Formel 1:Mit Tempo 250 in die Betonwand

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Erste Hilfe: Streckenposten und Mediziner kümmern sich nach dem Unfall um Mick Schumacher. Der 23-Jährige war geschockt, aber ansprechbar. (Foto: Andy Hone/Imago)

Ein beängstigender Unfall in der Qualifikation von Dschidda zwingt Mick Schumacher zu einer Zwangspause in der Formel 1 - und befeuert eine Debatte über die Gefährlichkeit der Strecke in Saudi-Arabien.

Etwas angestrengt lächelte Mick Schumacher wenige Stunden nach dem Horror-Crash in die Kamera. Gerade erst entlassen aus dem Krankenhaus von Dschidda, wollte der Formel-1-Pilot seine besorgte Fangemeinde beruhigen. "Ich wollte nur sagen, dass es mir gut geht", schrieb der 23-Jährige in den sozialen Netzwerken zu einem Selfie aus dem Hotelzimmer.

Dennoch meldete sein Haas-Team den Jungstar vom zweiten Saisonlauf in Saudi-Arabien am Sonntag ab. Nach Schumachers beängstigendem Unfall in der Qualifikation wollte der Rennstall kein Risiko eingehen. Die Bilder von Schumachers schwer zerstörtem Rennwagen entzündeten die Debatte um die Sicherheit des ultraschnellen Stadtkurses am Roten Meer aufs Neue. Der Aufprall bei mehr als 250 Stundenkilometern auf die Streckenwand, die fliegenden Reifen und Trümmerteile, die bangen Minuten danach ließen die Formel 1 geschockt innehalten. Das Haas-Team hatte durch Schumachers Crash in Kurve zwölf den Funkkontakt zu ihm verloren und fürchtete Schlimmeres. Dann kam die erlösende Nachricht aus dem Krankenwagen: Der Sohn von Michael Schumacher war bei Bewusstsein. Im Streckenhospital konnte er bereits mit Mutter Corinna sprechen, wurde dann per Hubschrauber zu weiteren Tests in eine Klinik in der Stadt geflogen. Schon am späten Samstagabend ließen ihn die Ärzte wieder gehen. "Das Auto hat sich großartig angefühlt", übermittelte Schumacher tapfer noch vor dem Schlafengehen. "Wir kommen stärker zurück", rief er seiner Crew zu.

Schon vor vier Monaten hatte Fahrersprecher George Russell moniert, dass der Kurs nicht sicher sei

Ins Rennen schickte Haas am Sonntag nur seinen dänischen Teamkollegen Kevin Magnussen. "Ein Risiko eingehen, das machen wir nicht", sagte Teamchef Günther Steiner. In zwei Wochen stehe ja schon das nächste Rennen im australischen Melbourne an. Ohnehin müsse Schumachers schrottreifes Auto komplett überprüft und ganz neu aufgebaut werden. "Dass es Mick nach dem Unfall körperlich gut geht, zeigt erneut die Stärke und Sicherheit moderner Formel-1-Autos, für die wir unglaublich dankbar sind", teilte die Rennserie mit. Die Bosse des Vollgas-Spektakels müssen sich aber erneut die Frage stellen lassen, ob der schnellste Stadtkurs der Formel 1 nicht schlicht zu gefährlich ist. Schon bei der Premiere vor vier Monaten hatte Fahrersprecher George Russell gesagt, dem Kurs mangele es an Sicherheit. Mit 254 Stundenkilometern im Schnitt jagte die Formel 1 damals um die Strecke. Wie üblich auf Stadtkursen gibt es kaum Auslaufzonen, kaum Raum für Fehler. "Es ist brutal hier. Wahnsinn. Ich habe Puls 200 durchgängig. Das ist einfach nur unfassbar schnell. Du bist einfach nur in einem Betontunnel, und alles fliegt an einem vorbei", sagte Aston-Martin-Fahrer Nico Hülkenberg.

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