Fußball:Gegen Gibraltar «nichts zu verschenken»

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Köln (dpa) - Eine Test-Niederlage bringt Joachim Löw nicht aus dem Konzept - auch das 1:2 gegen Kumpel Jürgen Klinsmann nicht. Schon auf dem Flug an die Algarve zum Saisonabschluss mit programmiertem Wettballern gegen die Amateure aus Gibraltar war das USA-Spiel bereits abgehakt.

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Köln (dpa) - Eine Test-Niederlage bringt Joachim Löw nicht aus dem Konzept - auch das 1:2 gegen Kumpel Jürgen Klinsmann nicht. Schon auf dem Flug an die Algarve zum Saisonabschluss mit programmiertem Wettballern gegen die Amateure aus Gibraltar war das USA-Spiel bereits abgehakt.

Nicht aber manche Erkenntnisse einer unrunden Nach-WM-Saison. Mit insgesamt drei Niederlagen wird eine Spielzeit ohne Großereignis mit einem Negativrekord in der Ära Löw enden.

Auch beim letzten Heimspiel vor der Sommerpause in Köln fühlte sich Löw in mancher Einschätzung bestätigt, die eine Mahnung an seine müden Weltmeister notwendig macht. „Ich nehme grundsätzliche Dinge mit, vor allem für die nächste Saison. Es gibt Dinge, die wir weiterentwickeln müssen“, zog Löw vor der EM-Qualifikationspartie am Samstag (20.45 Uhr) im portugiesischen Faro schon eine Bilanz mit Blick Richtung Titeljagd in Frankreich 2016.

Auch Löw geht davon aus, dass sein Team in der EM-Ausscheidungsgruppe D seine Ausgangsposition gegen den krassen Außenseiter Gibraltar ohne Mühe verbessern wird. Der aktuelle Platz drei ist unbefriedigend. „Jetzt müssen wir es schaffen und wir werden das schaffen, die Konzentration hoch zu halten gegen Gibraltar und ein gutes Spiel zu machen“, sagte Löw. Gleich nach einem von Wetter-Turbulenzen begleiteten Flug ging es nach der Ankunft in Faro ins Teamhotel Conrad Algarve direkt am Atlantik. Das einzige Training mit allen 19 Akteure ist für Freitag angesetzt.

Der Bundestrainer schaut über den letzten Pflicht-Kick vor dem Sommerurlaub hinaus auf den schon viel beschworenen heißen Herbst, wenn es gegen Polen sowie in Schottland und Irland um das EM-Ticket geht. „In manchen Spielen fehlt mir bei manchen Spielern so ein bisschen diese Geilheit, ein Tor machen zu wollen. Das war auch schon vor der WM mal ein Thema. Wir haben es dann immer wieder geschafft, aber es ist schon noch ein Thema“, sagte der DFB-Chefcoach.

Teammanager Oliver Bierhoff wünscht sich in Faro ein Offensivspektakel: „Wir müssen auch auf das Torverhältnis gehen. Wir haben nichts zu verschenken“, sagte er. Kapitän Bastian Schweinsteiger will aber nicht krampfhaft die Torezahl in den Mittelpunkt stellen. „Es muss ein gutes Spiel her. Es muss nicht zweistellig sein.“ Schon im Hinspiel schafften es die UEFA-Neulinge vom Affenfelsen beim 0:4 in Nürnberg beim Weltmeister ein fades Gefühl der Unzulänglichkeit zu hinterlassen.

Eher professionell routiniert wurde die erste Heimniederlage der DFB-Geschichte gegen die USA und deren glücklichen Chefcoach Jürgen Klinsmann abgehakt. „Das ist nicht so befriedigend, aber man kann es erklären. Wir müssen sehen, dass wir im heißen Herbst die Kurve kriegen und wieder unsere Dominanz auf den Platz kriegen“, nannte auch Teammanager Oliver Bierhoff die Zielrichtung.

„An der Entschlossenheit im letzten Drittel müssen wir arbeiten im Hinblick auf die Spiele gegen Polen sowie in Schottland und Irland im Herbst“, betonte Schweinsteiger. Genau daran hatte es auch im Spiel gegen die USA mit den Toren von Mario Götze (12.) sowie Mix Diskerud (41.) und Bobby Wood (87.) für die US-Boys gemangelt.

Löw hatte im Herbst des WM-Jahres für die zweite Saisonhälfte eine Analyse und Zäsur angekündigt. Nach den drei Spielen 2015 gegen Australien (2:2), Georgien (2:0) und die USA ist aber auch der Gibraltar-Kick nur eine Zwischenstation. Perspektivisch plant Löw eine Taktik-Symbiose der WM-Turniere 2010 und 2014. „Wir sind eine Ballbesitzmannschaft geworden, 70, 80 Prozent Ballbesitz, das ist super. Was wir aber verloren haben, was wir 2010 hatten: Ballgewinn, blitzartig umschalten, Konter fahren. Diese Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen und Tore zu erzielen“, sagte Löw.

Diese Eigenschaften bestätigte der Bundestrainer seinem 75. Neuling, Patrick Herrmann. Der Gladbacher hatte eine frische Premiere gezeigt und kann sich schon in Faro Hoffnungen auf den nächsten Startelf-Einsatz machen. „Er hat den Abwehrspieler häufig unter Stress gesetzt. Das war seine Qualität heute. Das Tor hat er gut vorbereitet“, lobte Löw den 24-Jährigen.

Personell wird Löw gegen Gibraltar seine USA-Startelf gar nicht viel verändern. Jérôme Boateng kehrt in die Abwehr zurück, die angesichts der zu erwartenden Kurzarbeit wohl nur aus ihm und Shkodran Mustafi bestehen wird. Über die Außenbahnen sollen Sebastian Rudy und Jonas Hector den erwarteten Dauerdruck auf den Gegner mit hoch halten. Keiner der von Löw in Halbzeit zwei gebrachten Akteure konnte sich für einen Anfangsauftritt an der Algarve so richtig empfehlen.

Sami Khedira, künftig bei Juventus Turin, fehlte nach den erzwungenen Auszeitwochen bei Real Madrid sichtbar die Fitness. Lukas Podolski, weiter auf Suche nach einem Arbeitgeber, der ihm Einsätze verspricht, konnte sich auch nicht aufdrängen. „Wenn man nicht diesen Rhythmus hat, ist es schwierig, Topleistung zu bringen“, zog Podolski sein persönliches Fazit, das auch ein bisschen für das ganze Team Gültigkeit hatte.

Voraussichtliche Aufstellung gegen Gibraltar:

Zieler - Rudy, Mustafi, Boateng, Hector - Schweinsteiger, Gündogan - Herrmann, Özil, Schürrle - Götze

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