Formel 1: Schumacher-Comeback:Vor der zweiten Traumehe

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Der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher erwägt erneut ein Comeback in der Formel 1 - dieses Mal bei Mercedes. Es wäre eine Rückkehr zu seinen Wurzeln.

René Hofmann

Er tut es, weil er es nicht lassen kann. Zwei Wochen lang weilte Michael Schumacher im Urlaub. Am Wochenende trieb es ihn in seine Heimat: auf die Kartbahn bei Kerpen, auf der seine Motorsport-Karriere einst begann. Der Winterpokal für Go-Kart-Fahrer stand an, ein an sich unbedeutendes Rennen.

Michael Schumacher könnte bald wieder in einem Formel-1-Cockpit sitzen. (Foto: Foto: dpa)

Doch die Veranstaltung erfuhr ein bisher noch nie erlebtes Interesse, denn die Anzeichen verdichten sich, dass der erfolgreichste Formel-1-Fahrer bald wieder bedeutende Rennen bestreiten könnte. Die Bild-Zeitung schreibt von "einem unterschriftsreifen Vertrag", der dem bald 41-Jährigen von Mercedes zugestellt wurde. Der Kölner Express beziffert die Chance, dass Schumacher ihn unterschreibt auf "90 Prozent". Der Focus will erfahren haben, dass es lediglich noch um einen Medizin-Check gehe.

Fakt ist: Unterschrieben hat Schumacher noch nicht. Fakt ist aber auch: Nachdem er in der vergangenen Saison das Training wieder aufnahm, um den beim Rennen in Ungarn verunglückten Felipe Massa für einige Rennen bei Ferrari zu vertreten, hat er wieder Lust aufs Rennfahren bekommen. Innerhalb weniger Tage hatte er sich sein altes Wettkampfgewicht antrainiert. Die Rundenzeiten, die ihm in einem alten Formel-1-Wagen glückten, waren auf Anhieb auch wieder schnell und konstant gut. Und: Schumacher ist von dem gewaltigen Echo, das seine Comeback-Ankündigung weltweit auslöste, überrascht und äußerst angetan gewesen.

Als die Rückkehr wegen einer nicht ausgeheilten Nackenverletzung scheiterte, traf ihn das tief. "Das war vielleicht der härteste Moment in meiner Karriere", sagte er auf einer Pressekonferenz im August, auf der sein Leibarzt eindringlich darum warb, dass er es künftig bitte vorsichtiger angehen möge. Einen zweiten Comeback-Versuch mochte der trotzige Patient aber schon damals ebenso wenig ausschließen wie weitere Ausflüge mit dem Motorrad auf Rennstrecken.

In den vergangenen vier Monaten hat Schumacher weiter an seiner Fitness gearbeitet, zusammen mit Sebastian Vettel das Race of Champions in Peking bestritten (und die Nationenwertung gewonnen) und in Brasilien an einem Kartrennen seines einstigen Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa teilgenommen (und es natürlich gewonnen). Der Nacken bereitet ihm offenbar keine Probleme mehr. Vielmehr geht es um die Frage: Will er die Strapazen einer Formel-1-Saison noch einmal auf sich nehmen? Als Schumacher im Jahr 2006 nach 250 Formel-1-Rennen und 91 Siegen seinen Rücktritt erklärt hatte, war er ausgelaugt gewesen. Als Ersatz für Massa hätte er im vergangenen Jahr maximal sieben Rennen zu bestreiten gehabt. Nun wartet eine Saison auf ihn, die im März in Bahrain beginnt und nach 19Rennen Mitte November endet.

Dafür, dass Schumacher sich der Herausforderung stellt, spricht: Nach seinem Rückzug aus der Formel 1 hat er zwar viel ausprobiert, aber nichts gefunden, was ihm ähnlich viel Genugtuung verschaffte, wie das Rennfahren. Und: Bei dem Comeback würde er sich an die Seite eines ganz besonderen Wegbegleiters begeben.

"So ein Tier gibt es alle hundert Jahr einmal"

An der Spitze des Rennstalls, an dem Mercedes im November die Mehrheit übernahm, steht Ross Brawn. Mit dem Briten arbeitete Schumacher einst bei Benetton zusammen, später auch bei Ferrari. Bei jedem seiner sieben Titel saß Brawn an der Boxenmauer. Mit ihm fühlt sich Schumacher vermutlich weit enger verbunden als mit der Marke Ferrari, zumal Jean Todt, sein zweiter großer Vertrauter dort, die italienische Firma inzwischen verlassen hat und dem Automobilweltverband vorsteht.

Mit Mercedes verbindet Schumacher ebenfalls einiges. Zusammen mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger bildete er für die Firma einst das Junior-Team und fuhr in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Erfolge ein. Nach der Liaison mit dem zuvor mehr als zwei Jahrzehnte erfolglosen Ferrari-Stall ließe sich die Verbindung deutscher Held im Silberpfeil als zweite Traumehe verkaufen.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug hat Schumacher stets geschätzt: "So ein Tier gibt es alle hundert Jahre einmal", hat Haug einst gesagt. Die Firmenpolitik - wir wollen keinen deutschen Fahrer, weil dessen Erfolge unserer Marke zu viel Glanz nehmen - hat sich inzwischen geändert, wie die Verpflichtung von Nico Rosberg als erstem Mercedes-Fahrer zeigt. Dass Haug und Firmenchef Dieter Zetsche gewillt sind, das Formel-1-Engagement auch bei Kurzarbeit und gegen den Widerstand des Betriebsrates fortzusetzen, belegt die Übernahme der Mehrheit an BrawnGP.

Die Firma äußerte sich am Wochenende ebenso wenig zu den Berichten wie Schumacher selbst. "Man weiß doch, wie so etwas läuft", sagte er beim Winterpokal in Kerpen nur.

© SZ vom 14.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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