French Open - Match des Tages (6):Vielen Dank für Ihr Tennis, Señor Nadal

Lesezeit: 3 min

Rafael Nadal bei der French Open in Paris  (Foto: Getty Images)

Das größte Problem des Tages: Etliche knappe Spiele, aber kein großes, unvergessliches Tennis bei den French Open in Paris. Das beste Match war jenes von Rafael Nadal. Denn der Turnierfavorit hatte eine hammerharte Aufgabe zu lösen.

Von Milan Pavlovic, Paris

Match des Tages (6): Rafael Nadal (Spanien/3) - Martin Klizan (Slowakei) 4:6, 6:3, 6:3, 6:3

Die Sensation des sechsten Tages in Paris hatte nichts mit Filzbällen zu tun: Es regnet nicht. Nicht eine Minute. Das war aber auch die beste Nachricht dieses kühlen, windigen Tages, der sich eher wie Anfang November denn Ende Mai anfühlte.

Das größte Problem des Tages: Das Niveau des Tennis passte sich dem des Wetters an. Es gab etliche knappe Spiele: Janko Tipsarevic bezwang Fernando Verdasco mit 8:6 im fünften Satz; John Isner kämpfte seinen Landsmann Ryan Harrison nach 0:2-Satzrückstand mit gleichen Ergebnis nieder (und trifft nun am Samstag auf Tommy Haas); die Schweizerin Stefanie Voegele rang mit sich und der Estin Kaia Kanepi (die in den vergangenen Monate schätzungsweise 45 Kilo abgenommen hat) und gewann im dritten Satz mit... 8:6.

French Open in Paris
:Kerber und Haas weiter, Lisicki raus

Tag sechs bei den French Open in Paris: Während Angelique Kerber und Tommy Haas ihre Matches gewinnen, bleibt Sabine Lisicki gegen Vorjahresfinalistin Sara Errani chancenlos. Ganz stark präsentiert sich der Schweizer Roger Federer.

Sie ahnten es schon. Großes, unvergessliches Tennis bot aber keine dieser Partien. Manchmal wirkte es noch einmal dramatisch. Zu traurig für längere Schilderungen war das Aus von Gaël Monfils, Held der Tage 2 und 4, dessen magische Reise auf dramatische Weise endete: nach einer 2:0-Satzführung und insgesamt vier Matchbällen bei einer 5:3- bzw. 5:4-Führung im vierten Satz nach drei Stunden und 45 Minuten verlor er noch gegen Tommy Robredo.

Wenn also die knappsten Partien nicht automatisch die herausragendsten sein müssen, dann darf als das (mit Abstand) beste Match des Tages jenes von Rafael Nadal bezeichnet werden. Denn der Turnierfavorit hatte erneut eine hammerharte Aufgabe zu lösen.

Der 1,90 Meter große Slowake Klizan hatte sich vor dem Duell offenbar zwei andere Nadal-Partien angesehen: Das 2009er-Achtelfinale gegen den Schweden Robin Söderling, in den Jahren seit seinem Debüt 2005 immer noch die einzige Niederlage des Spaniers in Paris. Vermutlich studierte Klizan dann auch noch die beiden ersten Sätze, die Daniel Brands am Dienstag gegen Nadal abgeliefert hatte: forsch, immer aggressiv, immer auf dem schnellsten Weg zum Punkt. Eigene Fehler müssen akzeptiert werden, bloß nicht zurückstecken, am wichtigsten ist es, Nadal nie in den Rhythmus kommen zu lassen.

Die Pointe beider Spiele: Söderling beging fast keine Fehler, und Brands machte es genauso - wenigstens bis zum 3:0 im Tiebreak des zweiten Satzes. Danach sorgte Nadal dafür, dass er es überhaupt mit Klizan zu tun bekam. Der Slowake spielte zunächst den Satz seines Lebens: attackierte mutig und als Linkshänder oft über die Vorhandseite des Spaniers, der nicht damit zurecht kam, dass sein groß gewachsener Gegner die Topspin-Bälle früh nahm, das Tempo also nahtlos zu seinem Vorteil nutzte. Klizan spielte Volleys, Halbvolleys und Vorhandtreibschläge wie ein ganz Großer und nicht wie die Nummer 35 der Weltrangliste. Er gewann den Satz völlig verdient mit 6:4.

Das Problem gegen Rafael Nadal, vor allem in Paris: Nach dem ersten Satz müssen noch zwei weitere gewonnen werden. Das klingt genauso floskelhaft wie "Das nächste Match ist das schwierigste" oder "Ich denke nur von Punkt zu Punkt" - aber es ist eben die einfache, bittere Wahrheit. Klizan kam nicht einmal so weit wie David Brands, der den gesamten zweiten Satz wenigstens gleichwertig gewesen war, bevor er dann im Tiebreak ... aber lassen wir das.

Zehn Dinge zu den French Open
:Rafael Nadal auf dem Weg zum achten Titel

Als Sandplatzspezialist führt bei den French Open kein Weg an Rafael Nadal vorbei. Nur Novak Djokovic und Roger Federer können ihm wohl ernsthaft gefährlich werden. Bei den Damen ist die Konkurrenz deutlich ausgeglichener. Auch die Deutschen können sich einige Chancen ausrechnen. Zehn Dinge zum Turnier in Paris.

Von Christopher Köster

Klizan gelang auch ein überragendes Returnspiel - da lag er aber auch schon 0:4 zurück, das Break machte das Ergebnis des Satzes nur etwas erträglicher. Und die Geschichte wiederholte sich. 3. Satz: Break für Nadal zum 2:1 (und später zum 6:3). 4. Satz: Break für Nadal zum 2:0 und später zum 5:1.

Nach dem Match grantelte Nadal auf eine Art, wie man sie von ihm nur selten erlebt hat. Er beklagte sich vor allem über die Ansetzungen und die geringen Möglichkeiten, irgendwo auf der Anlage (oder in der Nähe) zu trainieren, wenn es regnet. "In den vergangenen drei Tagen habe ich kaum trainieren können, da ist es doch nicht verwunderlich, wenn ich schwer in die Partie finde gegen so einen guten Spieler. Jeder weiß, dass der gestrige Spielplan ... schlecht war. Und es ist doch einfach unfair, jemanden an einem Tag, an dem Regen angekündigt ist, in der Spielfolge als vierten anzusetzen, wenn sein nächster Gegner sein Spiel als Erster beenden konnte. Also habe ich heute drei Stunden gespielt, während mein nächster (Fabio Fognini, Anmerkung der Redaktion) heute gemütlich pausieren konnte."

Sein Blick sagte: Vielen Dank, ihr Penner! Wir sagen: Vielen Dank für Ihr Tennis, Señor Nadal. Und bis Samstag beim dritten Spiel auf dem Court Central.

© Süddeutsche.de/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: