Lewis Hamilton in der Formel 1:Ganz nah dran an Schumacher

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Wieder Bestmarken in der Formel 1 gesetzt: Lewis Hamilton. (Foto: imago images/HochZwei)

In Spanien zeigt Lewis Hamilton deutlich seine Ausnahmestellung. Es besteht kaum ein Zweifel, was in diesem Jahr passieren wird: Der Brite dürfte erfolgreichster Pilot der Formel-1-Geschichte werden.

Von Anna Dreher

Dieser Vergleich war Lewis Hamilton dann doch etwas zu groß. Auch wenn er ihn in gewisser Weise selbst angeregt hatte. In einer ganz anderen Dimension sei er gewesen, sagte der Formel-1-Weltmeister am Sonntag, nachdem er den Großen Preis von Spanien gewonnen hatte: "Ich war wie im Tunnel, es war toll, so im Flow zu sein. Ich habe nicht mal mitbekommen, dass es die letzte Runde war." Und so kamen Erinnerungen auf an einen, der vielen als bester Fahrer in der Geschichte der Königsklasse des Motorsports gilt. Ayrton Senna fuhr 1988 in Monaco im McLaren eine Qualifikationsrunde, die fest zum Mythos des 1994 verstorbenen Brasilianers gehört. Einem Trance-ähnlichen Zustand habe er sich genähert, beschrieb Senna später die legendäre Runde, er sei gar nicht mehr bewusst gefahren. "Das war nur Instinkt, ich war in einer anderen Dimension", sagte Senna.

War das nun so für Hamilton, bei seiner perfekten Fahrt auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya? "Ich würde es nicht so beschreiben wie Ayrton", sagte Hamilton. "Aber heute, ich weiß nicht warum, habe ich mich gefühlt, als sei ich wie in einer klaren Zone. Ich spürte eine große Klarheit beim Fahren." In solch einer perfekten Zone zu sein, sei das, wovon er träume. In Spanien wurde dieser Traum real. Hamilton fuhr im überlegenen Mercedes so stark, dass er mit 24 Sekunden Vorsprung auf den dichtesten Verfolger Max Verstappen die Ziellinie überquerte. Auf seinen drittplatzierten Teamkollegen Valtteri Bottas betrug der Abstand gar 44 Sekunden.

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Bei seinem vierten Sieg im sechsten Saisonrennen hatte Lewis Hamilton so deutlich seine Ausnahmestellung gezeigt, dass kaum ein Zweifel besteht, was in diesem Jahr passieren wird: Der 35 Jahre alte Brite dürfte den einst als unerreichbar geltenden Michael Schumacher als erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Formel 1 ablösen.

Und dann beweist Hamilton auch noch sein gutes Gespür für die Reifen

Die Vergleiche mit dem deutschen Rekordweltmeister konnte Hamilton in Barcelona nicht negieren - sie sind ja in Zahlen belegt. Hamilton holte seinen 88. Formel-1-Sieg, nur noch drei fehlen ihm, um die Bestmarke von Schumacher einzustellen. Und das könnte ausgerechnet beim Grand Prix in Mugello in Italien passieren, bei dem Ferrari - jenes Team, mit dem Schumacher fünf Mal Weltmeister wurde - sein 1000. Rennen in der Formel 1 zelebrieren will. Am Wochenende startete Hamilton von seiner 92. Pole Position, da hat er Schumacher (68) längst überholt. Auch dessen Anzahl an Podestplätzen hat Hamilton mit nun 156 überboten.

Und den größten aller Rekorde dürfte er dieses Jahr auch egalisieren: Hamilton könnte mit Schumachers sieben WM-Titeln gleichziehen. "Es ist einfach sehr seltsam", sagte er nun. "Was gerade passiert, ist weit mehr, als was ich mir als Kind erträumt habe." Sollte Mercedes zum siebten Mal in Serie die Konstrukteurs-WM gewinnen, würde das die erfolgreichste Ära der Renngeschichte markieren.

Verstappen, 22, hatte sich redlich Mühe gegeben, auf seinen Überraschungssieg beim vorherigen Rennen in Silverstone einen weiteren folgen zu lassen - ohne Chance. Mercedes bekam innerhalb einer Woche sein Reifenproblem in den Griff. Das mache ihn am "stolzesten", sagte Teamchef Toto Wolff. Und dann bewies Hamilton auch noch sein gutes Gespür, was die Pneus angeht. Entgegen der Entscheidung seiner Strategen wollte er beim letzten Boxenstopp nicht die weiche Mischung, sondern erneut Medium - die richtige Wahl.

Merceds verfügt über den stärksten Extraschub im Feld

Die gute Ausgangslage, die sich Mercedes in bisher jedem Saisonrennen mit der Pole Position gesichert hat, könnte für die schwarz lackierten Silberpfeile künftig jedoch schwieriger zu erreichen sein. Der Automobilweltverband Fia will eine bestimmte Motoreneinstellung vom Großen Preis von Belgien (30. August) an verbieten. Vor allem Mercedes hatte von der zusätzlichen Power in der Qualifikation profitiert, die Hamilton "Party-Mode" nennt: Bottas und er verfügen über den stärksten Extraschub im Feld. Künftig soll für Rennen und Qualifikation nur noch ein Modus erlaubt sein. "Das ist, ehrlich gesagt, keine große Überraschung", sagte Hamilton zu den Plänen der Fia. "Die haben ja immer versucht, uns einzubremsen. Aber ich denke nicht, dass sie ihr gewünschtes Ergebnis bekommen." Der Motor bleibt ja der stärkste.

Für denjenigen, der noch vor zwei Jahren Hamiltons stärkster Konkurrent auch um die historischen Bestmarken war, sind Gedanken dieser Art nach wie vor weit entfernt. Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel, 33, überzeugte zwar mit Platz sieben, seinem zweitbesten Saisonergebnis. Aber wirklich zufriedenstellend war dieses Wochenende für Ferrari mit dem Ausfall von Charles Leclerc nicht. Teils grotesk wirkte zudem der Funk. Auf die Frage nach der Strategie erhielt Vettel keine Antwort, kurz danach jedoch die Frage seines Renningenieurs, ob eine Ein-Stopp-Strategie möglich sei. "Verdammt noch mal, danach habe ich euch doch gerade gefragt!", schimpfte Vettel. Auch er bewies dann ein gutes Gespür und fuhr durch - was auch ihm einen historischen Wert brachte. Er hat nun mehr als 3000 Punkte in der Formel 1 gesammelt. Nur einer hat das noch geschafft: Lewis Hamilton.

© SZ vom 18.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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