Frauen-Halbfinals:Mit Led Zeppelin auf den Platz

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Und drauf! Iga Swiateks Stil ist unnachahmlich. (Foto: Christophe Ena/AP)

Iga Swiatek düst ins Endspiel und baut ihre beeindruckende Serie auf 34 Siege hintereinander aus. Im Finale trifft die Polin auf die 18-jährige Amerikanerin Coco Gauff.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Zurzeit wird ja viel geforscht, warum Iga Swiatek so gut Tennis spielt, warum sie immer loslegt, als müsste sie gleich noch ins berühmte Pariser Restaurant Chez l'Ami Louis eilen, weil der nächste Tisch dort bekanntlich erst wieder in drei Monaten frei ist. An diesem Donnerstag hat Swiatek selbst eine Erklärung geliefert. Sie habe Led Zeppelin gehört. Sie macht das ja gerne, mit Kopfhörern ins Stadion einlaufen, "das pumpt mich auf", sagte sie nach ihrer Arbeitsschicht, die diesmal tatsächlich länger als eine Stunde gedauert hatte. 64 Minuten waren es, dann hatte Swiatek die zuvor so erfrischend aufspielende Russin Darja Kassatkina mit 6:2, 6:1 besiegt. Die kernige Musik, die sie zuvor aufgesaugt hätte, würde ihr helfen, sofort "pro-aktiv" auf dem Platz zu sein.

Es sind Details wie diese, die anschaulich machen, wie vielschichtig Swiatek denkt und ihren Beruf definiert. Seit dem 4. April ist sie die Nummer eins im Frauentennis, dass sie eine der Besten ist, wusste man gerade in Paris bereits, 2020 hatte sie als 18-Jährige überraschend die French Open gewonnen. Ihr Wirken in diesem Jahr indes ist nicht weniger verblüffend. Sie gewann nun Turnier-übergreifend 34 Partien in Serie, und genießt den größten Respekt ihrer Gegnerinnen. Jessica Pegula, die im Viertelfinale gegen Swiatek 3:6, 2:6 verlor, schwärmte von Swiateks Athletik und deren in dieser Saison besonders aggressiven Spielweise. Manche Aktionen der Polin aus Warschau erinnern an Tischtennis, so zackig setzt sie ihre Hiebe. "Ich weiß nicht, wie sie das macht", sagte die Amerikanerin, "aber sie ist definitiv gerade uns allen einen Schritt voraus."

Hat Coco Gauff eine Chance gegen Iga Swiatek? Die Amerikanerin (links) setzte sich im Halbfinale gegen die Italienerin Martina Trevisan durch. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Die letzte Spielerin, die nun den mutigen Versuch unternimmt, sich Swiatek zu stellen, wird die 18 Jahre alte Coco Gauff aus Atlanta sein. Die Amerikanerin setzte sich auch am Donnerstag nach Swiateks Partie mit 6:3, 6:1 gegen die Italienerin Martina Trevisan durch. Gauff bestreitet am Samstag ihr erstes Grand-Slam-Finale, und dass sie die wahrscheinlich richtige Einstellung für dieses bereits hat, machte sie nach ihrem Match klar. Sie gehe die Partie wie jede andere an, unabhängig davon, wie sie abschneide, "werden mich meine Eltern auch so lieben". Dass Gauff, das einstige Wundermädchen, auch in ihrer Spielanlage gereift ist, hatte sie schon bei ihren fünf Siegen zuvor demonstriert, und auch die 28-jährige Trevisan aus Florenz bekam das zu spüren. Gauff hat die Geduld auf dem Platz für sich entdeckt. "Wir Amerikanerinnen lernen ja immer: hau drauf", sagte Gauff lächelnd beim kurzen Interview auf dem Court Philippe Chatrier, aber sie sage sich immer öfter: "Nicht auf diesen Ball!" Wie gut sie in Form ist, beweist sie auch im Doppel. Mit Jessica Pegula gewann sie dann noch im Halbfinale gegen ihre Landsfrauen Taylor Townsend/Madison Keys 6:4, 7:6 (4) - Gauff kämpft somit nun um zwei Titel.

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