Maskenball:Bye bye, Wags

Lesezeit: 1 min

Die Zeit der sogenannten Super-Wags ist vorbei, die Generation der heutigen englischen Nationalspieler hat überwiegend unbekannte Jugendfreundinnen geheiratet. Schöne neue Zeit - oder?

Von Michael Neudecker, London

Victoria Beckham gilt gemeinhin als die Ur-Wag, allerdings hat die britische Times dieser Tage völlig zu Recht auch noch einmal an Cheryl Tweedy erinnert. Es gibt ein gekonnt inszeniertes Foto aus dem Jahr 2006, auf dem die Sängerin und Tänzerin Cheryl Tweedy neben ihrem damaligen Ehemann, dem Fußballer Ashley Cole, zu sehen ist, beide tragen Weiß, wobei Tweedy insbesondere den Ausschnitt tief und Coles Hand an der Hüfte trägt, während Cole mit Nichts unter dem weißen Jackett und einer wuchtigen Halskette zu gefallen weiß. Schon klar, ist etwas plump, sich über Wags, also "Wives and girlfriends", Spielerfrauen, lustig zu machen, aber das ist hier gar nicht das Thema. Die Zeit der Beckhams und Tweedys ist nämlich vorbei.

In der englischen Startelf beim ersten EM-Spiel gegen Kroatien, bemerkte die Times, sei nur ein einziger Single gewesen, der Verteidiger Tyrone Mings, von den anderen zehn Spielern seien acht entweder in Langzeitbeziehungen oder gleich verheiratet, viele von ihnen sogar mit ihren Jugendfreundinnen, die weder Sängerinnen noch Tänzerinnen sind. Was nun auch nicht unbedingt verwundert, zum Beispiel Jordan Pickford (zusammen mit Megan, seit sie sich mit 14 in der Schule in Sunderland kennenlernten) hat mit David Beckham in etwa so viel gemein wie Toni Kroos mit Mario Basler. Eine stabile Beziehung sei hilfreich für Profi-Sportler, verrieten Sportpsychologen dem Blatt, wobei nicht ganz klar wurde, inwiefern sich der Profisportler da vom Amateursportler oder Nichtsportler unterscheidet.

Ist aber auch egal, die Geschichte ist ja gut: Die Zeit der Super-Wags ist vorbei, eine Angelegenheit wie der "Fall Wagatha Christie" undenkbar (kurz gesagt, geht es dabei um einen immer noch anhaltenden Gerichtsstreit zwischen den Spielerfrauen Rebekah Vardy und Coleen Rooney um vermeintlich ausgeplauderte Geheimnisse, mehr muss man dazu nicht zwingend wissen). Die typische englische Spielerfrau 2021 hat mit dem mangelnden Torriecher des Ehemannes nichts zu tun. Anders als 2006. Da schieden die Engländer im Viertelfinale aus, danach sagten ein paar Spieler, der Rummel um all die Beckhams und Tweedys sei eine zu große Ablenkung gewesen. So einfach war das Leben als Fußballer damals noch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: