Bremerhavens Eishockey-Manager Alfred Prey:Ein Seebär aus der Oberpfalz

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Glückliche Pinguin-Kolonie: Fans, Spieler (links Jan Urbas) und Familie gratulieren Alfred Prey (Mitte) zum 70. Geburtstag. (Foto: Burghard Schreyer/Kolbert-Press/Imago)

Bremerhaven, die selbst ernannte Eishockey-Diaspora, geht als Tabellenerster in die DEL-Playoffs. Für Manager Alfred Prey, "Mister Fischtown", Herz und Hausmeister des Klubs, kündigt sich nach mehr als 30 Jahren ein emotionaler Abschied an.

Von Christian Bernhard

Die Fischtown Pinguins hatten in dieser Woche einige sehr erfreuliche Termine zu absolvieren. Am Dienstag nahmen die Bremerhavener den Titel "Mannschaft des Jahres" des Landes Bremen entgegen, einen Tag zuvor hatten sie in München die Trophäe für den Sieger der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bekommen. An diesem Sonntag (14 Uhr) starten sie mit einem Heimspiel gegen den ERC Ingolstadt ins Playoff-Viertelfinale.

Dass die Norddeutschen nach 52 Spielen vor DEL-Rekordmeister Berlin stehen, vor München und Mannheim, den drei dicken Fischen der Liga, die seit 2015 den Titel unter sich ausmachen, hat sehr viel mit Alfred Prey zu tun, einem 70-jährigen Oberpfälzer mit dem Schnauzbart eines Seebären. Als junger Mann ging Prey 1973 zur Marine - "meine zweite Mutter", wie er sagt - und sah die Welt, von der Küste Floridas bis Kenia. Als Bub in Weiden hatte Prey auf zugefrorenen Teichen Eishockey gespielt; während seiner Zeit bei den Marinefliegern entdeckte er an der Nordsee seine Leidenschaft für diesen Sport neu.

1992 - der Roll- und Eissport-Verein Bremerhaven spielte noch in der drittklassigen Oberliga - wechselte er von der Zuschauer- auf die Vereinsseite, zunächst als Pressewart. Seine erste Pressemitteilung war eine Trainerentlassung. Über die Jahre wurde Prey dann Mannschaftsbetreuer und schließlich Teammanager. Er feierte mit dem Verein Meisterschaften, obwohl der Klub pleite war und keine Gehälter mehr zahlte, er stieg mit dem Klub als Meister aus der zweiten Liga ab. Und doch ging es kontinuierlich nach oben. Seit 2016 spielen die Pinguins (plattdeutscher Plural) in der DEL. Und nun stehen sie erstmals ganz oben.

Prey, so sagt sein Frankfurter Kollege Fritzmeier, ist der "Uli Hoeneß des deutschen Eishockeys"

Was sich in 32 Jahren nicht geändert hat, ist Preys Anspruch an das Arbeitsethos der Spieler. Bremerhaven ist einer der Kreise mit der höchsten Arbeitslosigkeit in Deutschland, im Januar lag sie über 14 Prozent. Die Leute, die mit einem Blaumann auf der Werft stehen, wollten keine abgehobenen Profis sehen, erklärt Prey. Die Pinguins haben 246 Sponsoren, vom Schreiner, der 1500 Euro zahle, bis zur Fensterreinigungsfirma: "Bei uns macht es die Masse, das ist das, was uns trägt und uns auch stark macht." Der Klub habe eine "regionale Verantwortung". Ein Spieler definiere sich in diesem Umfeld entsprechend über seine Arbeit.

Diese Arbeit macht einen Teil der Erfolgsgeschichte der Pinguins aus - obwohl "wir in der Eishockey-Diaspora leben", wie Prey es nennt. "Wenn du von uns aus 30 Kilometer in den Norden fährst, bist du in Cuxhaven und kannst nach England schwimmen. Im Süden ist Werder, das grün-weiße Land, da kriegst du kein Bein an Deck, auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Bremer zu uns kommen. Und im Westen, wenn man über die Wiese fährt, kommt auch nicht mehr viel, bis Wilhelmshaven, und da ist wieder Wasser", sagt Prey. Klingt nicht nach Insel-der-Seligen-Idylle.

Einer, der Prey sehr gut kennt, ist Franz Fritzmeier junior, Manager der Löwen Frankfurt. Für Fritzmeier, 43, geboren in der Eishockeystadt Bad Tölz, ist Prey der "Uli Hoeneß des deutschen Eishockeys". Wegen seiner sozialen Ader, des "Oldschool-Touch", seiner Impulsivität. Man könne sich ein Beispiel an ihm nehmen, wie er mit den Leuten umgehe, sagt Fritzmeier. Prey habe "sehr viel Kultur in sich". Wie Hoeneß sei Prey auch eine Art "sozialer Patron", wie Hoeneß habe er einen Klub aufgebaut und damit "ein Lebenswerk geschaffen". Und er sei einer, den man besser nicht unterschätzt. "Der Alfred ist ein absoluter Fuchs", sagt Fritzmeier, "er hat das ganze Geschäft sehr gut durchschaut".

"Wir fischen manchmal in Weihern, wo andere ihre Angel nicht reinhalten."

Leicht war es für Prey nicht immer. "Er hat auch viel Kritik bekommen für seine Marschroute", sagt Fritzmeier. Halb neidvoll, halb bewundernd blickt die Konkurrenz auf die scheinbar engen Beziehungen der Pinguins zur zuständigen Einbürgerungsbehörde. So fanden und finden sich über die Jahre zahlreiche Nordamerikaner mit deutschen Nachnamen wie Maschmeyer, Schwartz und Mauermann im Pinguins-Kader, die dank doppelter Staatsbürgerschaft nicht unter die Ausländerregelung der DEL fallen. Prey wiederum beansprucht nicht zu Unrecht für sich, den DEL-Spielermarkt "ein bisschen revolutioniert" zu haben, indem er nicht nur nach Nordamerika schaute, sondern sich in kleineren Märkten umsah wie der Slowakei, Ungarn und Dänemark. "Wir fischen manchmal in Weihern, wo andere ihre Angel nicht reinhalten", sagt er. Beispielhaft dafür steht der Karawanken Express, die drei slowenischen Nationalspieler Jan Urbas, Miha Verlic und Ziga Jeglic, die seit 2020 gemeinsam die Abwehrreihen der DEL das Fürchten lehren. Urbas und Jeglic belegten in der Scorerliste der Hauptrunde die Plätze eins und zwei.

Und noch etwas beeindruckt Fritzmeier an Prey: "Er ist so clever im Lesen von Menschen." Das helfe ihm, Spieler zu finden, die sich mit dem etwas abgelegenen Standort Bremerhaven identifizierten. Preys Credo lautet: Du brauchst keine Stars, du brauchst Charakter. "Und wir haben eine Kabine, die strotzt vor Charakter."

"Unser Erfolg ist Dein Verdienst": Die Pinguins-Fans ehren Alfred Prey für sein Lebenswerk. (Foto: Burghard Schreyer/Kolbert-Press/Imago)

Jan Urbas, 35, spielt seit sieben Jahren in Bremerhaven - und auch das hat viel mit Prey zu tun. "Er betrachtet uns Spieler wie seine Kinder", sagt der mehrmalige Olympia- und WM-Teilnehmer: "Alfred ist Mister Fischtown, er ist alles hier." Für den dänischen Verteidiger Nicholas B. Jensen ist Prey "das Herz von Bremerhaven". Als die Fans Prey zu seinem 70. Geburtstag im Februar eine beeindruckende Choreografie widmeten ("Unser Erfolg ist Dein Verdienst"), die er "ewig in Erinnerung behalten" werde, und die Spieler in einem Sondertrikot mit seinem Konterfei aufliefen - da lief dieses Herz über. Prey weinte.

Nach der Saison wird das Bremerhavener Eishockey eine tiefe Zäsur erleben. Prey hat seinen Rückzug als Teammanager angekündigt, in dem langjährigen Nationalspieler Sebastian Furchner wird seit Anfang Januar der Wunschnachfolger eingearbeitet. Auch Trainer Thomas Popiesch, seit dem ersten DEL-Spiel 2016 an der Bande, wird den Klub wohl verlassen, angeblich nach Krefeld.

Ganz loslassen wird Prey aber nicht. Er wird sich weiter um die Sponsorenakquise kümmern. Oder wie er es grinsend nennt: seiner "Hausmeistertätigkeit" nachgehen. Einer muss ja weiter nach dem Rechten sehen.

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