Fußball:FIFA-Kongress: Startplätze, WM-Vergabe und Ethiker im Fokus

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Manama (dpa) - Kurz nach dem neu entflammten Korruptionsskandal steht die FIFA vor einer richtungsweisenden Kongresswoche.

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Manama (dpa) - Kurz nach dem neu entflammten Korruptionsskandal steht die FIFA vor einer richtungsweisenden Kongresswoche.

Die Aufteilung der Startplätze für die erste XXL-WM, eine mögliche Quasi-Vergabe des Weltturniers 2026 im Eilverfahren und die drohende Ablösung der unbequemen Ethiker des Weltverbands bestimmen die Agenda in Manama.

FIFA-Präsident Gianni Infantino muss in Manama beweisen, wie ernst er die Reformbestrebungen wirklich nimmt. DFB-Präsident Reinhard Grindel wird am Dienstag erstmals den Deutschen Fußball-Bund bei der Sitzung des FIFA-Councils vertreten. Zwei Tage später treffen sich die FIFA-Mitgliedsländer zum Kongress in Bahrains Hauptstadt. Auch der Korruptionsskandal hält die FIFA nach dem Geständnis von Guams Verbandschef Richard Lai und dem Rücktritt von Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah weiter in Atem. Die Analyse der wichtigsten Themen:

WM-STARTPLÄTZE: Die Verteilung der Startplätze für die erste WM mit 48 Teilnehmern durch das FIFA-Council gilt als Formsache. Demnach würde Europa beim Weltturnier 2026 16 statt bisher 13 Teams stellen. Alle Konföderationen sollen mehr Plätze erhalten, größter Gewinner wäre Afrika mit einem Sprung von fünf auf neun Mannschaften.

Erstmals soll es ein Playoffturnier - ohne europäische Beteiligung - im Gastgeber-Land um die letzten zwei Plätze geben. Dieses „könnte in Zukunft als Ersatz für den Confed Cup und als eine Art Generalprobe für die WM ausgetragen werden“, sagte Grindel der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es bleibt abzuwarten, in welchem genauen zeitlichen Rahmen in dem Ausrichterland gespielt werden soll.“

WM-VERGABE: Die drei gemeinsamen Kandidaten USA, Mexiko und Kanada wollen das Bewerbungsverfahren um die WM 2026 beschleunigen. Sollte der Kongress dem Antrag des Trios folgen, würde dies einem Zuschlag gleichkommen. Die Anwärter müssten nur noch zu einem späteren Zeitpunkt nachweisen, dass sie die technischen Vorgaben erfüllen.

Auch wenn derzeit keine anderen Ausrichter in Sicht sind, würden die FIFA-Mitglieder das vorgesehene Bewerbungsverfahren untergraben. Er habe „durchaus Sympathie“ für die Bewerbung der drei Verbände, sagte DFB-Präsident Grindel. „Aber im Interesse von Good Governance sollte überlegt werden, ob eine Vorfestlegung wirklich klug ist, oder an einem geregelten Bewerbungsverfahren festgehalten werden sollte.“

FIFA-ETHIKKAMMER: Die unabhängigen Ethiker fürchten beim Kongress das Aus. Aus Insiderkreisen hieß es zuletzt, dass der Schweizer Chef-Ermittler Cornel Borbely und der deutschen Richter Hans-Joachim Eckert als Führung der renommierten Kammern ausgetauscht werden könnten. FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura wies dies zurück.

Intern soll Infantino sich und seine Council-Kollegen als „Geiseln“ der Kontrollgremien bezeichnet haben, was er öffentlich bestreitet. „Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely ihre Arbeit fortsetzen, weil sie zur Wiederherstellung der Integrität der FIFA einen entscheidenden Beitrag geleistet haben“, fordert Grindel.

COUNCIL-AUSSCHUSS: Der sogenannte Ausschuss der FIFA-Regierung darf bislang nur in „Angelegenheiten besonderer Dringlichkeit“ tätig werden. Diese Kompetenzen soll der Kongress mit einer Änderung der Statuten deutlich ausweiten. Das Council müsste Entscheidungen des Ausschusses danach nicht einmal mehr bestätigen. Eine Machtausweitung für FIFA-Präsident Infantino: Das Council hat insgesamt 37 Mitglieder. Im Ausschuss sitzen lediglich der Weltverbands-Boss sowie die sechs Chefs der Konföderationen, darunter die als Infantino-nah geltenden Aleksander Ceferin (Europa) und Ahmad Ahmad (Afrika).

KORRUPTIONSSKANDAL: Der Dauer-Skandal hält die FIFA weiter in Atem. Zuletzt gestand Guams Verbandschef Richard Lai vor einem New Yorker Gericht, Schmiergelder angenommen zu haben. Der US-Bürger war vor der vorläufigen Sperre durch die FIFA-Ethiker ausgerechnet Mitglied der FIFA-Audit- und Compliance-Kommission - die für Finanzprüfung zuständig ist. Zudem wird Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah in Manama nicht mehr im FIFA-Council vertreten sein. Der einflussreiche Multi-Funktionär wird durch das Geständnis von Lai indirekt belastet.

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