Teresópolis (dpa) - Mit Mexiko hat Brasiliens Wirbelwind Oscar noch eine dicke Rechnung offen: Die Schmach beim verlorenen Olympia-Finale von 2012 gegen den lateinamerikanischen Rivalen sitzt noch immer tief.
Als Model für Unterwäsche und Jeans räkelt sich Oscar neuerdings auf Werbeplakaten für die gleiche Modemarke wie David Beckham und Cristiano Ronaldo. Mit feindefinierten Muskeln am nackten Oberkörper. Auf die Frage, ob bei der Kampagne da etwas mit dem Fotoshop nachgeholfen wurde, wollte Brasiliens Angreifer nicht so richtig eingehen. „Das war eine gute Session, ich habe mich dabei wohlgefühlt. Es gibt viele Fotos in den Städten, vor allem in São Paulo“, sagte der 22-Jährige vom FC Chelsea stolz. Noch ist Oscar kein Weltstar wie Beckham oder Ronaldo - aber bei der Fußball-WM hat er bisher eine hervorragende Figur abgegeben.
Dabei konnte das 66-Kilo-Leichtgewicht nach dem 3:1-Auftaktsieg der Seleção gegen Kroatien, als es im grellen Flutlicht sein Trikot auszog, nicht unbedingt mit auffälligen Sixpacks glänzen. Aber mit seiner Spielbilanz: Ein Treffer mit der Pike in der Nachspielzeit, ein Assist für Neymar, eine Vorlage für Fred, als dieser fiel und einen Elfmeter bekam. „Ich hoffe, dass ich noch mehr Tore schießen und sie meiner Frau und meiner Tochter widmen kann“, sagte Oscar vor dem zweiten Vorrundenspiel gegen Mexiko. Gattin Ludy brachte Töchterchen Julia am 5. Juni zur Welt, der Brasilianer hatte deshalb das Trainingscamp „Granja Comary“ in Teresópolis verlassen dürfen.
Mit den Mexikanern hat Oscar noch eine Rechnung offen: Der frühere Profi des FC São Paulo und SC Internacional stand 2012 in London im Olympia-Finale gegen den lateinamerikanischen Rivalen, als Brasilien endlich einmal Gold gewinnen wollte. Das prestigeträchtige Spiel ging aber mit 1:2 verloren. Beim Confederations Cup im vergangenen Jahr stand der 32-fache Nationalspieler (10 Tore) immer in der brasilianischen Startelf.
„Felipão vertraut mir seit langer Zeit“, sagte Oscar. Die Beharrlichkeit, mit der Luiz Felipe Scolari an seinen Spielern festhält, ist typisch für den Nationaltrainer. Oscar agierte in den letzten Testspielen eher unauffällig und viele Experten sahen schon seinen Chelsea-Kollegen Willian in der Startformation. „Ich war sehr ruhig. Aber nicht nur Willian, auch Ramires oder Hernanes sind sehr gut. Wenn ich schlecht spiele, werden Willian, Hernanes oder Ramires an meiner Stelle spielen. Es gibt keine Stammspieler“, sagte der Profi mit einem Marktwert von über 30 Millionen Euro zu seinen internen Konkurrenten.
Die Geburt seiner Tochter scheint Oscar zusätzlich Beine gemacht zu haben. Ob er seinen Kritikern etwas beweisen wollte? Scolari schüttelte den Kopf: „Er muss niemand etwas beweisen. Er ist ein guter Spieler und eine sehr nette Person.“ Gegen Kroatien wirbelte Oscar auf dem rechten Flügel, normalerweise wird er eher im Angriffszentrum eingesetzt. Das Auftaktspiel sei „die erste Schlacht“ gewesen: „Wir verfolgen weiter unser Ziel.“ Oscar dos Santos Emboaba Júnior will Brasilien natürlich zum WM-Titel verhelfen. Und nicht nur als Model gut aussehen.