Fußball:1860 München degradiert Poschner erneut

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München (dpa) - Nach den Chaos-Wochen und einer Rochade im Führungsteam geht der TSV 1860 München mit erzwungener Bescheidenheit und einem noch weiter entmachteten Sportchef Gerhard Poschner in die Saison.

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München (dpa) - Nach den Chaos-Wochen und einer Rochade im Führungsteam geht der TSV 1860 München mit erzwungener Bescheidenheit und einem noch weiter entmachteten Sportchef Gerhard Poschner in die Saison.

Der als Hauptschuldiger für die Misere sowie den Fast-Absturz in die 3. Liga abgestempelte Ex-Profi darf als Sportdirektor vorerst noch drei Monate weitermachen, wie verkündet wurde. Dann „werden wir entscheiden, ob wir weiter zusammenarbeiten“, sagte Vizepräsident Karl-Christian Bay bei der Mitgliederversammlung des kriselnden Fußball-Zweitligisten in einer Münchner Konzerthalle.

Dass Poschner spätestens dann den TSV verlässt oder nach der nächsten Degradierung selbst hinwirft, ist sehr wahrscheinlich. Erst in der vergangenen Woche hatte der Verein nach Absprache mit Investor Hasan Ismaik den glücklosen Poschner als Geschäftsführer Sport abberufen.

Zumal der nicht anwesende Manager in der Münchner Tonhalle einmal mehr am Pranger stand und sich von Übergangspräsident Siegfried Schneider fehlende Loyalität und Professionalität sowie Unfähigkeit auf dem Transfermarkt vorwerfen lassen musste. Rund sechs Wochen nach der Relegation gegen Kiel und zwei Wochen vor Beginn der neuen Saison kann 1860 bislang als einzigen Neuzugang Milos Degenek präsentieren. Die „Löwen“ starten am 26. Juli in Heidenheim in die Spielzeit.

Von Aufstiegsphantasien wie in den Vorjahren distanzierte sich daher Markus Rejek als neuer starker Mann der Geschäftsführung. Neben finanziellen Angelegenheiten ist er künftig auch für sportliche Belange mit zuständig. „Wir sind in der 2. Liga angekommen und sollten vermeiden, von mehr zu träumen“, sagte Rejek unter den Pfiffen vieler der knapp 1000 Fans, ehe er den TSV mit „blau-weiß“ statt „weiß-blau“ umschrieb und dafür noch mehr wütende Kommentare erntete.

Noch getoppt wurde die Empörung, als erstmals der Name Noor Basha fiel. Das Präsidium um Schneider und Bay hatte größte Mühe, die Berufung des Cousins von Geldgeber Ismaik als Nachfolger von Poschner in die Zwei-Mann-Geschäftsführung neben Rejek zu rechtfertigen.

Der Deal sieht wie folgt aus: Als Gegenleistung zur Beförderung zum Geschäftsführer legt Basha seine Funktionen im Aufsichtsrat und Beirat der „Löwen“ nieder, außerdem verlässt Abdelrahman Ismaik - der Bruder des jordanischen Finanziers - den Aufsichtsrat. Die insgesamt drei freien Stellen sollen mit Funktionären aus Deutschland besetzt werden. Dadurch erhofft sich der TSV eine bessere Kommunikation.

Um diese war es zuletzt katastrophal bestellt. Investor Ismaik und das alte Präsidium um den zurückgetretenen Gerhard Mayrhofer sprachen am Ende gar nicht mehr miteinander. „Wir konnten nicht bei null anfangen, wir waren weit unter dem Gefrierpunkt“, charakterisierte Schneider die Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Geschäftsmann und sprach im Hinblick auf die Personalentscheidungen um Poschner und Basha von einem „außergewöhnlich guten Ergebnis“ der Verhandlungen.

Wer künftig mit Ismaik reden kann, bleibt zunächst aber offen. Für die aus dem Amt geschiedenen Interimspräsidenten Schneider und Bay wurden nämlich zunächst keine Nachfolger ernannt. Der neu gewählte Verwaltungrat, in den unter anderem Bay einzog, werde „zeitnah“ Kandidaten finden, sagte 1860-Anwalt Guido Kambli, der mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung „innerhalb von sechs bis acht Wochen“ rechnete. Ganz verwaist bleibt das Präsidium des TSV nicht: Rein satzungstechnisch verbleibt Heinz Schmidt in dem Gremium.

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