Motorsport:Hinter Verstappen startet die Formel 1b

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Max Verstappen braust über den Kurs von Suzuka - hinter ihm kommt ganz lange niemand. (Foto: Mark Thompson/Getty)

Der Niederländer und das Red-Bull-Team eilen dem dritten WM-Titel entgegen. Schon nach vier Rennen ist der Rest des Feldes abgehängt, als fahre es nur in einem zweitklassigen Wettbewerb.

Von Elmar Brümmer, Suzuka

Das Resultat hätte auch eine vor den 53 Runden aufgezeichnete Bandansage verkünden können: ein Doppelerfolg von Max Verstappen und Sergio Perez beim Großen Preis von Japan, der dritte im vierten Formel-1-Rennen dieser Saison. Mit einer Alleinfahrt des Titelverteidigers, die selbst durch gewagte Reifenstrategien der Konkurrenz nur wenig bis gar nicht gefährdet war. Denn irgendwo muss da ein Knopf in seinem Red-Bull-Honda versteckt sein, der seiner makellosen fahrerischen Leistung noch einen zusätzlichen Boost verleiht.

"Ich konnte immer schneller fahren, wenn ich wollte oder musste", sagte Verstappen nach seinem 56. Karrieresieg. "Das Auto wurde immer besser während des Rennens. So kann es von mir aus weitergehen." Alles war einmal mehr von ihm abgefallen, der ganze Trubel um den Stierkampf auf der Führungsebene, der Frust des Bremsversagens zuletzt in Melbourne.

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:Verstappen rast zum nächsten Sieg

Gleich in der ersten Runde gibt es einen Unfall, der einen Neustart erfordert - danach siegt der Formel-1-Weltmeister souverän in Japan. In der Gesamtwertung wird es wieder deutlicher.

Auf diese Art kommen die zwölf Sekunden Differenz zu Perez und die gut 20 Sekunden Vorsprung gegenüber dem Ferrari von Carlos Sainz Junior zustande. Was sich in Zahlen für die Konkurrenz so frustrierend liest, war in Aktion gar nicht so schlecht. Im dritten Jahr des Ground-Effect-Reglements drängt sich das Feld mehr und mehr zusammen, auch wenn der Spitzenreiter den anderen mehr und mehr zu entrücken scheint. Mercedes-Teamchef Toto Wolff, dessen Silberpfeile erneut hinterherzuckelten, formuliert das angesichts von 46 Sekunden Abstand so: "Niemand wird Max in diesem Jahr mehr einholen. Sein Auto ist spektakulär gut, und er fährt spektakulär gut. Es geht nur noch darum, wer der Beste vom Rest wird." Die B-Weltmeisterschaft ist nach vier von 24 Rennen eröffnet. Vergangenen Herbst machte Verstappen seinen Titel-Hattrick sechs Rennen vor Schluss perfekt.

Carlos Sainz hat Spaß - er muss kaum noch in den Rückspiegel schauen

Dennoch teilen nicht alle den Wolff'schen Zweckpessimismus, Carlos Sainz wird zum Mann der Stunde in der Formel 1. Der sich weiter auf Jobsuche für 2025 befindliche Spanier erkennt für sich einen großen Unterschied zum Vorjahr: "Es macht Spaß, dass ich nicht immer in den Rückspiegel gucken muss, sondern mich nach vorn orientieren kann." Sein Noch-Vorgesetzter Fred Vasseur sprach daher von einem "guten Sonntag", verpasst habe die Scuderia ihre Chance - wie so oft - im Qualifying am Samstag, denn auf nur einer Runde ist die Reifennutzung des SF-24 nicht optimal: "Im Rennen haben meine Fahrer dagegen einen perfekten Job gemacht."

Ein Alleskönner ist die Neukonstruktion bisher nicht, aber die veränderte Technik hat tatsächlich dazu geführt, dass Ferrari über den Winter einen großen Schritt in der Leistungsfähigkeit gemacht hat. Der große Vorteil gegenüber dem Rivalen Mercedes ist dabei, dass die Techniker in Maranello ihr Auto komplett verstehen, während bei den Silberpfeilen nicht nur Rekordweltmeister Lewis Hamilton ("Mensch, wo lassen wir denn die Rundenzeit liegen?") an der Komplexität seines Rennwagens zu verzweifeln scheint.

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:Mercedes versteht das eigene Auto nicht mehr

Die glanzlose Vorstellung in Melbourne setzt die Misere von Mercedes fort: Das siegverwöhnte Team kommt in der Entwicklung nicht voran - es droht eine lange und frustrierende Saison.

Von Elmar Brümmer

"Wir werden Max auf anderen Streckentypen als hier jagen können", glaubt Carlos Sainz, der zunehmend befreit auftrumpft und als Beispiel dafür gelten kann, wie wichtig das Vertrauen eines Rennfahrers in seinen Rennwagen ist. Denn daraus wächst auch das nötige Selbstvertrauen. Der Spanier wittert natürlich auch seine Chancen, mit weiteren guten Ergebnissen seine Aussichten auf dem Transfermarkt zu verbessern. Deshalb treibt er öffentlich die Techniker der Scuderia an, sich mit den technischen Upgrades zu beeilen, die die Form des Autos noch konsistenter machen sollen: "Sonst ist der Vorsprung von Red Bull irgendwann vielleicht tatsächlich schon zu groß."

Der Ferrari braucht mehr Leistung und eine gutmütigere Abstimmung

Grundsätzlich aber fühle sich alles deutlich besser an als in der letzten Saison, in der Mercedes im Verfolgerduell noch die Fahrzeugnase vorn hatte. Das war auch der Auftrag an die italienischen Konstrukteure gewesen: neben einer generellen Leistungssteigerung für eine gutmütigere Abstimmung und eine bessere Balance des Autos zu sorgen. Das entspricht einem grundsätzlichen Sinneswandel in der berühmten gestione sportiva, wo die Wünsche der Fahrer oft nicht oberste Priorität hatten und diese zu leidenden Angestellten wurden. Die erhöhte Benutzerfreundlichkeit beginnt sich nun auszuzahlen.

Ferrari operiert damit bereits auf dem Niveau, das Mercedes erst noch erklimmen muss. Noch stimmten Simulationen und reale Leistungsfähigkeit nicht überein, wenngleich die Darbietung von Japan mit den Plätzen sieben und neun für George Russell und Lewis Hamilton in Qualifikation und Rennen sogar als hoffnungsvoll gilt. Toto Wolff, alles andere als ein Schönfärber in Kirschblütenrosa, macht die ungeheure Komplexität des W 15 für den holprigen Weg nach oben verantwortlich. Da ist das Rennteam wohl ein Opfer des Konzernanspruchs. Trotzdem möchte der Österreicher den Traum von der Konkurrenzfähigkeit nicht aufgeben, obwohl er Red Bull ziehen lassen muss. Aber es gibt ja noch andere Gegner: "Im Moment können wir noch nicht gegen Ferrari kämpfen, aber dahin werden wir wieder kommen. Ferrari ist ja auch näher an Red Bull herangekommen, so werden wir auch zu Ferrari aufschließen. Aufgeben werden wir sicher nicht." Es ist ja auch gerade ein Sechstel der Mammutsaison absolviert.

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