Dass Uli Hoeneß vor Bundesliga-Spielen gerne lästert, motzt und schimpft, das gehört mittlerweile dazu wie die Bratwurst zur Halbzeitpause. Ungewöhnlich an diesem Samstag war indes, dass der Sportdirektor der gegnerischen Mannschaft neben Hoeneß stand und nicht ungläubig mit dem Kopf schüttelte, sondern ihm beipflichtete.
"Wenn ich Hamburg wäre, würde ich in so einer Situation gegen die Wand springen", legte Hoeneß vor der Partie bei Borussia Dortmund los - mit Blick auf die HSV-Spieler Collin Benjamin und Paolo Guerrero, die nach ihren Länderspieleinsätzen mit Kreuzbandverletzungen zurückkehrten. "Wenn wir so weitermachen, dann geht der Fußball kaputt. Das kann doch überhaupt nicht sein." Hoeneß wetterte nicht etwa gegen Dortmund oder andere Kontrahenten, er schimpfte auf die Länderspiele gegen Südafrika und Aserbaidschan, die in der vergangenen Woche ausgetragen wurden.
Der Hintergrund aus Bayern-Sicht: Miroslav Klose reiste nicht mit nach Dortmund, obwohl er für Deutschland zwei Tore erzielt hatte. Er sei noch nicht zu 100 Prozent fit und werde deshalb ein einwöchiges Aufbauprogramm absolvieren, kündigte der Nationalstürmer am Freitag in Absprache mit Trainer Louis van Gaal an.
"Solche Länderspiele sind doch Kokolores. Aserbaidschan, Liechtenstein. Die Stadien sind nicht einmal ausverkauft", schimpfte Hoeneß weiter. "Es gibt eine Regel: Wer bezahlt, schafft an, und wir bezahlen die Spieler!" Er forderte, eine Vorqualifikation einzuführen, um keine Qualifikationsspiele gegen die sogenannten kleinen Mannschaften mehr austragen zu müssen. "Wenn ich gegen Aserbaidschan spiele, kann ich auch gegen den FC Tegernsee spielen."
Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc stimmte ein: "Eine Woche Vorbereitung bekommen die Nationalmannschaften. Sehen Sie mal Nelson Valdez in die Augen. Der hat kaum geschlafen und überhaupt nciht mit uns trainert." Der Spielplan müsse geändert werden, Länderspiele während der laufenden Saison seien ein Unding. "Das muss sich dringend etwas ändern". sagte Hoeneß - und gab seinem Beipflichter Zorc die Hand.