Fußball:Brisantes Bayern-Finale: Meister-Balkon - und dann?

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München (dpa) - Böllerschützen, Blaskapellen, Balkon - und dann? Der erste Korso von Pep Guardiola mit der Schale durch München könnte für einige Meister-Bayern zur Abschiedsfahrt werden.

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München (dpa) - Böllerschützen, Blaskapellen, Balkon - und dann? Der erste Korso von Pep Guardiola mit der Schale durch München könnte für einige Meister-Bayern zur Abschiedsfahrt werden.

Denn während sich der deutsche Fußball-Rekordmeister zur nächsten Titelfeier und der Tour auf dem Truck herausputzt, wird vor dem Liga-Finale gegen den VfB Stuttgart munter über die Perspektiven von Torjäger Mario Mandzukic, WM-Torschützenkönig Thomas Müller, Rekordtransfer Javi Martínez und weitere Personalien spekuliert.

„Wenn sich ein Spieler bei Bayern München nicht wohlfühlt, muss er zu mir ins Büro kommen. Dann muss man darüber sprechen“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der Bild-Zeitung. Dort wurde für die „Frust-Bayern“ schon der „Knall-Faktor“ auf einer Skala eingeordnet. Ob Müller, Martínez, Mandzukic, Mario Götze oder Xherdan Shaqiri: Alle hätten natürlich gerne eine wichtigere Rolle in der kontrovers diskutierten Saison eingenommen. Vor Wochen wurde die Spielzeit des Club-Weltmeisters noch allorten gerühmt, nach der Real-Demütigung flugs entwertet. Die Abschlussnote gibt es nach dem brisanten Pokalendspiel gegen Borussia Dortmund am 17. Mai.

„Ich finde dieses Motzen zum Kotzen“, schimpfte Rummenigge auf der schlagzeilenträchtigen außerordentlichen Jahreshauptversammlung. Irgendwie scheint der FC Bayern zum Gefangenen seiner glorreichen Triple-Saison geworden zu sein. Auch dem verurteilten Steuersünder Uli Hoeneß gefielen die Rügen an seinem Herzensclub

gar nicht: „Wenn ich den FC Bayern irgendwann hätte malen müssen, dann hätte ich ihn so gemalt, wie er sich jetzt darstellt.“ Dass die Linienführung im kunstvollen Gemälde aber nicht überall gleich filigran ist, steht spätestens seit der Demontage durch den spanischen Rekordmeister fest - und das liegt nicht nur am schnelllebigen Fußball-Geschäft.

Man sei noch in der „Analysephase“, betonte Sportvorstand Matthias Sammer. Guardiola, dessen Rotationen, Taktiken und Ideen von Manuel Neuer über Philipp Lahm bis hin zu Götze dieser Tage immer wieder verteidigt wurden, warf mit Blick auf die neue Saison selbst Fragen auf. „Wir müssen uns Gedanken machen, ob das“ - er bezog sich auf sein unumstößliches Fußballsystem - „mit diesen Spielern das beste Rezept ist.“ Ballbesitzfußball ist sein Dogma. Kompromisse, ob mit klassischer Doppelsechs oder echter Neun, hat der Spanier seiner Ansicht nach genug gemacht.

Geld für neues Pep-Personal ist auf jeden Fall reichlich da. Bislang stehen die Neuzugänge von Dortmunds Stürmerstar Robert Lewandowski und Frankfurts Sebastian Rode fest. Das wird es aber noch nicht gewesen sein. „Das ist eine Frage, die sich einem Club wie dem FC Bayern München jedes Jahr stellt. Und bislang hat der Verein auch immer noch die richtige Antwort gefunden“, erklärte Kapitän Lahm in der „Sportbild“.

Wer geht, wird die Inventur zeigen. Verträge bleiben dem FC Bayern heilig: Bis auf Toni Kroos sind alle Leistungsträger langfristig an den Club gebunden. Zuletzt verlängerte Nationaltorhüter Neuer (Es ist ja jetzt nicht alles schlecht. Wir haben gute und schlechte Zeiten in dieser Saison erlebt) gar bis ins Jahr 2019. Bei der Kaderplanung darf der Club-Weltmeister nicht außer Acht lassen, dass einige Triple-Heroen schon um die 30 Jahre alt sind.

Der Oberbayer Müller wird trotz Lockrufen aus England wohl weiter für die Münchner angreifen. Mandzukic kündigte an, die Öffentlichkeit „bald alles wissen“ zu lassen. Der Verbleib von Claudio Pizarro ist eng an die berufliche Zukunft von Mandzukic geknüpft. Diego Contento wird nicht mehr gebraucht, Daniel van Buyten hat den Zenit überschritten. Kroos, der mehr Geld verdienen will, mag sich im Sommer über seinen Arbeitsplatz entscheiden. Martínez erhofft sich ein Ende der Pendelei zwischen Mittelfeld, Abwehr und Ersatzbank; der Wechsel zum FC Barcelona könnte ein Lösungsansatz für den 40-Millionen-Mann sein.

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