Kevin Trapp:Nationaltorwart zu haben

Germany v France - International Friendly

Überzeugte gegen Frankreich: Kevin Trapp.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Kevin Trapp sitzt seit Begin der Saison bei Paris Saint-Germain nur auf der Bank. Sein Trainer setzt ihn gar nicht mehr ein.
  • Bundestrainer Joachim Löw setzt trotzdem auf den 27-Jährigen, gegen Frankreich zeigt er eine starke Leistung.
  • Nach dem Spiel in Köln spricht Trapp von einem möglichen Wechsel im Winter.

Von Philipp Selldorf, Köln

Die Kuriosität war zunächst Folgende: Im deutschen Tor stand Kevin Trapp, während auf der französischen Ersatzbank Alphonse Areola saß. Im zivilen Leben ist es hingegen umgekehrt: Da sitzt Trapp auf der Bank, weil Areola spielt.

Trapp hat es deswegen nicht leicht bei Paris Saint-Germain. Dass sich die Rollenverteilung im französischen Prominentenklub ungut entwickeln könnte, das hatte sich schon im Sommer angedeutet, aus dem Stammtorwart der Einstandssaison in der Ligue 1 war auf einmal ein Stellvertretertorwart geworden. Trapp und sein Manager Jörg Neubauer vertrauten darauf, dass sich die Dinge wieder wenden würden, doch die Hoffnung erfüllte sich in keiner Weise. Deutschlands Nationalkeeper Nummer drei darf nur noch ein stiller Betrachter des Pariser Spektakels sein, nicht mal einen Gnadeneinsatz im Pokal oder in einem der weniger brisanten Ligaspiele gewährte ihm der Trainer.

Jogi Löw hatte trotzdem keine Skrupel, den 27 Jahre alten vormaligen Frankfurter ins Tor zu stellen, und er machte damit keinen Fehler. Die Entwöhnung vom Arbeitsplatz war Trapp nicht anzumerken. Es war auch sein Verdienst, dass es mehr als eine halbe Stunde dauerte, bis die Franzosen in Führung gingen. Unter anderem hatte er kurz vor dem 0:1 dem Klubkollegen Kylian Mbappé den Spaß verdorben, als er einen scharfen Schuss in die kurze Ecke abfing. Spektakulär seine Parade nach knapp einer Stunde: Anthony Martials Fernschuss setzte auf dem rutschigen Rasen so effektvoll auf, dass er im nächsten Moment im Netz liegen musste - dachte man zumindest. Doch dann langte Trapp mit dem linken Arm zu, als ob er der Gummimann Mister Fantastic wäre. Gegen Alexandre Lacazettes 1:2 war hingegen auch er machtlos.

Interessant war Trapps Leistungsschau womöglich nicht nur für den Bundestrainer, der auf der Torwartposition mit vielen Optionen hantiert und sich darüber hinaus für den Fall der Fälle wappnen muss - dass die Weltmeisterschaft im schlimmsten Fall ohne Manuel Neuer, den Gewaltigen, stattfindet. Auch mancher Scout dürfte aufmerksam zugeschaut haben, Ersatzbänke von Spitzenklubs sind ein wesentliches Reservoir für den Transfermarkt. Neben anderen Vereinen wird auch Borussia Dortmund Bedarf nachgesagt. Dass Kevin Trapp eine Alternative zum zuletzt unglücklich agierenden Roman Bürki sein könnte, das hat der Abend in Köln allemal angedeutet.

"Die Situation für mich ist kompliziert. Ich werde kämpfen, ich habe keine andere Wahl. Ich fühle mich in Paris wohl - wenn ich aber zur WM fahren will, und das ist mein großes Ziel, weiß ich, dass ich spielen muss", sagte Trapp nach dem Spiel. Noch habe er sich nicht ernsthaft mit einem Transfer beschäftigt, doch das könne sich ändern. "Das Fenster ist offen in der Winterpause, klar, ich habe kein Spiel gemacht in Paris. Wir werden sehen, was bis dahin passiert. Ich will meinen Platz zurückhaben", sagte Trapp.

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