Fußball:Palästinenser: Fifa soll Siedler-Klubs aus Israels Fußball-Ligen ausschließen

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Palästinensische Jugendliche demonstrieren für ihr Recht, auch in der jüdischen Siedlung Maale Adumim Fußball spielen zu dürfen, während die Fifa über die weitere Zugehörigkeit von israelischen Clubs aus den besetzten Gebieten zum Spielbetrieb entscheidet. (Foto: AFP)
  • Die Palästinenser fordern vom Fußball-Weltverband Fifa den Ausschluss der Siedler-Klubs aus Israels Spielbetrieb.
  • Fifa-Funktionäre würden sich am liebsten wegducken - doch Druck kommt von allen Seiten.
  • UN-Sonderberater Willi Lemke hat in einem Gutachten bereits klargemacht, dass die "israelischen Siedlungen auf besetztem Gebiet nach internationalem Recht illegal sind".

Von Peter Münch

Von Hapoel Bikat Hayarden hat im Weltfußball wohl noch nie jemand gehört, auch nicht von Beitar Ironi Ariel oder von Beitar Givat Zeev. Dennoch stehen diese Klubs sowie drei weitere aus den unteren israelischen Ligen nun prominent auf der Tagesordnung des Fifa-Rats, der an diesem Donnerstag und Freitag in Zürich zusammenkommt.

Die Palästinenser fordern vom Fußball-Weltverband den Ausschluss der Vereine aus dem israelischen Spielbetrieb, weil sie in den jüdischen Siedlungen beheimatet sind; sie stammen also nicht aus Israel, sondern aus den besetzten Gebieten. Die Israelis wehren sich dagegen, und die Fifa-Funktionäre würden sich am liebsten wegducken vor diesem hochpolitischen Thema. Doch das geht nicht mehr, denn der Druck kommt von allen Seiten - nicht zuletzt von Willi Lemke.

Der frühere Manager von Werder Bremen und Senator der Hansestadt arbeitet seit 2008 für die Vereinten Nationen, wo er sich mit einem sperrigen Titel schmücken darf: Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Frieden und Entwicklung. In dieser Funktion hat Lemke nun mit Datum 7. Oktober eine Art Gutachten an die Fifa geschickt, in dem er mit Verweis auf UN-Resolutionen klarstellt, dass die "israelischen Siedlungen auf besetztem Gebiet nach internationalem Recht illegal sind".

Es gäbe einen Präzedenzfall

Zudem beruft er sich auf die Fifa-Statuten, die explizit festschreiben, dass "Mitgliedsverbände und ihre Klubs nicht auf dem Territorium eines anderen Mitgliedsverbandes ohne dessen Erlaubnis spielen dürfen". Lemke "verurteilt alle Aktionen, die diese Regeln brechen" und fordert von der Fifa "eine Lösung innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens". Seiner Stellungnahme zufolge kann diese Lösung nur ein Platzverweis für die Siedlervereine sein.

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Vor Lemke hatten das schon die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sowie mehr als 60 EU-Abgeordnete in einem Brief an den Fifa-Vorsitzenden Gianni Infantino gefordert. Doch die Fifa tut sich schwer mit einer Entscheidung, weil sie sich damit hineingezogen sieht in den unübersichtlichen Nahostkonflikt. Vor anderthalb Jahren schon wäre es fast zum Eklat gekommen, als der palästinensische Fußballverband beim Fifa-Kongress den Ausschluss Israels zur Abstimmung stellen wollte.

Abgewendet werden konnte das nur dadurch, dass eine Kommission eingesetzt wurde zur Klärung aller fußballerischen Streitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern. Der aus Südafrika stammende Kommissionsvorsitzende Tokyo Sexwale klagte dem Tagungsprotokoll zufolge noch beim diesjährigen Fifa-Kongress in Mexiko, dass das Thema der Siedlerklubs "eine heiße politische Kartoffel" sei, "zu heiß für uns einfache Fußball-Leute".

Dabei gäbe es einen Präzedenzfall: Die Uefa hatte es Russland nach Annexion der Krim untersagt, die vormals ukrainischen Klubs in der russischen Liga spielen zu lassen. Stattdessen wurde außerhalb des Fifa-Reglements eine eigene Krim-Liga gegründet. Nach diesem Vorbild wäre auch eine Siedler-Liga denkbar. In den israelischen Ligen drei bis fünf würden dann zwar ein paar Lücken klaffen. Doch immerhin wäre diese Lösung politisch korrekt, und dem Weltfußball würde auch nichts fehlen.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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