Cuiabá/Belo Horizonte (dpa) - Jetzt wollen Chiles Fußball-Helden dem taumelnden Weltmeister den K.o. verpassen! Mit einem Sieg gegen Spanien sollen die von höchster Regierungsstelle verordneten Feierlichkeiten in der Heimat verlängert und der Weg ins Achtelfinale geebnet werden.
Trainer Jorge Sampaoli gönnte seinen Spielern deshalb trotz des höchsten Auftaktsieges der „Roja“ bei einer WM seit 1962 nach der spätabendlichen Rückkehr ins WM-Camp nur eine kurze Verschnaufpause. „Wir brauchen ein kompletteres Spiel für die gefährlichen Gegner wie die, die kommen“, betonte der Coach.
Der heroenhafte Jubel in der Heimat über das 3:1 gegen Australien dürfte Trainer und Mannschaft nicht entgangen sein. Die Zeitung „El Mercurio“ widmete sich in einer Sonderbeilage auf zig Seiten dem Erfolg: „Chile gewinnt, genießt und begeistert in Cuiabá.“ Staatspräsidentin Michelle Bachelet rief nach dem Liveerlebnis in der Arena Pantana ihr Volk begeistert auf: „Alle Menschen in unserem Land sollten daheim und auf den Straßen feiern.“
Gar nicht auszudenken was passiert, wenn den Chilenen mit einem Sieg gegen die gedemütigten Spanier die Revanche für das 1:2 vor vier Jahren im Gruppenfinale und womöglich der vorzeitige Einzug unter die besten 16 Mannschaften bei der WM in Brasilien gelingen würde. Es wäre das dritte Mal nach 1998 und 2010. Besser schnitt Chile nur 1962 ab, als es das damalige Team auf Rang drei schaffte.
Allerdings dürfen präsidiale Freude und der Jubel in der Hauptstadt Santiago de Chile nicht darüber hinwegtäuschen, dass die von vielen als Geheimfavorit gehandelten Südamerikaner keineswegs überzeugend agierten. „Nach dem 2:0 haben wir uns ein bisschen ausgeruht“, meinte Alexis Sanchez. Der Stürmer vom FC Barcelona hatte die Führung (12. Minute) erzielt und das zweite Tor zwei Minuten später durch Jorge Valdivia vorbereitet.
Danach kamen die Australier durch Tim Cahill (35.) auf 1:2 heran. Erst in der Nachspielzeit machte der eingewechselte Jean Beausejour alles klar. Er ist der erste Chilene, der bei zwei Weltmeisterschaften getroffen hat. Vor vier Jahren gelang ihm das Siegtor im Auftaktspiel der „Roja“ gegen Honduras.
Als Gruppenzweiter hinter Spanien-Bezwinger Niederlande gehen die Chilenen nun am Mittwoch in die Partie gegen den Titelverteidiger. „Das ist ein Gegner, der verletzt ankommt“, sagte Torwart Claudio Bravo. „Wir wissen, dass sie mit viel Wut auf den Platz kommen werden“, meinte Arturo Vidal, der nach mehrwöchiger Verletzungspause gegen die „Socceroos“ von Beginn an spielte. Von seiner Bestform war der Mittelfeldmann von Juventus Turin aber noch ein Stück weit entfernt.
Sein 60-Minuten-Einsatz soll aber auch nur das Vorspiel gewesen sein für eine große WM. „Das alles dient der Vorbereitung für das, was noch kommt“, meinte Sampaoli. Das sind zunächst die Spanier. Dass deren Coach Vicente del Bosque bei der nachträglichen Videobetrachtung des Chile-Erfolges wegdöste, dürfte die Südamerikaner nur noch mehr anstacheln, die nach dem 1:5 gegen Holland wankenden Iberer auf die Bretter zu schicken.