Fußball:Das Schweigen von Franz Beckenbauer

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Dortmund (dpa) - Rampenlicht lässt Franz Beckenbauer eigentlich nur ungern aus. Im Oktober zeigte sich der omnipräsente Fußball-Kaiser beim als "Global Summit" inszenierten Camp Beckenbauer, wie er am liebsten gesehen wird - Handshake mit IOC-Präsident Thomas Bach, neben DFB-Chef Wolfgang Niersbach.

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Dortmund (dpa) - Rampenlicht lässt Franz Beckenbauer eigentlich nur ungern aus. Im Oktober zeigte sich der omnipräsente Fußball-Kaiser beim als „Global Summit“ inszenierten Camp Beckenbauer, wie er am liebsten gesehen wird - Handshake mit IOC-Präsident Thomas Bach, neben DFB-Chef Wolfgang Niersbach.

Binnen einer Woche ist der 70-Jährige nun auf ganz unliebsame Weise in den Fokus gerückt: Als Angeklagter im FIFA-Ethikverfahren und Schlüsselfigur der dubiosen Millionen-Zahlung im Zuge seiner WM, dem Sommermärchen 2006. Sein Ruf als stets gefeierter Erfolgsmensch und Ikone steht in den kommenden Wochen endgültig auf dem Spiel.

Erst einmal taucht Beckenbauer derzeit völlig ab, verzichtet auf die große Bühne. Den fest geplanten Auftritt bei der Gala zur Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund am Freitagabend strich er aus dem Kalender, lässt sein Management die ungewohnte Sprachlosigkeit für ihn in Worte packen: Franz Beckenbauer wird sich bis auf weiteres nicht öffentlich äußern. Stattdessen wolle er der externen Untersuchungskommission des Deutschen Fußball-Bundes „Rede und Antwort“ stehen.

Schon das Verfahren vor der Ethik-Kommission, um seine mangelnde Kooperation im Zuge der Untersuchung der umstrittenen WM-Vergaben 2018 und 2022, fügte dem makellosen Bild der Lichtgestalt deutliche Kratzer zu. Die Rolle als Strippenzieher und Organisationschef bei der Bewerbung um die Weltmeisterschaft 2006 wirft allerdings noch deutlich mehr Fragen auf.

Im Zentrum steht ein kolportiertes Treffen von Beckenbauer mit FIFA-Boss Joseph Blatter Anfang 2002 in Zürich. Dabei soll es laut Niersbach zu einer Einigung für eine Überweisung von 6,7 Millionen Euro an die FIFA gekommen sein. Diese Zahlung habe der damalige Adidas-Chef und Beckenbauer-Intimus Robert Louis-Dreyfus vorgenommen.

So zeichnen nicht nur der angezählte Niersbach, sondern auch dessen Vorgänger Theo Zwanziger und auch der Organisationskomitee-Vize Horst R. Schmidt ein klares Bild: das eines Alleingangs Beckenbauers, der vorbei an den Gremien und offiziellen Wegen alles für eine erfolgreiche WM unternommen haben soll. „Die Zahlung wurde zugesagt, ohne dass dies vorher mit dem OK besprochen wurde“, berichtete Schmidt.

Doch ging es dabei um die Finanzierung der WM-Organisation, wie es Niersbach nach einem Treffen am Dienstag in Salzburg berichtete? Oder vielmehr doch um die Zeit, als der Zuschlag des stets skandalumtosten Exekutivkomitees erst noch ausstand? Dies suggeriert zumindest Zwanziger mit seiner jüngsten Einlassung im „Spiegel“. In einem Gutachten heiße es, dass Beckenbauer Louis-Dreyfus einen Schuldschein „auf sich persönlich ausgestellt“. Das Papier soll Beckenbauer „in seiner Tätigkeit im Rahmen der Bewerbung für die WM 2006“ unterzeichnet haben.

So steigt täglich der Erklärungsdruck. Seit Beginn der Affäre, die den deutschen Fußball in eine der größten Krisen seiner Geschichte stürzt, gibt es von Beckenbauer nur zwei dünne Statements. Vier Sätze, 60 Worte, keine Aufklärung. „Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren. Und ich bin sicher, dass dies auch kein anderes Mitglied des Bewerbungskomitees getan hat“, hieß es noch vergangenen Sonntag.

Inzwischen ist klar: Beckenbauer ließ andere zahlen - die Kosten muss er am Ende womöglich selbst bezahlen.

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