Fußball:Der große Machtkampf beim FC Barcelona

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Per Ausrede zum FC Barcelona: Ousmane Dembele (r) neben Präsident des FC Barcelona Josep Maria Bartomeu. (Foto: REUTERS)
  • Beim FC Barcelona ist der Ärger nach der chaotischen Transferphase groß.
  • Die Opposition sammelt nun Unterschriften gegen Präsident Josep María Bartomeu.
  • Sie strengt ein förmliches Misstrauensvotum an.

Von Javier Cáceres, Madrid

Am Samstag begann die gut zweiwöchige Frist, die den Präsidenten des FC Barcelona, Josep María Bartomeu, an den Rand der Entmachtung bringen kann. Bis zum 19. September hat die Opposition Zeit, 16 570 Unterschriften von (insgesamt 110 000) Vereinsmitgliedern zu sammeln - und damit ein förmliches Misstrauensvotum anzustrengen. Agustí Benedito, der sich 2015 erfolglos um das Präsidentenamt bemüht hatte, wirft Bartomeu allerhand vor: Unter anderem, ein Steuerdelikt des Klubs bei den Steuerbehörden eingestanden zu haben, um den eigenen Hintern zu retten; es ging um dubiose Zahlungen rund um die Verpflichtung des früheren Barça-Spielers Neymar junior.

Doch auch die vor Jahren mit Katar geschlossenen Deals spielen eine Rolle. Barça lief jahrelang Werbung für den Wüstenstaat, der ausgerechnet hinter Paris Saint-Germain steht, also dem Klub, der Neymar jr. für 222 Millionen Euro in Barcelona abgelöst hat. Und damit vielleicht tatsächlich dafür sorgt, dass auch Bartomeu abgelöst wird.

Dembélé hat sich "eine Ausrede gesucht"

Es dürfte nicht einfach werden, das Quorum zu erfüllen - zwei Drittel der Mitglieder müssten einem Misstrauensvotum zustimmen -; andererseits ist der Ärger der Mitglieder Barças nach dem chaotischen Transfersommer so groß, dass nichts ausgeschlossen ist. Zur Erinnerung: Neymar jr. ging, ohne dass das Präsidium es auch nur ansatzweise ahnte; bei den Versuchen, Ersatz zu besorgen, wurden Versprechungen gemacht und nicht gehalten sowie die Beziehungen zum FC Liverpool (wegen Mittelfeldspieler Coutinho) und Borussia Dortmund (wegen Stürmer Ousmane Dembélé) beschädigt.

Beide Profis blieben dem Training ihrer Mannschaften fern, Dembélé mit Erfolg. Reue verspürt er nicht. "Hätte ich nicht alles getan, was in meiner Macht stand, um bei Barça zu unterschreiben, würde ich es jetzt bereuen", sagte Dembélé, 20, der Zeitung Sport. "Ich habe mich entschieden, nicht zu trainieren. Ich wollte nicht. Ich habe mir eine Ausrede gesucht."

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Dortmund willigte bekanntermaßen ein, Dembélé ziehen zu lassen, für eine Ablösesumme von 105 Millionen, die sich durch Bonuszahlungen auf fast 150 Millionen summieren kann. Der brasilianische Nationalspieler Coutinho hingegen, der den Saisonstart wegen "Rückenschmerzen" verpasste und nun bei der Nationalelf brillierte, blieb in Liverpool.

Kaum hatte Barcelonas Geschäftsführer Albert Soler am Samstag in einer bizarren Rechtfertigungs-Pressekonferenz über den inflationären Transfermarkt gejammert und behauptet, die Operation sei an überzogenen Preisvorstellungen gescheitert ("Der FC Liverpool hat am Freitag 200 Millionen Euro verlangt"), kam ein Dementi aus England. Man habe Barça nie eine Forderung gestellt, sondern stets gesagt, dass Coutinho nicht verkauft werde - für kein Geld der Welt, hieß es beim FC Liverpool.

Präsident Bartomeu sagte die Unwahrheit

Das würde sich zumindest mit den öffentlichen Äußerungen der Liverpool-Verantwortlichen decken. Eine solche Kongruenz zwischen Wort und Tat sucht man bei Barcelona ähnlich vergeblich wie eine Linie bei der Personalpolitik.

Als es danach aussah, dass der Coutinho-Transfer scheitern würde, wurde Ángel Di María von Paris Saint-Germain kontaktiert. Es kursierte sogar das Gerücht, Mesut Özil vom FC Arsenal sei umgarnt worden. Das war wohl erfunden, andererseits wird Barças Führung alles zugetraut, seit Präsident Bartomeu in der entscheidenden Frage die Unwahrheit sagte.

Denn anders als von ihm in Interviews behauptet, hat Stürmer Lionel Messi seine Vertragsverlängerung nicht unterschrieben. "Wir müssen nur den protokollarischen Akt der Unterschrift vollziehen", beteuerte Soler, "ich möchte die Klubmitglieder beruhigen." Sollte Messi nicht unterschreiben, könnte er im kommenden Sommer wechseln - ablösefrei.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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