Fifa-Boss fordert Alternative zum Elfmeterschießen:Blatter und die Gladiatorenspiele

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Fifa-Chef Sepp Blatter fordert nach dem Münchner Champions-League-Finale eine Abschaffung des Elfmeterschießens. Es gäbe Alternativen - doch eigentlich nur eine, die den Geist des Fußballs im Sinne Blatters widerspiegelt.

Jürgen Schmieder

So weit, so erwartbar: Es gibt einen Kongress des Fußball-Weltverbandes Fifa, der ein paar Tage nach einem Champions-League-Finale stattfindet, das durch Elfmeterschießen entschieden worden ist. Die Chance, dass sich Joseph Blatter mit einer (aus seiner Sicht) pfiffigen Idee zu Wort meldet, lag bei ungefähr 100 Prozent.

Tragische Entscheidung: Die Spieler des FC Bayern nach dem Elfmeterschießen im Champions-Leagu-Finale. (Foto: dapd)

"Fußball kann tragisch sein, wenn die Entscheidung im Elfmeterschießen fällt", sagt der Fifa-Präsident also beim Treffen des Weltverbandes in Budapest, "die Mannschaftssportart verliert eine ihrer Kerneigenschaften, wenn die Entscheidung im Eins-gegen-Eins fällt." Also fordert Blatter ein Expertengremium auf, Alternativen zum Elfmeterschießen zu entwickeln. Vorsitzender der "Fifa Task Force Football 2014": Franz Beckenbauer.

Der Vorschlag ist absurd, aber natürlich muss Blatter das Fußballvolk ablenken von einem Kongress, der wie erwartet keine Reformen bietet. Alternativen zur geltenden Praxis existieren bislang wenige - aber man könnte ja einiges probieren.

Das dem Eishockey entlehnte Penalty-Schießen käme der Eins-gegen-Eins-Situation des Elfmeterschießens zu nahe, die Varianten Golden Goal und Silver Goal wurden aufgrund mangelnder Gerechtigkeit und äußerst schwerer Darstellung im von festen Sendezeiten abhängigen Fernsehen wieder abgeschafft.

Bliebe der Vorschlag des früheren Bayern-Trainers Louis van Gaal, der einst das "Gladiatorenspiel" anregte: In der Verlängerung reduziert sich alle fünf Minuten die Spieleranzahl, bis ein Tor fällt. Was allerdings dazu führen könnte, dass es am Ende zu einer Eins-gegen-Eins-Situation kommt, die Blatter gar nicht gerne sieht.

Bevor nun am Ende über eine Rückkehr zum Münzwurf diskutiert wird, mit dem einst das Europokal-Halbfinale 1965 zwischen Köln und Liverpool und das EM-Halbfinale 1968 zwischen Italien und der Sowjetunion entschieden worden war, sollte man die Worte Blatters noch einmal genau betrachten.

Der Chef der Fußballfamilie wünscht sich eine Alternative, die dem Geist des Fußballs entspricht, genauer: des Fußballs in der Welt von Sepp Blatter. Da kann es eigentlich nur eine Variante geben. Bei einem Unentschieden entscheidet ein Punktrichter darüber, welche Mannschaft es verdient hat, ein Spiel zu gewinnen. Um eine absolut faire Entscheidung zu garantieren, wird als Punktrichter bei allen Partien weltweit festgelegt: Joseph Blatter. Und zwar auf Lebenszeit.

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