FC Schalke in der Champions League:Mehr Funzel als Lichtblick

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Adam Szalai: Erstes Tor in Europa in Saloniki (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Schalke 04 zieht in die Gruppenphase der Champions League ein, doch richtige Freude kommt nicht auf. Der schlechte Saisonstart belastet die Schalker, das 3:2 gegen Paok Saloniki verbessert vorerst nur die Moral des Klubs. Und seine Finanzen.

Von Saskia Aleythe

Für Huub Stevens war die Welt in Ordnung. "Das war heute Werbung für den Fußball", sagte Stevens und ließ seine Zuhörer auf der Pressekonferenz in Saloniki aufhorchen. Für den griechischen Fußball, meinte Stevens, für den war das 2:3 seines Teams Paok Saloniki gegen Schalke 04 eine Errungenschaft. "Schalke ist eine gute Mannschaft", sagte der Trainer. Dass es ein enges Ergebnis wurde, machte den Niederländer stolz - und gab den Schalkern wieder zu denken.

Der FC Schalke 04 konnte am Dienstagabend in die Gruppenphase der Champions League einziehen, das bedeutende Zwischenziel ist erreicht in den trüben Tagen der Gelsenkirchener. Nach dem Abpfiff aber bot sich eine Szenerie, in der gar nicht mehr erkennbar war, wer als Sieger und wer als Verlierer den Platz verließ. Lächeln konnte kaum einer im Schalke-Trikot. Gezeichnet vom miesen Saisonstart wollte die Erleichterung nur langsam wirken. "Der Druck war riesengroß, das war Anspannung pur", sagte Sportdirektor Horst Heldt abgekämpft, "wir haben uns das Spiel heute auch nicht leicht gemacht."

Wie sehr der eine Punkt aus drei Spielen in der Bundesliga dem Verein geschmerzt hatte, wurde in Saloniki sichtbar. Vor allem die 0:4-Demütigung der Wolfsburger am zweiten Spieltag, aber auch das 1:1 im Hinspiel gegen die Griechen. Das alles tut ihnen immer noch weh; denn aus dem Sieg gegen den Stevens-Klub ist den Schalkern nur ein kleiner Lichtblick für die anstehenden Aufgaben entsprungen.

"Wir hatten nach längerer Zeit wieder mal ein positives Erlebnis, aber alles gut ist jetzt natürlich nicht", sagte Julian Draxler, "Wir wissen, dass wir in der Bundesliga stark unter Zugzwang stehen, endlich mal zu punkten. Deswegen: Es ist mit Sicherheit keine heile Welt auf Schalke."

Auch Trainer Jens Keller war wenig von der Werbung für den Fußball überzeugt, den Auftritt seiner Mannschaft bezeichnete er als "dreckigen Sieg". Ästheten des Ballsports würden sagen: Die Partie, die unter Ausschluss der Fans ausgetragen wurde, hatte genauso viele Zuschauer im Stadion, wie sie verdiente.

Zwar startete Schalke hoffnungsvoll mit einer frühen Torchance für Jermaine Jones und zahlreichen Ecken in die Partie, die Gäste verfielen dann aber zügig in eine seltsame Lethargie, die von einer Leichenstarre nur Nuancen entfernt war. Paok hatte ohnehin nicht den Drang, Tore zu schießen und sammelte reichlich Erfolgserlebnisse in der Verteidigung.

Es fehlte den Schalker an vielem: An Impulsen, an Konzentration im Passspiel und vor allem an Aggressivität in der Abwehr. Den Glückserlebnissen durch Treffer von Adam Szalai und Julian Draxler folgten schnell und simpel die Ausgleichstore der Griechen.

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Eine wackelige Defensive, aber immerhin ein Geistesblitz: Schalke 04 gewinnt gegen Paok Saloniki und qualifiziert sich für die Champions League - und das, obwohl der Bundesligist in Unterzahl agiert und einmal mehr eine erschreckend fehlerhafte Leistung zeigt.

"Wir werden nicht viel feiern, wir sind einfach nur in die Gruppenphase der Champions League eingezogen und haben sie nicht gewonnen", sagte Draxler später und machte einen Unterschied zu den bisherigen Ligaspielen aus: "Wir waren heute auf dem Platz." Und das in der zweiten Hälfte immerhin kämpferisch.

Dass Jones in der 64. Minute nach gelb-roter Karte vom Platz musste, stärkte die Schalker mehr als dass es sie schwächte. Plötzlich mobilisierte sich etwas in der Mannschaft. "Wir haben in Unterzahl noch zwei Tore gemacht, das wird die Moral stärken", sagte Heldt und Keller ließ dann doch noch ein Späßchen zu: "Vielleicht sollten wir demnächst gleich mit zehn Mann anfangen."

Dass die Schalker nun in der höchsten europäischen Klasse spielen dürfen, wird ihr Selbstbewusstsein stärken. Es bringt ihnen mindestens zusätzliche 20 Millionen Euro, die in den Kader investiert werden können. Der ist recht notdürftig ausgestattet, in der Verteidigung wird das am auffälligsten. Dass der Hamburger Dennis Aogo nun verpflichtet wurde, überrascht daher nicht.

Die Findungsphase ist bei den Schalkern noch in vollem Gange, was während einer Saison selten eine komfortable Basis für Erfolge ist. Und das Programm der nächsten Wochen ist anspruchsvoll, in der Liga heißen die nächsten Gegner: Bayer Leverkusen, Mainz 05 und Bayern München. Bis Schalke wieder Werbung für den Fußball machen kann, wird es wohl noch eine Weile dauern.

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