Fußball-Bundesliga:Augsburg feiert, Schalke schiebt Frust ‎

Lesezeit: 5 min

Der FC Augsburg schafft den ersten Sieg in der Bundesliga. Kaiserslautern gewinnt eine turbulente Partie auf Schalke, Stuttgart besiegt Hoffenheim und Nürnberg hat gegen Wolfsburg nicht nur eine Niederlage, sondern auch eine ärgerliche Verletzung zu beklagen.

Die Spiele im Überblick.

Nach dreizehn Minuten sah es schlimm aus für Hertha BSC, und es wurde auch nicht besser. Der Aufsteiger ging beim FC Bayern München mit 0:4 unter und hatte Glück, dass manch ein Münchner angesichts vieler Ex-Kollegen im Berliner Kader offenbar Mitleid entwickelte. Das traf allerdings nicht auf Franck Ribéry zu: Der beste Bayer des Tages bereitete zwei Tore vor und traf einmal selbst.

Der FC Augsburg darf sich über seinen ersten Bundesliga-Sieg freuen - die Schwaben gewannen mit 1:0 beim FSV Mainz 05. (Foto: dapd)

Bereits nach fünf Minuten stand es 1:0 für den FC Bayern. Ribéry passte von links in die Mitte auf Gomez, der tunnelte zwei Herthaner und traf mit einem Kullerball ins linke untere Eck. Nur zwei Minuten später war der Franzose dann nach einer Hereingabe von Boateng vor Verteidiger Christian Lell am Ball und schoss das 2:0, bevor er wenige Minuten später Schweinsteiger das 3:0 auflegte (13.).

Im Anschluss verpassten die Münchner trotz vieler Chancen - unter anderem durch Müller (35./40.), Gomez (40.) und Boateng (43.) - eine höhere Führung vor der Halbzeit. Und auch danach begnügten sie sich letztlich mit dem 4:0: Nationalstürmer Gomez erzielte per Foulelfmeter sein zehntes Saisontor (69.). Gomez und Lahm vergaben weitere gute Möglichkeiten. Manuel Neuer ist in der Liga seit nunmehr 748 Minuten ohne Gegentor. Dabei hatte er Glück, dass Andre Mijatovic drei Minuten vor Schluss aus fünf Metern über das Tor schoss.

69.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena wurden ansonsten Zeugen eines deutlichen Klassenunterschieds. Der Auftritt beim ehemaligen Verein endete besonders für Hertha-Coach Markus Babbel sowie die früheren Bayern-Profis Andreas Ottl, Christian Lell und Thomas Kraft ernüchternd. Bevor der Hertha-Keeper den ersten Schuss halten konnte, musste er den Ball dreimal aus dem eigenen Tor holen. Mit einigen Paraden verhinderte Kraft später Schlimmeres. Zum Ende nahm Bayern-Trainer Heynckes Müller, Lahm und Gomez vom Feld, um sie für das Champions-League-Spiel am Dienstag beim SSC Neapel zu schonen.

Das ebenfalls in der Champions League antretende Bayer Leverkusen spielte glücklich 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach. Meister Borussia Dortmund hatte bereits am Freitag 2:0 gegen Werder Bremen gewonnen.

Ein anderes Team aus Bayern war ebenfalls erfolgreich - und das zum ersten Mal überhaupt: Der FC Augsburg kann seinen ersten Saisonsieg vorweisen. Der Aufsteiger gewann beim FSV Mainz 05 mit 1:0 (0:0). Jan-Ingwer Callsen-Bracker verwandelte in der 88. Minute einen Foulelfmeter zum entscheidenden Treffer. Für Mainz wird die Situation nach der siebten Begegnung in Folge ohne Sieg immer bedrohlicher.

"Ich hoffe, dass wir jetzt einige Mäuler gestopft haben und die Unkenrufe nach unserer Bundesliga-Tauglichkeit aufhören", sagte Augsburgs Verteidiger Axel Bellinghausen. Beiden Mannschaften war die Verunsicherung nach dem bislang schlechten Saisonverlauf deutlich anzumerken. Mainz tat sich in der Offensive schwer, Augsburg beschränkte sich auf eine stabile Defensive und sporadische Angriffe. Pech hatten die Gastgeber vor 30.195 Zuschauern, als Pospech (26.) nur die Latte traf und Schiedrichter Marco Fritz die vermeintliche Führung durch Nicolai Müller (42.) nicht anerkannte, weil Eric Maxim Choupo-Moting im Abseits stand. Kurz vor Schluss traf Augsburgs Mölders den Pfosten. Dann foulte Bo Svensson Bellinghausen im Strafraum - Callsen Bracker verwandelte zum 0:1 Endstand.

Schalke 04 hat den ersten Rückschlag unter dem neuen Trainer Huub Stevens erlitten und den Sprung auf den zweiten Platz in der Fußball-Bundesliga verpasst. Die Königsblauen verloren nach einer schwachen Leistung vor 61.673 Zuschauern in der ausverkauften Schalker Arena gegen den 1. FC Kaiserslautern 1:2 (0:1). Die klug konternden Pfälzer verließen durch den ersten Auswärtssieg der Saison die Abstiegsplätze.

Christian Tiffert brachte die Gäste in einem hektischen Spiel in Führung (30.). Der Kapitän verwandelte einen Foulelfmeter, nachdem Schalke-Keeper Ralf Fährmann Dorge Kouemaha im Strafraum gefoult und dafür Rot gesehen hatte. Dem Ausgleich durch Klaas-Jan Huntelaar - ebenfalls per Elfmeter (62.) - war eine umstrittene Entscheidung von Schiedsrichter Peter Sippel vorausgegangen: Innenverteidiger Rodnei ging zusammen mit Schalkes Jose Manuel Jurado zu Boden - Sippel zeigte wieder auf den Punkt und stellte Rodnei vom Platz.

Das verdiente Siegtor für Lautern gelang Kouemaha (72.). "Wir haben uns auch durch die sehr harte Entscheidung beim Elfmeter gegen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch der Schiedsrichter konnte uns heute nicht stoppen. Es gibt keine zwei Meinungen, wer hier das bessere Team war. Wir haben einen erneuten Schritt nach vorne gemacht", sagte Lauterns Trainer Marco Kurz erleichtert.

Schalkes Torschütze Huntelaar konnte seine Enttäuschung nicht verbergen: "Wir haben nicht gut angefangen. Wir waren nicht aggressiv genug. Das hat sich nach der Pause geändert, aber leider haben wir trotzdem nicht gewonnen."

Bayern in der Einzelkritik
:Souverän wie die Klitschkos

Philipp Lahm wird gegen seine alten Kollegen vom Mitleid geschüttelt, Mario Gomez trifft sogar mit Hoppelschüsschen, Jérôme Boateng gewinnt ein tunesisches Essen. Und Thomas Müller? Der braucht ganz dringend Spielpraxis. Die Bayern beim 4:0 gegen bemitleidenswerte Herthaner in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Mit Toren von Shinji Okazaki (48.) und Pavel Pogrebnyak per Elfmeter (77.) gewann der VfB Stuttgart sein Heimspiel gegen den Lokalrivalen 1899 Hofffenheim. Die TSG blieb damit auch in der siebten Bundesliga-Begegnung gegen den VfB sieglos. Zudem war es das dritte Spiel in Serie ohne Torerfolg. Für Stuttgart ist es der vierte Sieg aus den letzten fünf Spielen.

Bayern in der Einzelkritik
:Souverän wie die Klitschkos

Philipp Lahm wird gegen seine alten Kollegen vom Mitleid geschüttelt, Mario Gomez trifft sogar mit Hoppelschüsschen, Jérôme Boateng gewinnt ein tunesisches Essen. Und Thomas Müller? Der braucht ganz dringend Spielpraxis. Die Bayern beim 4:0 gegen bemitleidenswerte Herthaner in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Fröttmaning

"Wir haben in diesem Jahr fast 50 Punkte geholt, das ist eine riesige Bilanz. Es macht Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. Aber wir wissen auch, dass wir noch an vielen Stellschrauben drehen müssen", sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia. Sein Gegenüber auf der Hoffenheimer Bank, Holger Stanislawski, kündigte indes Konsequenzen an: "Wer es nicht begreift, muss es von draußen angucken das nächste Mal. Die Klarheit vorne fehlt, da werden wir dran arbeiten müssen."

Nach der ersten Halbzeit stand es vor 55.000 Zuschauern zwar noch 0:0, doch Aufregung gab es reichlich. Gleich in der vierten Minute jubelten die Schwaben, nachdem Arthur Boka mit einem Fernschuss an Torwart Tom Starke scheiterte und Cacau mit einem Abstauber traf. Schiedsrichter Babak Rafati erkannte jedoch auf Abseits des Nationalstürmers und gab den Treffer nicht.

In der zweiten Hälfte startete Stuttgart stark. Shinji Okazaki hatte Zeit genug, eine Freistoßflanke von Hajnal im Strafraum anzunehmen und kühl zum 1:0 an Starke vorbeizulegen. Das Team von Labbadia zog sich jetzt zunehmend zurück. Hoffenheim blieb allerdings schwach. Vorsah foulte Pogrebnyak knapp zehn Minuten vor dem Ende im Strafraum und der Russe verwandelte sicher zum 2:0.

Mit Glück hat der VfL Wolfsburg zum dritten Mal in Folge zu Hause gewonnen: Torwart Diego Benaglio und der doppelte Torschütze Mario Mandzukic retteten ein knappes 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Nürnberg: "Er war heute in sehr guter Verfassung", lobte Trainer Felix Magath den Doppel-Torschützen. "Er hat uns gemeinsam mit Benaglio das Spiel gewonnen."

Die VfL-Tore erzielte der auch kämpferisch starke Mandzukic per Kopf (24.) und per Foulelfmeter (83.). Die Treffer des kroatischen Nationalspielers reichten den Gastgebern, weil Nürnberg vor 27.112 Zuschauern lediglich zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch Christian Eigler (70.) kam. Der verletzte sich bei seinem Torschuss so schwer, dass er anschließend ausgewechselt werden musste.

"Ich kann das schwer akzeptieren", klagte Nürnbergs Coach Dieter Hecking: "Wir müssen nicht nur 45 Minuten so agieren wie in der zweiten Halbzeit, sondern 90 Minuten." Die Wolfsburger waren gegen den Gast aus Franken insgesamt die aktivere und gefährlichere Mannschaft. Nur nutzten sie ihre Chancen nicht konsequent und mussten bis zu Mandzukic' fünftem Saisontor zittern.

Der Spielaufbau des VfL lief vor allem über die rechte Seite mit Ashkan Dejagah. Der Deutsch-Iraner bereitete mit einer Flanke auch das Führungstor durch Mandzukics Kopfball vor - dabei sah FCN-Keeper Alexander Stephan nicht gut aus. Dass der VfL nicht mehr Tore schoss, lag dann aber doch vor allem am später starken Schlussmann, der etwa gegen den eingewechselten Thomas Hitzlsperger (55.) gut parierte. Beim Strafstoß von Mandzukic nach Foul von Mike Frantz an Dejagah war er machtlos.

Die Nürnberger kamen erst spät zu gefährlichen Angriffen. Ihre besten Chancen besaßen die Franken nach einer halben Stunde, als Torjäger Tomas Pekhart an VfL-Keeper Benaglio und unmittelbar danach Alexander Esswein am Pfosten scheiterten. Nach dem Wechsel gab es die beste Möglichkeit durch den Schuss von Markus Feulner (53.), den Benaglio ebenso parierte wie später gegen Esswein (74.).

© sid/dpa/dapd/moe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: