Die Nachspielzeit lief schon, als Kevin De Bruyne doch noch ein Ausrufezeichen hätte setzen können. Kurz hinter der Mittellinie hatte Kölns Matthias Lehmann den Ball vertändelt, über Bas Dost gelangte er zu Wolfsburgs Mittelfeldspieler. De Bruyne rannte auf Timo Horn zu, nur der Kölner Torwart trennte ihn vor dem Siegtreffer. De Bruyne bremste, streichelte den Ball mit einer eleganten Fußbewegung, einem angedeuteten Übersteiger, leicht zur Seite, nahm Maß, schoss - und traf: Timo Horn. De Bruyne rannte dem Abpraller hinterher, erreichte ihn, schoss nochmal - und traf Matthias Lehman, der zurückgesprintet war und seinen Schnitzer wieder gutmachte.
Kurz darauf war das Spiel vorbei, Wolfsburg trennte sich 1:1 von starken Kölnern. Im Gedächtnis bleiben wird De Bruynes vergebene Doppelchance in der Nachspielzeit. Der Verdaddler könnte die letzte Aktion des Belgiers als Bundesligaspieler gewesen sein.
Wie diverse Medien von der Insel berichten, steht De Bruynes Rückkehr in die Premier League unmittelbar bevor. Manchester City soll nunmehr ein offizielles Angebot für den 24-Jährigen abgegeben haben, der einst beim FC Chelsea spielte. 70 bis 76 Millionen Euro soll die Ablöse betragen, Wolfsburg würde bei diesem Rekordtransfer allerdings gerne 80 erlösen - auch der öffentlichen Wirkung wegen. De Bruyne soll in England 275 000 Euro Gehalt kassieren. Pro Woche.
Die Summen könnten dem Spieler den Kopf verdreht haben, mutmaßte Wolfsburgs Sportvorstand Klaus Allofs schon vergangene Woche. Wohl auch darum hatten die Wolfsburger zuletzt eine kleine Kehrtwende vollzogen. Plötzlich sagte Allofs nicht mehr, dass De Bruyne zu "99,1 Prozent" bleiben werde. Aus 0,9 Prozent Wechselwahrscheinlichkeit wurden inzwischen fast schon 99,1 Prozent. Fehlt eigentlich nur die Bestätigung. Und der offizielle Preis.
VfL-Manager Klaus Allofs hatte in Köln vor dem Anpfiff noch versucht, die Luft rauszulassen aus der Debatte. "Wir sind alle recht gelassen", sagte er, "die Tatsache, dass Kevin in der Startformation steht, zeigt, dass die ganzen Spekulationen alle zu verfrüht sind. Es ist ein bisschen zu viel Dynamik reingekommen. Wir fahren das jetzt mal runter."
Ob er das nach Abpfiff auch noch sagt? Kaum. Zeit wird es für den Deal. Für eine offizielle Entscheidung. Nicht nur, weil am 31. August die Wechselfrist endet, sondern auch, weil das Thema alle Beteiligten aus dem Tritt zu bringen scheint. Die Wölfe leiden im Kollektiv. Und wie schon am ersten Spieltag gegen Frankfurt (2:1) wirkte De Bruyne selbst auch in Köln wenig inspiriert. Da kamen Pässe nicht an, die er normalerweise blind spielt. Da schaffte er, der beste Torvorlagengeber der vorigen Saison, es nicht, auch nur eine Torchance einzuleiten. Da verlor er Zweikampf über Zweikampf.
Und dann verdaddelte er ...