French Open - Matches des Tages:The Hangover, Teil drei

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Der zweite Freitag des Turniers sollte nicht weniger als Match des Turniers liefern: Djokovic - Federer versprach die Fortsetzung zahlreicher Klassiker. Stattdessen gab es ein seltsames Match, nach dem man dem Schweizer einen Besuch beim Optiker empfehlen möchte.

Milan Pavlovic, Paris

Matches des Tages: Rafael Nadal (Spanien/2) - David Ferrer (Spanien/6) 6:2, 6:2, 6:1

Novak Djokovic setzte sich im Halbfinale der French Open gegen Roger Federer klar in drei Sätzen durch. (Foto: AFP)

Novak Djokovic (Serbien/1) - Roger Federer (Schweiz/3) 6:4, 7:5, 6:3

Jeder kennt das von Hollywood-Filmen: Wenn das Original gut war, sollte man lieber nicht zu viel von der Fortsetzung erwarten. Und wenn die Fortsetzung(en) wider Erwarten das Niveau halten konnte(n), sollte niemand davon ausgehen, dass es ewig so gut weitergehen kann.

Roger Federer und Novak Djokovic haben sich in den vergangenen Jahren so viele unvergessliche Grand-Slam-Duelle geliefert, dass die Erwartung vor dem Semifinale der French Open groß war. Zu groß. In einem sonderbaren Match setzte sich der Serbe ungewohnt klar mit 6:4, 7:5, 6:3 durch und bestreitet am Sonntag sein erstes French-Open-Finale - gegen den ultimativen Stammgast.

Rafael Nadal erreichte als erster Mann überhaupt das Endspiel in Paris zum siebten Mal. Sechs Mal hat er am Bois de Boulogne bereits gewonnen, jetzt kann er Björn Borg abhängen, der zwischen 1974 und 1981 ebenfalls sechsmal gewonnen hatte.

Der Spanier erarbeitete sich die Chance, indem er seinen Landsmann - und guten Freund - David Ferrer beim 6:2, 6:2, 6:2 in nur 106 Minuten demütigte. Danach sprach er davon, "ein solides Match" bestritten zu haben, bevor er sagte, es sei "eines meiner besten Spiele auf dem Court Central" gewesen, bevor er endlich zugab: "Vielleicht habe ich heute so ziemlich alles richtig gemacht."

Und selbst das klang untertrieben an einem Nachmittag, an dem einmal sogar einen Punkt verbuchte, nachdem er gestürzt war, aber dennoch im Sitzen einen Rückhandstop auf den Weg schickte. Als Ferrer diesen erlaufen hatte, stand Nadal schon wieder und schickte einen Volleylob über seinen heillos überforderten Gegner.

Nach einer Spielzeit von 63 Minuten wurde David Ferrer beim Stand von 2:6, 1:4 von einem heftigen Regenschauer gerettet. 56 Minuten lang durfte er sich überlegen, was er besser machen könnte - dann wurde die Partie wieder aufgenommen, und Nadal machte einfach da weiter, wo ihn der Regen gestoppt hatte. Nach nur 106 Minuten hatte der Favorit, der 2012 in Paris noch keinen Satz verloren hat, überraschend deutlich 6:2, 6:2, 6:1 gewonnen.

French Open in Paris
:Vergeblich gestreckt

Wieder einmal scheitert Ana Ivanovic in Roland Garros früh - die Serbin verliert trotz großer Anstrengung gegen eine Italienerin. Besser macht es Dominika Cibulkova, die es eine Runde weiter schafft. Die Schwedin Mathilde Johansson verpasst gegen die Amerikanerin Sloane Stephens den Sieg - worüber sich auch die Franzosen ärgern dürften.

Bilder aus Paris

Nadal ist damit der erste Spieler in der Profi-Ära, der das Finale von Paris zum siebten Mal erreicht hat. Die Deutlichkeit überraschte, weil Ferrer seinem Landsmann zuletzt bei den Vorbereitungsturnieren in Barcelona in Rom erbitterten Widerstand geleistet, sich einmal sogar sechs Satzbälle erarbeitet hatte.

Kann auch Sitztennis: Rafael Nadal. (Foto: AFP)

Nach dem Match sagte Nadal, er freue sich auf das zweite Halbfinale. Er dürfte sich mehrmals verwundert die Augen gerieben haben. Djokovic hatte gegen Andreas Seppi (nach 0:2-Satzrückstand) und Jo-Wilfried Tsonga (vier Matchbälle abgewehrt) bravourös gekämpft, und auch Federer hatte ein 0:2 umgedreht (gegen Juan Martin Del Potro), aber sowohl der Weltranglistenerste als auch der Schweizer hatten bei diesem Turnier noch nicht einmal durchgehend überzeugt.

In ihrem Match gab es immer mal wieder Ballwechsel, die an die überragende Partie des Vorjahres erinnerten, als Federer die Siegesserie des Serben bei 43 stoppte. Aber in der Mehrzahl waren abenteuerliche Fehler. Vor allem Federer verstreute die Bälle oft, als wäre er über Nacht kurzsichtig geworden und hätte noch keine Brille bekommen. Im ersten Satz kassierte er bei 4:5-Rückstand das entscheidende Break.

Im zweiten Satz ging er mit 3:0 in Führung, Djokovic wirkte angeschlagen, doch dann verschluderte der Schweizer diesen Vorteil des Doppelbreaks; nachdem bei 4:4 alles wieder offen war, verlor Djokovic zwar wieder seinen Aufschlag, doch es blieb Federers letztes Break in dieser Partie: Bei 5:4-Führung und 5:6 konnte er sein Service nicht halten, und im dritten Satz unterliefen dem Grand-Slam-Rekordsieger beim Stand von 2:3 fünf unerzwungene Fehler (darunter ein Doppelfehler), und diesen Vorsprung ließ sich der Serbe nicht mehr nehmen.

Djokovic könnte durch einen Sieg im Finale eine absolute Rarität schaffen: Er könnte der erste Spieler seit Rod Laver 1969 werden, der gleichzeitig Titelträger aller vier Grand-Slam-Turniere ist. Angesichts von Nadals Form wird er aber der krasse Außenseiter sein.

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