Formel 1: Michael Schumacher:Zu alt für die Formel 1?

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Nach den ersten Rennen wirkt Michael Schumacher wie ein Fremdkörper, Kritik und Häme prasseln auf den 42-Jährigen ein. Im Kern geht es nur um eine Frage: Liegt es am Alter?

René Hofmann, Barcelona

Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft. Nur die letzte Runde zählt. Was einer zuvor erreicht oder gesagt hat, ist schnell vergessen. Ein Beispiel: Als Fernando Alonso sich vor fünf Jahren mit Michael Schumacher um den WM-Titel duellierte, wurde der damals 25-Jährige gefragt, ob er sich vorstellen könne, so lange Kreise zu drehen wie sein Rivale, der bereits sieben WM-Titel gefeiert hatte und 37 Mal Geburtstag.

Michael Schumacher: zu alt für die Formel 1? (Foto: AP)

Der Spanier antwortete: Nein, das könne er nicht. Vor kurzem hat er sich nun doch anders entschieden. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Alonso seinen Vertrag bei Ferrari bis 2016 verlängert hat. Dann wird er 35Jahre alt sein. Was ihn zu dem Schritt bewog? Antwort: "Ich habe mich hier einfach vom ersten Tag an wohl gefühlt."

Das Gefühl zu haben, das Richtige zu tun, darum geht es. Ob Michael Schumacher es aktuell auch noch hat?

Nach dem Großen Preis in Istanbul, den er nach einer schlechten Qualifikation und einem frühen Unfall als Zwölfter beendete, prasselten Kritik und Häme auf den 42-Jährigen ein. Schumacher hat dazu lange geschwiegen. Er hat sich nicht erklärt, er hat sich nicht verteidigt. Vielleicht, weil das nicht seine Art ist. Vielleicht auch, weil er die Debatte nicht befeuern wollte. Die Debatte aber ist nun einmal da. Und im Kern geht es nur um eine Frage: Liegt es am Alter?

Schumacher ist der Älteste im Feld, Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari, geboren am 23. März 1990, der Jüngste. Die beiden trennen 21 Jahre. Als Schumacher 1969 auf die Welt kam, wurden viele Autos noch ohne Kopfstützen ausgeliefert. Er stammt aus einer anderen Zeit. Aber passt er deshalb nicht mehr in die jetzige?

Die Meinungen gehen auseinander. "Man wird immer am letzten Rennen gemessen. Und mit Sicherheit ist das im Moment kein Vergnügen für ihn, wenn jeder auf ihm herumhackt", sagt Sebastian Vettel, 23, "aber er wird auch wieder gute Rennen haben und gute Ergebnisse einfahren." - "Ich glaube nicht, dass er nicht mehr mithalten kann", sagt Force-India-Fahrer Adrian Sutil, 28, "er ist immer noch ein harter Konkurrent."

Dagegen Niki Lauda: Der Österreicher fühlt sich an 1984 erinnert. Damals war er 35 und mit all seiner Erfahrung gelang es ihm, im Titelduell "den kleinen Alain Prost" niederzuhalten, wie er sagt. Der Franzose war sechs Jahre jünger, und schon im Jahr darauf hatte der heutige RTL-Experte Lauda gegen ihn keine Chance mehr. In dem Moment war die Generationenfrage für Lauda geklärt. Er hörte auf. "Irgendwann", sagt er jetzt, "wird der Michael auch zu der Entscheidung kommen müssen."

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Sebastian Vettel gewinnt und grüßt alle Mütter der Welt, Nico Rosberg könnte bald an Schizophrenie erkranken - und Michael Schumacher wird bereits während des Rennens veralbert.

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Inzwischen sind es nicht nur einstige Fahrer, die Schumachers Leistungsfähigkeit in Frage stellen. Nick Heidfeld, mittlerweile selbst 34 und für Renault aktiv, sagt über Schumachers Abschwung: "Natürlich ist es auch altersbedingt." Mit 37 drei Jahre Pause einzulegen, sei eben wesentlich schwieriger, als dies mit Mitte 20 zu tun. Warum es Schumacher zurückzog, kann Heidfeld trotzdem verstehen: "Er will halt Spaß haben."

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Im Winter testen die Teams gerne in Barcelona, weil die Strecke die meisten Elemente eines Formel-1-Kurses enthält. Nun müssen sich Sebastian Vettel und seine Kollegen beim Rennen in Spanien beweisen.

Der Streckenverlauf im Video.

Mit der brachialen Kraft zu spielen, die ein Motor entwickelt, der stärker ist, als 700 zusammengespannte Pferde, kann viel Spaß bereiten. Aber gehörte für Michael Schumacher zum Spaß nicht immer auch der Sieg? "Absolut. Das ist der einzige Grund, warum ich zurückgekommen bin", sagt er auch heute noch, und selbstbewusst verspricht er: "Ich bin mir mehr als sicher, dass ich es dieses Jahr auf das Podest schaffe."

Die Frage, ob ihn sein Alter den Weg dorthin verbauen könnte, hat er sich selbst auch schon gestellt. Sogar häufig. Zum ersten Mal ganz am Anfang des Projektes, bevor er den Vertrag zum Wiedereinstieg unterschrieb. Dass seine Fitness-Werte nach wenigen Tagen Training wieder die alten waren, hat ihn damals in seinem Comeback-Beschluss bestärkt.

Im vergangenen Winter, nach der ersten Saison mit Mercedes, in der er deutlich hinter dem 17Jahre jüngeren Teamkollegen Nico Rosberg zurück geblieben war, spürte er dann der Frage nach: Liegt es an den nachlassenden Reflexen? Die aber sind vor allem in schnellen Passagen gefragt - und dort verlor der Routinier keine Zeit, was wieder seine Überzeugung stützte: Am Körper liegt es nicht. "Das ist nicht das Thema", sagt Schumacher entschieden.

Ein kleiner Fehler hier, ein Patzer da - und schon kann ein Grand-Prix-Wochenende gelaufen sein, so lässt sich seine Sicht grob zusammenfassen. Wie er früher manch guten Lauf hatte, habe er gerade eben einen schlechten. Den zu brechen muss nun das Ziel sein. Am besten schon an diesem Wochenende.

In Barcelona war er oft gut. 1995, 1996, 2001, 2002, 2003 und 2004 hat er dort gewonnen. Im vergangenen Jahr wurde er Vierter und schaffte es zum ersten Mal vor seinen Teamkollegen. Früher sind solche Details selten aufgefallen, jetzt sind sie wichtig, weil sie als Schlüsselmomente gedeutet werden können.

Der Spanien-Grand-Prix 2011 (Qualifikation, Sa., 14 Uhr/Rennen So., 14 Uhr)- für Michael Schumacher ist das mehr als sein 273. Rennen.

© SZ vom 21.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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