Nach WM-Debakel:DFB beruft prominent besetzten Expertenrat

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Das Gremium soll den Verband bei der Bewältigung der aktuellen Krise unterstützen. Auch die Suche nach einem Nachfolger für Oliver Bierhoff steht auf der Agenda.

Die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat nach dem WM-Debakel der Nationalmannschaft und dem Abgang von Geschäftsführer Oliver Bierhoff ein prominent besetztes Expertengremium berufen. Die Beratergruppe, der Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer, Oliver Mintzlaff, Oliver Kahn und Rudi Völler angehören, sollen den Verband bei der Bewältigung der Krise unterstützen. Das gab Präsident Bernd Neuendorf am Dienstag in Frankfurt/Main bekannt.

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Das Gremium soll dafür sorgen, dass sich der DFB und die Nationalmannschaft um Bundestrainer Hansi Flick mit Blick auf die EM 2024 in Deutschland aus dem Tief befreien. Schon in der Vergangenheit hatte der DFB nach sportlichen Misserfolgen oder Trainer-Rücktritten ähnliche Expertenrunden installiert.

Auch die Suche eines Bierhoff-Nachfolgers steht auf der Agenda. Der DFB hatte sich als Folge des erneuten Scheiterns der Nationalmannschaft in der WM-Vorrunde nach 18 Jahren von Bierhoff getrennt. Flick dagegen bleibt im Amt. Der Coach soll es bei der Heim-EM besser als in Katar machen.

Zusätzlich zum Expertenrat wird eine interne Arbeitsgruppe beim DFB mit Verbandsspitzen wie Generalsekretärin Heike Ullrich und EM-Turnierdirektor Philipp Lahm sowie der EM-Botschafterin Celia Sasic eingerichtet. "Dort werden wir uns alles anschauen, was den Arbeitsbereich von Oliver Bierhoff angeht, ob das stimmig ist", äußerte Neuendorf: "Wir werden schauen, wie wir künftig den Bereich aufstellen, um erfolgreich zu sein. Und wir werden selbstkritisch sein."

Beide Arbeitskreise sollen sich laut Neuendorf noch vor Weihnachten erstmals treffen und dann zu Beginn des nächsten Jahres ihre Arbeit aufnehmen. "Wir brauchen jetzt einen Schulterschluss und müssen die Kräfte bündeln, um die EM 2024 zu einem Erfolg werden zu lassen", betonte der DFB-Präsident.

Neuendorf räumt Kommunikationsfehler in "One Love"-Debatte ein

Gleichzeitig hat Neuendorf im Rückblick Kommunikationsfehler bei der Diskussion um die "One Love"-Kapitänsbinde eingestanden. "Wir hätten als Präsidenten der Europäer den direkten Draht zu Gianni Infantino suchen müssen, fragen müssen, wie die Haltung der Fifa ist, bekommen wir eine verbindliche Aussage", so Neuendorf: "Das ist mein Lerneffekt, mein Erkenntnisgewinn." Das Thema beschäftige ihn weiter.

Der DFB und weitere europäische Nationalverbände wollten während der WM in Katar mit der mehrfarbigen "One Love"-Binde als Symbol für Vielfalt und gegen Diskriminierung auflaufen. Der Weltverband Fifa untersagte das aber sehr kurzfristig und drohte sportliche Sanktionen an. Weil sich die Verbände an die FIFA-Anweisung hielten, war ihnen auch ein Einknicken vor Fifa-Präsident Gianni Infantino vorgeworfen worden. Eine verbindliche Aussage über den Umgang mit der Binde hatte der Weltverband vor dem Turnier dem Vernehmen nach nicht gegeben.

"Das hat mich insgesamt persönlich sehr beschäftigt", sagte Neuendorf. "Man fragt sich, ist es die richtige Entscheidung gewesen." Er glaube weiterhin, "man muss sich verdeutlichen, dass wir vor allem auch einen sportlichen Auftrag hatten, und das war, ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Wir haben immer gesagt, wir wollen einzelne Spieler und die Mannschaft nicht gefährden."

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