Französische Nationalelf:Übersät mit Weltklassespielern

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Offensivjubel: Doppeltorschütze Alexandre Lacazette feiert mit Kylian Mbappé. (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)
  • Beim 2:2 gegen das DFB-Team zeigt Frankreich mit berauschendem Fußball, warum das junge Team von Didier Deschamps zu den WM-Favoriten gehört.
  • Der Kader ist regelrecht übersät mit Weltklassespielern.
  • "Wir sind auf einem guten Niveau, aber wir werden noch besser", sagt Trainer Deschamps.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Frankreichs Fußball wirkt berauschend. Kylian Mbappé, 18, Anthony Martial, 21, und der Doppeltorschütze Alexandre Lacazette - in Köln präsentierten sie sich als Virtuosen im Höchsttempo. Geradezu neckisch gingen nach dem spektakulären 2:2 gegen Deutschland sogar der Trainer Didier Deschamps und französische Journalisten miteinander um.

"Wie hat's Ihnen gefallen?", fragte der Reporter von Le Parisien. "Und Ihnen?", entgegnete Deschamps. "Ich wollte aber wissen, wie es Ihnen gefallen hat", kam die Reporter- Antwort. "Ich wollte ja auch nur wissen ... okay, mir hat es gut gefallen, bis auf das Ergebnis sogar sehr gut", beendete Deschamps das Sag-du-nein-du-Spielchen, das an zwei turtelnde Teenager erinnerte. Ja, doch: Die Nation ist verliebt in ihre begnadeten Jungfußballer. Man vernimmt wohlwollend die Komplimente des deutschen Nationalspielers Sami Khedira und des Bundestrainers Joachim Löw, die Frankreich zum Favoriten auf den Weltmeistertitel 2018 in Russland erklären - um genau zu sein: zum "Mit-Favoriten", denn gewisse Ambitionen haben die Deutschen schon auch selbst.

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Noch beängstigender wird dieser französische Football d'Amour für die internationale Konkurrenz, wenn man bedenkt, dass am Dienstagabend drei Weltklasse-Offensive gar nicht mitgespielt haben: der routinierte Mittelstürmer Olivier Giroud sowie die jungen Flügelstürmer Kingsley Coman, 21, und Ousmane Dembélé, 20. Wenn Coman links, Giroud zentral und Dembélé rechts erst wieder auf dem Feld stehen, kann man sich als Kontrahent eigentlich nur noch damit trösten, dass Deschamps dort dann nicht auch noch Mbappé, Martial und Lacazette aufstellen kann. "Was Frankreich offensiv zu bieten hat, das ist die absolute Spitze", schwärmt Löw, "sie sind gespickt mit vielen, vielen Weltklassespielern." Gespickt - das ist schon gar kein Ausdruck mehr, man müsste eigentlich sagen: übersät.

"Wir werden noch besser", sagt Trainer Deschamps

Auch wie die Franzosen aus dem Mittelfeld heraus ihre jungen Wilden dort vorne in Szene setzen, ist beachtlich. Gegen Deutschland haben dies neben dem erfahrenen Blaise Matuidi die selbst noch jungen Corentin Tolisso, 23, und Adrien Rabiot, 22, erledigt. Der Star der Mannschaft, Antoine Griezmann, kam erst eine Viertelstunde vor Schluss ins Spiel. Paul Pogba, auch erst 24, und Dimitri Payet waren nicht einmal im Kader.

Es ist also kein Wunder, dass der Trainer Deschamps beim Gedanken an die Nominierung von nur 23 Spielern für den WM-Kader im nächsten Jahr genauso Bauchschmerzen bekommt wie sein deutscher Kollege Löw. "Ich werde einige enttäuschen müssen", sagt Deschamps schon entschuldigend. So ein knallhartes Selektionsverfahren ist aber ein qualitätsfördernder Prozess. "Wir sind auf einem guten Niveau, aber wir werden noch besser", sagt Deschamps beinahe drohend. Die deutschen Spieler wissen, dass das keine Worthülsen sind. "Sie haben eine unfassbare Breite bei den jungen Spielern", sagt der Innenverteidiger Mats Hummels, "auf diesem Niveau habe ich so etwas selten gesehen." Man hat allergrößten Respekt.

"Das französische Team hat sich teilweise mit sich selbst versöhnt", hat der Reporter von Le Parisien dann in seine Zeitung geschrieben. Das klang nicht nur rosarot, sondern nahm auch Bezug auf schwierige Zeiten. Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2010 unter Raymond Domenech und dem mauen Viertelfinale-Aus bei der EM 2012 unter Laurent Blanc hat Deschamps das Ruder übernommen und die Mannschaft verjüngt. Bei der WM 2014 haben sie das Viertelfinale gegen Deutschland 0:1 verloren, bei der Heim-EM 2016 das Halbfinale 2:0 gewonnen. Nach dem 2:2 in Köln ist die jüngste Bilanz weiter ausgeglichen. Nicht auszuschließen, dass sich die beiden Team gegen Ende der WM 2018 wieder gegenüberstehen.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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