinnstat vor den Augen des englischen Nationaltrainers Roy Hodgson, der dem 29-Jährigen im Test gegen Deutschland (26. März in Berlin) unbedingt sein fünftes Länderspiel ermöglichen will. Und zu allem Überfluss sickerte schließlich durch, dass Vardy wohl seinen Vertrag in Leicester bis 2019 verlängern will. Dazu müsste er nur noch einen Termin vereinbaren bei den Herren Vichai und Aiyawatt Srivaddhanaprabha.

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