Fußball:Gomez trifft auch mit der Nase

Lesezeit: 3 min

Ein unschlagbares Duo? Wolfsburgs neuer Trainer Andries Jonker (links) und sein Sturmtank Mario Gomez verlängern ihre Erfolgsserie. (Foto: Ronny Hartmann/Getty Images)
  • Wolfsburg gewinnt gegen Darmstadt mit 1:0 und fühlt sich nicht mehr im Abstiegskampf.
  • Mario Gomez erzielt unter Trainer Jonker sein zwölftes Tor im achten Spiel.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen und zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Wenn sich ein Stürmer in einem gesegneten Zustand befindet, erübrigen sich im Fußball alle Ängste und Fragen. "Das wusste ich!", lachte Andries Jonker, als ihm nicht einmal eine Frage gestellt wurde, sondern ihm lediglich der Fakt untergejubelt wurde, dass Mario Gomez wieder getroffen hatte.

Acht Spiele hat Gomez unter dem Cheftrainer Jonker absolviert, fünf beim FC Bayern München im Jahr 2011; nunmehr drei beim VfL Wolfsburg. In jeder dieser Partien hat Gomez getroffen, insgesamt bringt er es unter Jonker auf zwölf Treffer. Am Samstag, gegen den SV Darmstadt 98, reichte der rituelle Gomez-Treffer dem VfL Wolfsburg zum 1:0-Sieg, der nun den Abstand auf den direkten Abstiegsplatz 17 der Tabelle bei neun verbleibenden Spielen auf zehn Punkte vergrößerte. Just an dem Tag, da Wolfsburg mit eigens aufgelegten "Jubiläumstrikots" die 20-jährige Bundesliga-Zugehörigkeit feierte.

Gomez' Treffer ereignete sich in der 45. Minute. Zu einem Zeitpunkt, da eine ganze Reihe der rund 28 000 Zuschauer in der Wolfsburger Arena schon die Waffen gestreckt hatten. Denn von wegen: aufregender Abstiegskampf. Die ganze erste Hälfte über hatten die beiden Kontrahenten eher sediert gewirkt als nervös, bar jeder Inspiration, wirkliche Torgelegenheiten waren Mangelware. Wenn man so will, passte auch der Treffer des deutschen Nationalspielers ins Gesamtbild. Denn den Treffer erzielte Gomez per Kopf, aber nicht nach der Art, die das Lehrbuch vorschreibt, also: mit der Stirn. Sondern mit dem Gesicht. Der Flankengeber, Jannes Horn, habe ihm den Ball "an die Nase geschossen", feixte der überaus gut gelaunte Gomez hinterher. Er fährt nun mit der vorläufigen Saisonbilanz von neun Toren zur Nationalelf, und das heißt: mit großem Selbstvertrauen. "Ich habe wieder das Gefühl, dass es jeden Moment klingeln kann", sagte er.

Dass die Partie am Mittellandkanal zum - für den Zuschauer - erwartet schweren Spiel wurde, hatte viel mit den Darmstädtern zu tun. Die rennen in der laufenden Spielzeit noch immer dem ersten Auswärtssieg hinterher, und wenn man den Auftritt in Wolfsburg zum Maßstab nimmt, so deutet nur wenig darauf hin, dass sie in ihren verbleibenden Ausflügen zu einem Dreier kommen können. Gegen Wolfsburg standen sie diszipliniert und geordnet, doch den Weg in die Offensive suchten sie nur, als es eigentlich schon zu spät war: in den letzten zehn Minuten. Bis dahin hatte Wolfsburgs Torwart Koen Casteels nur ein einziges Mal die Hände von den Hüften nehmen müssen - als der Startelf-Debütant Markus Steinhöfer im Strafraum zum Abschluss kam, aber dem Wolfsburger Keeper auf den Körper schoss. Unmittelbar vor Schluss wären die Darmstädter durch Sidney Sam fast noch zum Ausgleich gekommen. Doch sein Schuss verfehlte aus sechs Metern das Ziel.

Die Angst vor dem Abstieg ist in Wolfsburg verflogen

Angesichts der Wolfsburger Überlegenheit war es durchaus verwunderlich, dass die Hausherren überhaupt noch zur Stadionuhr blicken mussten. "Am Ende ist es egal. Wir mussten gewinnen, wir wollten gewinnen, und wir haben gewonnen", sagte Trainer Andries Jonker zwar nach seinem Heimdebüt als VfL-Coach. Aber: "Wir haben es uns selbst schwer gemacht und hatten am Ende sogar Glück".

Damit spielte er auf den großzügigen Umgang seines Teams mit den Chancen an. Nach 47 Minuten hätte der zur Winterpause geholte Niederländer Riechedly Bazoer auf 2:0 erhöhen können - doch nach einem Pass von Matchwinner Gomez verfehlte sein Linksschuss das Tor. Gomez selbst stand in der 55. Minute allein vor Darmstadts Torwart Daniel Heuer Fernandes, doch auch er verzog. Überdies konnten sich die Wolfsburger auch beschweren, dass ihnen ein Treffer zu Unrecht aberkannt worden war. Bei einer Flanke von Vierinha, die Paul-Georges Ntep (50.) eingeköpfelt hatte, hob der Linienrichter die Fahne. Er hatte die Hereingabe irrtümlicherweise hinter der Linie gesehen.

Doch auch so reichte es zum Sieg. Unter Jonker hat der VfL nun sieben von neun möglichen Punkten geholt, die Angst vor dem Abstieg ist nahezu verflogen - auch weil die Wolfsburger nun erkennbar eine Idee von dem Spiel haben, das sie bieten wollen. Bei den Darmstädtern, die in der verbleibenden Saison vierzehn Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz aufholen müssten, herrscht hingegen nur noch Trotz vor. "Wir sind noch nicht abgestiegen. Wir versuchen bis zum Ende alles", sagte Trainer Torsten Frings.

© SZ vom 19.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundesliga
:Umschwung in Bremen

Obwohl Gnabry und Kruse fehlen, nimmt Bremen den Zweiten RB Leipzig auseinander. Die Zuschauer feiern wie seit Jahren nicht.

Von Ralf Wiegand

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: