Frankfurts Rafael Borré:Der Mann für die besonderen Momente

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Sein größter Abend: Rafael Borré trifft im Europa-League-Endspiel 2022 zum 1:1 gegen die Glasgow Rangers und im Elfmeterschießen zum Frankfurter Sieg. (Foto: Eibner/Imago)

Rafael Borré, Frankfurts Europa-League-Siegtorschütze, hat eine unbefriedigende Bundesliga-Saison hinter sich. Umso mehr brennt der Kolumbianer auf das Pokalfinale gegen Leipzig.

Von Javier Cáceres

Rafael Santos Borré, Stürmer bei Eintracht Frankfurt, ist ein höflicher Mensch, und ein dankbarer dazu. "Muchas gracias, muchas gracias", sagt er, wenn man ihm vor dem Pokalfinale gegen RB Leipzig in Berlin (Samstag, 20 Uhr) am Telefon darauf anspricht, dass er zu einem Mann für die wichtigen Tore in entscheidenden Spielen geworden sei. Denn so wie er bei River Plates Sieg in der Copa Libertadores 2018 in allen K.-o.-Runden traf (bis auf das Finale, für das er gesperrt war), so war er auch am Europa-League-Sieg Frankfurts 2022 entscheidend beteiligt. "Dank Gott war das in der Vergangenheit so. Ich hoffe, dass ich am Samstag dieses Glück wieder habe", sagt Borré.

Es gibt kein Spiel, in dem sich Borré stärker ins Gedächtnis der Frankfurter eingegraben hätte als das Europa-League-Finale von Sevilla des vergangenen Jahres. "Wenn eine besondere Atmosphäre herrscht und viel auf dem Spiel steht, sehr intensive Gemütszustände ausgelöst werden - dann fühle ich mich wohl. Ich bewahre da kühlen Kopf", sagt er. In Sevilla schoss er gegen die Glasgow Rangers das Tor zum 1:1, das letztlich das Elfmeterschießen erzwang, und dort übernahm er den letzten Schuss. "Denen, die mir am nächsten stehen, sage ich immer: Ich hatte das Gefühl, Verantwortung auf den Schultern zu tragen - für die Stadt, den Klub, die Fans. Aber ich habe gerade da viel Vertrauen gespürt. Vor allem von Kevin (Eintracht-Torwart Trapp, Anm. d. Red.), der mir in etwa sagte: 'Mach Dir keine Gedanken. Ich mache mir auch keine. Ich weiß, dass Du es schaffen wirst. Brust raus'."

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Bestärkt von dem Saisonfinale und dem damit erfüllten "Traum" von der Champions League startete Borré in eine Spielzeit, die für ihn persönlich ernüchternd verlief. Er kam bei 32 Bundesligaspielen auf nur zehn Startelfeinsätze - und zwei Tore. "Ich muss mir schon vorwerfen, dass ich körperlich nicht in meiner besten Form war", sagt er; Randal Kolo Muani hingegen schon. Borré unterstreicht, dass Kolo "jede Anerkennung verdient" habe, "weil er von Anfang an richtig gut war". Aber mit der gleichen Offenheit sagt er auch, dass er "Probleme hatte hinzunehmen", dass Trainer Oliver Glasner keinen Zwei-Mann-Sturm aufbieten wollte, "weil ich schon davon überzeugt war und bin, dass wir einem Gegner sehr, sehr viel Schaden zufügen können".

Und auch wenn er Glasners Entscheidungen respektierte, so sagt er doch auch, dass er kurz davor stand, "eine übereilte Entscheidung zu treffen", denn River Plate klopfte im Winter an. Er blieb. Auch weil seine Frau Ana ihm sagte, dass er die Situation "als eine Lehre fürs Leben, als eine Herausforderung begreifen" solle, an der er wachsen könne. Und müsse. Zumal es nicht so einfach sei, mitten in einer Saison an einer völlig neuen Stätte das Lager aufzuschlagen.

Und so arbeitete er daran, den Teamgeist der Eintracht zu schärfen. "Wir haben auch viele junge Spieler, die auch meinen Rückhalt brauchen." Und denen er Vorbild sein will. Auch vor dem letzten, entscheidenden Spiel der Saison.

"Ich würde mich immer von Beginn an aufstellen!", sagt Borré vor dem Finale im DFB-Pokal

Borré findet, dass die Eintracht "eine richtig gute Hinrunde gespielt" habe - und nach dem Winter darunter gelitten habe, dass die Gegner sich besser auf die SGE eingestellt hatten. Als Tabellensiebter der gerade beendeten Bundesliga-Saison hat Frankfurt die Sicherheit, im kommenden Jahr die Conference League zu spielen. "Dass wir uns jetzt schon für Europa qualifiziert haben, war fundamental, um gelassen ins Finale zu gehen." Ob er jetzt bleibt, lässt Borré offen, abgeneigt scheint er nicht zu sein. Aber: "Es ist nicht der Moment, darüber zu sprechen, das werden wir mit den Führungskräften und mit dem neuen Trainer beizeiten tun", sagt er. Oliver Glasner wird am Samstag bekanntermaßen sein letztes Spiel als SGE-Coach bestreiten - und Borré wird wissen wollen, wie wichtig er Glasners Nachfolger sein wird. "Jetzt gilt mein voller Fokus dem Pokalfinale."

Seine Bedeutung für die Eintracht dürfte wachsen, sollte er wieder im Finale zum Protagonisten werden. Im Endspiel von Berlin gegen Leipzig erwartet er "eine sehr gute Mannschaft mit einer guten Spielidee", sagt er, und wenn er zurückblickt, sieht er Spiele, die "immer sehr eng waren, mit sehr viel Hin und Her..." Aber umgekehrt sei Frankfurt für die Leipziger ein Gegner, vor dem sie sich vorsehen müssen. "Wir sind schwer zu bespielen, wenn wir kompakt stehen." Mit Borré in der Startelf?

"Ich würde mich immer von Beginn an aufstellen!", sagt er und lacht. "Aber ich weiß, dass der Trainer eine sehr klare Vorstellung von der Art hat, wie er spielen lassen will. Das respektiere ich." So oder so: Er hoffe dennoch, wie in Sevilla eine entscheidende Rolle spielen zu können. "Denn die Spieler, die besondere Momente erlebt haben, sind in solchen Spielen wichtig. Ich weiß, was ich meiner Mannschaft in solchen Spielen geben kann", sagt Borré.

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