Fußball:Hajto vor DFB-Duell: «Geht um's Prestige»

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Nizza (dpa) - Der frühere Bundesligaspieler Tomasz Hajto traut den Polen im Duell mit Weltmeister Deutschland am Donnerstag eine Menge zu.

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Nizza (dpa) - Der frühere Bundesligaspieler Tomasz Hajto traut den Polen im Duell mit Weltmeister Deutschland am Donnerstag eine Menge zu.

Der 43-Jährige sieht Joachim Löws Team zwar als „echte Turniermannschaft“, zugleich habe der WM-Champion aber einige „Schwächen in der Defensive“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview.

Wie groß ist die Erleichterung bei den Polen nach ihrem ersten Sieg bei einer EM?

Tomasz Hajto: Bei solchen Turnieren ist es wichtig, von Anfang an dem Druck standzuhalten. Das haben die Polen gegen Nordirland schon mal geschafft. Polen hat aber auch mehr Qualität als Nordirland, das muss man ehrlich sagen. Dennoch muss man konsequent sein, seine Chancen suchen. Polen hat das insgesamt souverän gemacht. Gegen Deutschland geht es um den ersten Platz in der Gruppe. Nach dem Sieg gegen Nordirland kann man da eigentlich locker spielen, jetzt kommt ein Spiel ohne Stress.

Robert Lewandowski hatte Probleme, dafür erzielte sein Sturmpartner Arkadiusz Milik den wichtigen Siegtreffer.

Hajto: Für Robert war es ein ganz schweres Spiel, es war auch nicht sein bestes. In 90 Minuten hatte er keine Torchance. Alle schauen auf Lewandowski, aber Milik haben sie mittlerweile auch auf dem Zettel. Er hat sich bei Ajax Amsterdam gut entwickelt und auch schon in der Qualifikation seine Qualitäten gezeigt.

Worin liegen die Stärken der Deutschen?

Hajto: Ihre größte Stärke ist die Turniererfahrung, die Deutschen haben eine echte Turniermannschaft. Seit dem WM-Erfolg hat sich bei ihnen aber auch viel geändert, es ist nicht mehr das Team wie in Brasilien. Philipp Lahm ist als Kapitän nicht mehr dabei, sie haben in der Abwehr aber dennoch eine hohe Qualität. Mats Hummels und Jérôme Boateng sind die Nummer-eins-Innenverteidigung. Deutschland hat aber auch Schwächen in der Defensive.

Wie schätzen Sie die Chancen der polnischen Mannschaft ein?

Hajto: 50:50. Die polnischen Spieler müssen sich zeigen, sie wollen sich zeigen. Es geht um's Prestige, vor allem für Lewandowski. Er war zweimal Bundesligatorschützenkönig, hat für Dortmund gestürmt, spielt jetzt für Bayern München, er will sich präsentieren. Er will auch seinem Land etwas beweisen. Für die Psyche von Robert ist das ein sehr wichtiges Spiel. Und für Polen ist es eine Probe, wie weit die Mannschaft wirklich ist.

Mit welcher Taktik erwarten Sie Polen?

Hajto: Sie werden wahrscheinlich höheres Pressing spielen als noch in ihrem EM-Auftaktmatch. Die Deutschen haben Probleme in der Defensive, ab und zu machen sie Fehler. Das hat man auch gegen die Ukraine gesehen. Die Polen müssen über die Schnelligkeit von Jakub Błaszczykowski und Kamil Grosicki kommen. Polen muss rasch kontern, so wie beim Sieg in Warschau 2014.

ZUR PERSON: Tomasz Hajto (43) absolvierte für Polen 62 Länderspiele. Der ehemalige Verteidiger spielte in der Bundesliga für den MSV Duisburg, FC Schalke 04 und 1. FC Nürnberg. Hajto arbeitet derzeit als TV-Experte für Eurosport2.

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