Finale der Basketball-Bundesliga:Auf der nächsten Eskalationsstufe

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Svetislav Pesic regte sich ordentlich auf - sein Ziel: Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. (Foto: dpa)

Es brodelt im deutschen Basketball: Die Fehde zwischen Bayern-Trainer Svetislav Pesic und Alba-Geschäftsführer Marco Baldi überschattet die spannende Endspielserie der BBL. Ein Ende? Nicht in Sicht.

Von Gerald Kleffmann, München

Svetislav Pesic, 64, wurde um seinen Kommentar gebeten, wie er das 92:86 am Sonntag einordne, das dem FC Bayern die Chance ermöglicht, am Mittwoch erstmals seit 1955 deutscher Meister zu werden. 6700 Zuschauer waren ausgeflippt, "das ist eine gute Finalserie zum Anschauen", hatte Albas Trainer Sasa Obradovic zu Recht gesagt, sein Satz ohne Befindlichkeit war bemerkenswert, Berlin liegt ja 1:2 zurück und muss zu Hause siegen, um wenigstens die fünfte Partie zu erzwingen.

Es war indes nichts Besonderes im Vergleich zur Analyse von Pesic. Der Münchner Coach redete zehn Minuten, es ging nicht um Sport. Er rechnete ab. "Mit Alba nicht, mit Marco Baldi", präzisierte die deutsch-serbische Basketballinstanz, die auch darauf verwies, "seit 33 Jahren als Trainer" zu arbeiten. So eine respektlose Gestalt wie jetzt, musste man ihn verstehen, habe er noch nie erlebt.

Er und Baldi, das ist die Fehde der Liga. Ein Ende? Nicht in Sicht. Eher naht die endgültige Eskalation. Die Basketball-Bundesliga (BBL), gerne zurückhaltend, fordert nun eine Stellungnahme der Münchner wegen der Vorwürfe der zwei Pesics am Sonntagabend. "Wir finden die getätigten Äußerungen abwegig", sagte BBL-Sprecher Dirk Kaiser.

Damit bezog er sich auch auf Marko Pesic, 37, Svetislavs Sohn und FCB-Geschäftsführer, der sich ebenfalls zu Wort gemeldet hatte. "Marco Baldi ist Präsidiumsmitglied der BBL. Er kann über Schiedsrichteransetzungen und Wiederholungsspiele mitbestimmen und ist gleichzeitig in einer führenden Position bei einem Bundesligisten. Dann müssen wir jetzt auch versuchen einen Mann ins Präsidium zu bekommen, damit wir da mitreden können", hatte Pesic jr. gesagt. Der Konter folgte tags darauf.

"Das Präsidium ist weder in die Schiedsrichter-Ansetzungen involviert, noch hat es etwas mit der Causa Ludwigsburg zu tun gehabt", erwiderte BBL-Mann Kaiser. Wegen eines Schiedsrichterfehlers war das vierte Viertelfinalspiel des FC Bayern bei den MHP Riesen wiederholt worden. Im zweiten Finalspiel wiederum kam ein Schiedsrichter zum Einsatz, den Marco Baldi explizit gefordert hatte. "Wir haben einen unabhängigen Schiedsrichter-Ansetzer", erklärte Kaiser. Die Auswahl des Referees sei vor Obradovics "überflüssigem" Kommentar gefallen. Ob das die Wogen glättet, ist kaum anzunehmen. Die Animositäten sind stabil wie Eichen.

Wann das Duell Pesic/Baldi Fahrt aufnahm, erklärte der Münchner Trainer präzise: "Herr Baldi führt seit dem Viertelfinale der letzten Saison eine Kampagne gegen den FC-Bayern-Basketball", sagte er, was Baldi veranlasste, per pseudodiplomatischem Statement am Montag zu antworten: "Es verbietet sich mir, mich auf so ein Niveau einzulassen." Man schenkt sich nichts, ohne Toleranz, ohne Ironie. Den Tonfall gaben am Anfang zwei spezielle Beteiligte vor. Im Frühjahr 2013 gerieten Uli Hoeneß und Axel Schweitzer aneinander.

"Wenn wir mal eine Halle in München bauen, bauen wir eine schönere", sagte der damalige FCB-Präsident Hoeneß zur Berliner Arena, was als Spitze auf einen Satz von Alba-Firmenchef Schweitzer zum Bayern-Management ("nicht nachhaltig") verstanden wurde. Als die Münchner vier Alba-Profis verpflichteten, bauten Baldi und Marko Pesic die Rivalität aus. Baldi sprach von "Scouting mit dem Geldbeutel", Pesic nannte ihn einen "Marktschreier". Spätestens seit der Kreuz-Affäre hat der Zwist seinen ulkigen Folklore-Charakter verloren.

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Erst im dritten Viertel drehen die Basketballer des FC Bayern das Heimspiel gegen Alba Berlin und holen sich den zweiten Sieg der Finalserie. Obwohl ihnen jetzt nur noch ein Sieg zum Titel fehlt, erhebt Trainer Svetislav Pesic gegen den Alba-Chef schwere Vorwürfe.

Aus der Halle von Gerald Kleffmann

Weil Alba-Fans den als Verräter empfundenen FCB-Profi Heiko Schaffartzik, ihren Berliner Jungen, im November mit einer Art Kreuz empfingen, an dem dessen Trikot hing, wandte sich Bayern an die BBL: Grenzen seien überschritten. Man kassierte eine Abfuhr, was den Groll verstärkte. Wissend darum griffen jüngst die Berliner Fans dieses Reizthema erneut auf und hingen Schaffartziks Hemd wieder auf, unverkennbar an Kleiderbügeln diesmal - was Pesic sr. zum Explodieren brachte.

"Ich habe lange nichts gegen Verantwortliche gesagt. Denn wenn ich etwas sage, dann bekomme ich ein Kreuz in der O2 Arena", sagte er nun giftig. Sein Sohn schlug dann wieder den Bogen zu Baldi. "Merken Sie nicht, dass ein Präsidiumsmitglied der BBL über unseren Verein, über unsere Spieler sagen kann, was er will, und das unter der Gürtellinie?"

Er bezog sich auf Baldis Anschuldigung, manche FCB-Profis wie Malcolm Delaney ("ein Breakdancer") würden simulierend zu Boden gehen. "Es gibt keine Konsequenzen von der Liga", ergänzte dazu wieder Pesic sr. Er würde Baldis Trikot demnach wohl auch gerne mal wo aufhängen.

Zweifelsfrei geht es viel um Ehre, auch um Stolz in diesem Streitfall. So verwies Pesic schnippisch darauf, er sei "der beste Botschafter von Alba" gewesen, als er dort Trainer war und sieben Titel holte. Baldi? "Er soll aufhören, Ausreden zu finden und den Verein lieber weiter nach vorne bringen." Alba-Chef Schweitzer indes wirft den Münchnern Kalkül vor.

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"Das ist - wie Watzke es nennt - typisches Bayern-Verhalten, die wollen den Gegner zerstören", sagte Berlins Aufsichtsratschef der dpa. Er spielte auf den Streit zwischen Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit den Verantwortlichen des Fußball-Meisters aus München an. "Der Zeitpunkt wirkt kalkuliert, denn als erfolgreiche Sportmarke wird bei Bayern wie im Fußball nichts dem Zufall überlassen", sagte Schweitzer.

Vor der Finalserie hatte sich Marko Pesic gewünscht, "dass sie den Spielern gehört, dass sie im Mittelpunkt stehen und nicht durch Nebenkriegsschauplätze von ihnen abgelenkt wird". Wie dies zu allen Vorwürfen passt, ist nicht klar, aber wenn es nach Logik ginge, gäbe es auch nicht die Fehde der Liga.

© SZ vom 17.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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