Fußball-Bundesliga: der 5. Spieltag:"Er liebt diesen Trainer"

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Beim 5:1 der Bayern in Dortmund beweist Franck Ribéry: Bei ihm muss man nicht nur als Gegenspieler, sondern auch als Trainer auf alles gefasst sein.

Philipp Kreutzer, Dortmund

Diesen Laufweg kannte man von Franck Ribéry noch nicht. Gewöhnlich sprintet und dribbelt er in höchstem Tempo irgendwie die Seitenlinie herunter. Nach seinem wunderbaren Freistoßtreffer zum 3:1 in Dortmund jedoch stürmte der Flügelflitzer des FC Bayern plötzlich genauso blitzartig wie unerwartet zur Trainerbank. Weil der kleine Franzose dort auch noch ausgerechnet dem Übungsleiter Louis van Gaal jubelnd in die Arme gehüpft ist, gerieten diese Sekunden nicht nur zur großen Überraschung, sondern sogar zur Sensation des fünften Bundesliga-Spieltags.

Kurzzeitig ein Herz und eine Seele: Franck Ribéry und sein Trainer Louis van Gaal. (Foto: Foto: ddp)

Über das Verhältnis des leichtfüßigen Filous zum calvinistischen Zuchtmeister ist in den vergangenen Wochen viel gesprochen und geschrieben worden. Dem geplatzten Wechsel Ribérys zu Real Madrid folgte die Phase als beleidigte, ja sogar in jeder Hinsicht verletzte Leberwurst. Der Trainer rief seinen Star öfter mal im Training zur Ordnung und stichelte mit dem Hinweis, er könne sich den vor allem auf dem linken Flügel erprobten Franzosen auch gut zentral hinter den Spitzen vorstellen. "Zum ersten Mal ist mein Kontakt zu einem Trainer nicht positiv", jammerte Ribéry vor dem Dortmund-Spiel in einer französischen Zeitung.

Sehenswerter Lauf, präziser Abschluss

Mit der großen Versöhnungsgeste war also nicht unbedingt zu rechnen. Für Ribéry dagegen war sie eigentlich kaum erwähnenswert. Seinen sehenswerten Lauf zur Bank samt präzisem Abschluss begründete er so: "Ich war sehr glücklich über das Tor, und ich habe mich auch für van Gaal gefreut." Er habe nämlich nie ein Problem mit dem Trainer gehabt, aber "er hat seine Philosophie, und da ist es doch klar, dass wir uns aneinander gewöhnen müssen." Einem gedeihlichen Miteinander dürfte demnach also spätestens jetzt wirklich nichts mehr im Weg stehen.

Von Misstönen war nach dem grandiosen Sieg in Dortmund auch bei den übrigen Bayern nichts mehr zu hören. Außer bei Uli Hoeneß natürlich, doch der wütete in anderer Angelegenheit. Ansonsten herrschten Zufriedenheit und Harmonie vor. Van Gaal ließ sich auf dem Weg zum Mannschaftsbus Arm in Arm und herzlich lächelnd mit Bayern-Fans fotografieren, auch freundliche Tipps hatte der sonst so strenge Trainer parat: "Du musst es mehr spannen", riet er einer jungen Anhängerin, als er sich mit einem Filzstift auf deren T-Shirt verewigen sollte.

So entspannt wie zunächst das Hemd war auch der Niederländer, und das war nicht nur darauf zurückzuführen, dass er den Aufprall eines Ribéry auf seinem Körper unbeschadet überstanden hatte. Es sei zwar schwer gewesen, stehen zu bleiben, räumte er augenzwinkernd ein. Doch es freue ihn immer, wenn Spieler Tore mit ihm feierten. Was aber laut van Gaal im speziellen Fall des Franzosen gar nicht überraschend sei. Denn: "Franck Ribéry hat heute gezeigt, dass er diesen Trainer liebt."

Manchmal mag der Trainer eben nur noch ironisch über sein Verhältnis zu diesem besonderen Fußballer sprechen. Schuld daran sind - natürlich - die Medien: "Die haben das Ganze erst wichtig gemacht", fuhr van Gaal fort, inzwischen in den Ernsthaft-Modus zurückgewechselt: "Franck ist noch nicht fit, das weiß ich, und das weiß auch Franck. Aber die Medien haben eine andere Meinung."

Vom Spiel dagegen sprach der Coach ganz ohne Anklage: "Ich freue mich über schöne Tore nach einer schweren Woche." Schwer war es nicht nur wegen der Dauerfehde mit Ribéry. Sondern auch, weil viele Bayern-Akteure bei ihren Nationalmannschaften weilten, was die Vorbereitung auf die Dortmund-Partie erschwerte. Zumindest in der ersten Hälfte wirkte der FC Bayern phasenweise so, als hätte er das Üben in der vergangenen Woche gleich ganz eingestellt. Dass es nach Toren des Ex-Bayern Mats Hummels (10. Minute) und des ansonsten wirkungslosen Mario Gomez (36.) gegen starke Borussen zur Pause 1:1 stand, schmeichelte den Bayern.

"Deutscher Meister wird nur der FCB!"

"Wir haben aus unserer guten ersten Hälfte zu wenig Kapital geschlagen", war für BVB-Trainer Jürgen Klopp denn auch ausschlaggebend dafür, dass für sein Team die beeindruckende Serie von 19 Heimspielen ohne Niederlage endete. Mit den eingewechselten Ribéry und Thomas Müller überspielten die nun total offensiven Bayern nach dem Wechsel einfach ihre Abwehrschwächen. Bastian Schweinsteiger (49.), Ribéry (65.) sowie Müller (78. und 88.) sorgten für Begeisterung bei den Bayern-Fans, die gleich mal intonierten: "Deutscher Meister wird nur der FCB!"

Was denn nun den Ausschlag gegeben habe für dieses deutliche Resultat, wollte einer wissen, der van Gaal auf dessen Weg zum Bus begegnete: "War das Bayerns Stärke, oder lag es daran, dass Dortmund nach der Pause so schwach war?" Des Trainers Antwort: "Es war unsere individuelle Klasse in der zweiten Halbzeit." Aus dem Munde des Mannes, der sonst unaufhörlich den Stellenwert des Kollektivs betont, ist das eine bemerkenswerte Aussage.

Beinahe so überraschend wie Ribérys Laufweg.

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