Fußball:Ära Beiersdorfer beim HSV beendet

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Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV trennt sich von seinem Chef Dietmar Beiersdorfer. Der Aufsichtsrat des Vereins habe einstimmig die Abberufung des 53-jährigen beschlossen, teilte der HSV mit.

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Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV trennt sich von seinem Chef Dietmar Beiersdorfer. Der Aufsichtsrat des Vereins habe einstimmig die Abberufung des 53-jährigen beschlossen, teilte der HSV mit.

Die Führung des krisengeplagten Clubs werde von Mittwoch an der ehemalige Frankfurter Vereinschef Heribert Bruchhagen übernehmen. Schon zuvor hatten die „Bild“-Zeitung und das Fachmagazin „Kicker“ über den Wechsel an der Spitze des Tabellen-16. berichtet, über den schon seit einiger Zeit spekuliert wurde.

„Der Aufsichtsrat hat sich bereits seit längerem mit der Frage beschäftigt, wie die Führungsstruktur der HSV Fußball AG aufgestellt sein muss“, wurde Aufsichtsratschef Karl Gernandt in der Mitteilung zitiert. „Das letzte halbe Jahr hat uns gezeigt, dass wir noch nicht auf dem Level angekommen sind, das wir uns als Ziel gesetzt haben.“

Beiersdorfer war im Sommer 2014 zum Chef der neu gebildeten Fußball-AG des HSV berufen worden. Sein Vertrag galt noch bis Ende Juni 2018. Seit Mai dieses Jahres hatte er auch die Aufgaben des Sportchefs übernommen. „Ich bin darüber natürlich sehr enttäuscht“, sagte der 53-jährige Franke. Die Entscheidung des Aufsichtsrates sei ihm im persönlichen Gespräch und auch schriftlich mitgeteilt.

Auch die beiden ersten Saisonsiege in Darmstadt und zuletzt gegen den FC Augsburg konnten an der Entscheidung des Kontrollgremiums gegen Beiersdorfer nichts mehr ändern. Die jüngste sportliche Trendwende dürfe „den Blick für die unzufrieden stellende Gesamtsituation nicht verstellen“, sagte Gernandt.

Der 68-jährige Bruchhagen war seit Wochen als möglicher Kandidat für den Chefposten beim HSV gehandelt worden. Er war bereits von 1992 bis 1995 als Manager für die Hamburger tätig. Zuletzt führte der ehemalige Zweitliga-Profi 13 Jahre lange die Frankfurter Eintracht, ehe er im Sommer zurücktrat und seither als TV-Experte für Sky arbeitete.

„Dieser Schritt war bei meinem Abschied in Frankfurt sicherlich nicht vorgesehen“, sagte Bruchhagen. „Aber wenn der HSV anfragt, dann stellt sich für jeden, der im Bundesliga-Management tätig war, die Frage einer Zu- oder Absage gar nicht. Da ist eine Zusage Pflicht.“

Zu Bruchhagens ersten Aufgaben gehört es laut Gernandt, „einen Sportdirektor an Bord zu holen“. Dieser solle mit Trainer Markus Gisdol die Mannschaft weiter voranbringen. Mit der möglichen Verpflichtung Bruchhagens könnte nun ein Engagement Horst Heldts als Sportdirektor wieder akut werden. Der frühere Schalker Manager hatte bereits mit Beiersdorfer Gespräche geführt, aber keine Einigkeit erzielt.

Beiersdorfer wird der sportliche Absturz der Hamburger zu großen Teilen angelastet. Unter seiner Ägide konnte die Mannschaft trotz wechselnder Trainer und Sportdirektoren keinen Fortschritt nachweisen und ist trotz des jüngsten Aufschwungs ein Kandidat für den erstmaligen Abstieg. Nach dem schlechtesten Saisonstart in ihrer 54-jährigen Bundesliga-Geschichte haben die Hamburger inzwischen zehn Punkte auf dem Konto und liegen als 16. auf dem Relegationsplatz.

Vor allem die Transfers blieben in zahlreichen Fällen ohne die erhoffte Wirkung. Beiersdorfer war seit der Entlassung von Peter Knäbel zusätzlich noch Sportchef und kümmerte sich um Spielerverpflichtungen. Dabei, so wird ihm vorgeworfen, habe er sich verzettelt. Auch die Verpflichtung eines neuen Sportchefs scheiterte. Christian Hochstätter sollte kommen, mit dem VfL Bochum konnte er sich aber nicht auf eine Ablösesumme einigen.

Rund 90 Millionen Euro hatte Beiersdorfer seit seiner Amtsübernahme für neue Profis ausgegeben, rund 38 Millionen Euro nahm er ein. Die sportliche Bilanz blieb dürftig: In der Saison 2014/15 konnte sich der HSV erst in der Relegation vor dem erstmaligen Abstieg retten. Im darauffolgenden Jahr wurde das Team Zehnter. Jetzt steckt es erneut im Abstiegskampf. „Bei uns herrscht kein Chaos“, hatte Beiersdorfer unlängst in einem dpa-Interview betont.

Für Beiersdorfer endet damit seine dritte Ära beim Traditionsverein an der Elbe. Zunächst stand er von 1986 bis 1992 als Abwehrspieler bei den Hamburgern unter Vertrag. Von 2002 bis 2009 war er dort Sportdirektor. Mit dem damaligen Vorstandschef Bernd Hoffmann führte er den sechsfachen deutschen Meister in die Europa League.

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