Hamburg:Ex-Profi Hamann warnt Bundesliga vor Entwicklung

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Hamburg (dpa/lno) - Die ehemalige England-Profi Dietmar Hamann sieht die Entwicklung in der Fußball-Premiere League kritisch und hat die Bundesliga vor einem ähnlichen Prozess gewarnt. Vor allem den Wegfall von Stehplätzen und besonders die hohen Ticketpreise auch aufgrund der vielen ausländischen Topstars sieht der ehemalige Nationalspieler kritisch.

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Hamburg (dpa/lno) - Die ehemalige England-Profi Dietmar Hamann sieht die Entwicklung in der Fußball-Premiere League kritisch und hat die Bundesliga vor einem ähnlichen Prozess gewarnt. Vor allem den Wegfall von Stehplätzen und besonders die hohen Ticketpreise auch aufgrund der vielen ausländischen Topstars sieht der ehemalige Nationalspieler kritisch.

„Früher war die Stimmung dort in den Stadien etwas Besonderes. Mittlerweile hat ein Fußball-Tourismus eingesetzt“, sagte der 40 Jahre alte Experte des TV-Senders Sky. „Es kommen Leute, die sich einmal ein Spiel ansehen wollen. Aber viele Fans können sich kaum noch ein Saisonticket leisten. Die Atmosphäre in den Stadien ist daher schlecht.“ Die Bundesliga indes habe noch die Möglichkeit, dies zu vermeiden, fuhr Hamann fort. „Aber in der Premiere League ist der Zug abgefahren. Die haben ihre Seele verkauft.“

Hamann äußerte sich am Dienstagabend in Hamburg im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lesen ohne Atomstrom“ im Millerntor-Stadion des Zweitligisten FC St. Pauli. Gemeinsam mit St. Pauli-Präsident Oke Göttlich, Werder Bremens Vorstandschef Marco Bode und St. Paulis Technischer Direktor Ewald Lienen las er aus dem Buch „Hillsborough Voices“ von Kevin Sampson.

Darin geht es um die Katastrophe am 15. April 1989 beim FA-Cup-Halbfinale zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest im Hillsborough Stadium in Sheffield. Dabei waren insgesamt 96 Menschen ums Leben gekommen. Sampson war damals Zeuge.

Die jahrelange Darstellung, dass das Fehlverhalten der Zuschauer der Auslöser für die Katastrophe gewesen sei, wie es von Seiten der Polizei und in den Medien hieß, wurde 2016 von einer Untersuchungskommission widerlegt. Demnach lag die Verantwortung für die Tragöde vor allem an falschen Entscheidungen der damaligen Polizeiführung.

St. Pauli-Chef Göttlich kritisierte in dem Zusammenhang auch die aktuelle Berichterstattung über Fans. „Wir haben heute nach wie vor eine Debatte über Fangewalt und Pyrotechnik. Und so viel haben wir aus damals nicht gelernt“, sagte er.

In Folge der Katastrophe waren Stehplatztribünen in den Stadien in England verboten worden. Eine Maßnahme, die alle Diskussionsteilnehmer kritisch betrachteten. „Die Stimmung wird nur durch die Stehplätze erzeugt. In England ist das Stück für Stück verloren gegangen“, betonte auch Lienen.

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