Frauenfußball:Schnell eingelebt

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Qualifiziert für die Europameisterschaft: Karólína Lea Vilhjálmsdóttir (Mitte) wird mit dem isländischen Nationalteam an der EM 2022 teilnehmen - wie auch ihre Teamkollegin beim FC Bayern, die Schwedin Hanna Glas (rechts). (Foto: Mia Eriksson/Sports Press Photo/imago)

Beim 6:1 des FC Bayern gegen BIIK Kazygurt im Champions-League-Achtelfinale zeigt Zugang Karólína Lea Vilhjálmsdóttir gleich bei ihrem Debüt erste Anzeichen ihrer Fähigkeiten.

Von Anna Dreher

Karólína Lea Vilhjálmsdóttir war im Januar zum FC Bayern gewechselt, obwohl sie noch nicht wieder Fußball spielen konnte, das war beiden Seiten klar. Die 19-jährige Isländerin musste eine Meniskusverletzung auskurieren, aber damit sie sich möglichst bald an das neue Land, die neue Stadt, den neuen Verein und die neuen Mitspielerinnen gewöhnen konnte, sollte sie so früh wie möglich nach München kommen. Die ersten Partien im neuen Jahr fanden also ohne die isländische Nationalspielerin statt, das 13:0 im DFB-Pokal gegen den Walddörfer SV, das 7:1 gegen den SV Meppen und das 7:0 gegen Werder Bremen.

Und wie Vilhjálmsdóttir diese Auftritte ihrer Mitspielerinnen so beobachtete, dürfte ihr noch klarer geworden sein, in welches Team sie da vom isländischen Rekordmeister Breiðablik Kópavogur gekommen war: In ein defensiv sehr stabiles und offensiv sehr gefährliches - in beiden Kategorien so erfolgreich in dieser Bundesligasaison wie kein anderer Klub. "Die Spielerinnen hier zählen zu den besten der Welt und ich bin sehr aufgeregt, dieses neue Kapitel in meinem Leben aufschlagen zu können", hatte sie bei ihrer Verpflichtung gesagt, und selbstbewusst hinzugefügt: "Ich habe nach einer neuen Herausforderung für mich gesucht."

Am Donnerstag nun hat sich zum ersten Mal gezeigt, dass Vilhjálmsdóttir die Aufregung über das neue Kapitel nicht unter Druck setzt, sondern vielmehr antreibt - und sie die gesuchte Herausforderung durchaus meistern könnte.

Nach der Länderspielpause stand für den FC Bayern direkt die lange Reise nach Kasachstan zu BIIK Kazygurt für das Achtelfinale der Champions League an. Ein Weg, den das Team bereits aus der vergangenen Saison kannte, als im Oktober 2019 mit 5:0 und 2:0 der Einzug ins Viertelfinale gelang. Nun also ein Wiedersehen, das aus Münchner Sicht äußerst erfreulich verlief: Das Team von Trainer Jens Scheuer gewann 6:1 (2:0), es war der 19. Sieg in Serie.

Zwei Minuten nach ihrer Einwechslung trifft Vilhjálmsdóttir bei ihrem Debüt für den FC Bayern

Im Namys Stadion in Schymkent hatten Lineth Beerensteyn (10. Minute), Lea Schüller (27.), Linda Dallmann (47.) und Hanna Glas (62.) den Sieg schon gesichert, als in der 65. Minute Vilhjálmsdóttir für die deutsche Nationalspielerin Sydney Lohmann eingewechselt wurde. Nach einem Einwurf der Bayern landete der Ball im Strafraum und noch bevor andere Spielerinnen sich richtig orientieren konnten, rannte Vilhjálmsdóttir los, zog ab - und donnerte den Ball flach ins linke untere Eck zum 5:0. Da stand sie keine zwei Minuten auf dem Platz. Rachael Kundananji (81.) traf danach noch für Kazygurt, Dallmann verwandelte einen Handelfmeter (90.).

Dem FC Bayern war Vilhjálmsdóttir vor allem bei ihren Länderspieleinsätzen aufgefallen, mit Island hat sie sich für die Europameisterschaft 2022 in England qualifiziert. Nun hat sie direkt im Vereinstrikot überzeugt. "Sie wäre nicht im Kader gestanden, wenn wir nicht davon überzeugt gewesen wären, dass sie diese Qualität mit einbringen kann in unsere Mannschaft. Und sie hat es heute auch gezeigt", sagte Scheuer nach dem Spiel. "Karolina hat natürlich einen Traumeinstand gehabt. Aber wir müssen ihr noch etwas Zeit geben. Sie steht erst am Anfang ihrer hoffentlich großen Karriere bei Bayern München." Bald schon, da sei er sich sicher, sei sie eine Option für 90 Minuten. Die neue Umgebung dürfte Vilhjálmsdóttir jedenfalls nicht mehr fremd sein.

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