FC Schalke 04: Einzelkritik:Kampf gegen das Grinsen

Neuers Kopf eröffnet eine Wahnsinnspartie, Matip erlebt seine erste große Liebe, Edu verwandelt sich in einen Spitzenfußballer und Raúl zeigt, dass er ein ganz Großer ist. Die Schalker beim 5:2 in Mailand in der Einzelkritik.

Daniel Theweleit, Mailand

FC Schalke 04: Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Getty Images)

Neuers Kopf eröffnet eine Wahnsinnspartie, Matip erlebt seine erste große Liebe, Edu verwandelt sich in einen Spitzenfußballer und Raúl zeigt, dass er ein ganz Großer ist. Die Schalker beim 5:2 in Mailand in der Einzelkritik. Von Daniel Theweleit, Mailand Manuel Neuer Aktionen drehten und wendeten das Spiel, schon nach 20 Sekunden eröffnete er die Wahnsinnspartie mit einer Wahnsinnstat. 25 Meter vor dem eigenen Tor verhinderte er per Kopf eine Großchance von Diego Milito, doch leider landete der Ball auf dem Fuß von Dejan Stankovic, der aus 50 Metern volley ins leere Tor traf. Ein unglaublicher Treffer. Und als Samuel Eto'o kurz nach der Pause das 3:2 auf dem Fuß hatte, zuckte die Hand des Torhüters wie die Zunge eines Froschs und wehrte den Ball ab.

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Atsuto Uchida

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(Foto: AP)

Stand hinterher mit leuchtenden Augen vor einer Traube japanischer Journalisten und fasste den größten Abend seiner Karriere zusammen. Hatte ein paar passable Flanken geschlagen und rannte wie das gesamte Team, als ginge es um Leben und Tod. War aber einer der unauffälligeren Schalker, was das Kompliment impliziert, dass er defensiv stabil agierte.

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Joel Matip

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(Foto: Getty Images)

Kämpfte bis spät in die Nacht vergeblich gegen das Grinsen, das sich in seinem Gesicht festgesetzt hatte. "Wenn ich einschlafe, muss das ja wohl irgendwann aufhören", sagte er nach seiner Gala und seinem ersten Champions-League-Treffer. Der für Kamerun spielende Matip hatte seinen unkontrollierbaren Landsmann Eto'o weitestgehend unter Kontrolle gehalten und war wie die gesamte Mannschaft gedopt vom Zauber dieser großen Bühne. Im Rausch, wie ein Teenager, der seine erste große Liebe erlebt.

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Benedikt Höwedes

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(Foto: REUTERS)

Hatte das Pech, wechselweise gegen Eto'o oder Milito ankämpfen zu müssen, es gibt angenehmere Jobs. Besonders bei den vielen langen Bällen, irrte der Innenverteidiger mehrfach zwischen Ball und Gegenspieler umher. Aber er hat es auch schwer gehabt in dieser unfassbar offensiv ausgerichteten Schalker Mannschaft, in der er nicht nur die Viererkette, sondern auch das defensive Mittelfeld zu organisieren hatte.

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Als alles vorbei war, blickte der Deutsch-Ghanaer hinüber zu Alexander Baumjohann und sagte: "Schaut, zwei ehemalige Amateurspieler." Unter Felix Magath waren die beiden ins Reserveteam degradiert worden, jetzt erstrahlen sie im Glanz des ganz großen Champions-League-Erfolges. Und zwar nicht als Mitläufer.

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Kyriakos Papadopoulos

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Als Chefstratege vor der Abwehr, wie sollte das gut gehen? Der 19-Jährige (Bild Mitte) war vor dem Spiel zum Schalker Schwachpunkt erklärt worden - er wurde zu einem Fels in der Schlacht. Papadopoulos ist dynamisch, fleißig, zweikamfpstark, ohne Ball erinnerte sein Spiel an Bastian Schweinsteiger. Nur das Spiel mit Ball ist verbesserungsbedürftig, aber dafür gab es ja den zweiten Sechser.

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Jose Manuel Jurado

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War in gewisser Weise die Schachfigur des Abends. Trainer Ralf Rangnick hatte den offensiven Spanier (Bild, rechts) auf die Sechserposition gestellt, auf diese Idee war noch niemand gekommen. Diese Entscheidung machte das Spiel der Schalker so offensiv, und sie war Vorraussetzung für das 5:2, das mit dem verletzten Peer Kluge auf dieser Position wohl eher ein 2:1 geworden wäre. Denn genau diese offensive Schalker Grundhaltung traf Inter am neuralgischen Punkt zwischen Viererkette und Mittelfeld. Jurado war wertvoll wie nie.

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Jefferson Farfan

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Spielte unauffälliger als zuletzt, und das ist erstaunlich. Denn eigentlich lud dieses Spiel alle Offensivspieler zum Toreschießen ein. Stellte sich in den Dienst der Mannschaft, arbeitete viel nach hinten und wusste vor allen anderen, dass der Sieg sehr hoch ausfallen würde. Andernfalls hätte er sich bestimmt nicht beim Stand von 2:2 seine dritte gelbe Karte und damit eine Sperre fürs Rückspiel abgeholt.

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Alexander Baumjohann

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Wurde vom neuen Trainer Rangnick aus der Versenkung geholt, und hat der Welt mal wieder gezeigt, wie gut er Fußball spielen kann. Solche Leistungen haben einst das Interesse der Bayern geweckt, doch leider präsentierte der 24-Jährige sich bisher bestenfalls ein, zwei Mal im Jahr in dieser Form. Vielleicht war das sein Durchbruch.

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Raúl

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Genoss den Abend wie der Weinkenner einen 1980er Richebourg Jayer. Er begleitete das Spektakel fleißig im Hintergrund, mannschaftsdienlich, engagiert, aufopferungsvoll. Und als die Partie auf der Kippe stand schlängelte er sich mal eben durch die Inter-Abwehr und machte das richtungsweisende 3:2. Am Ende feierte er liebevoll mit den Fans, ein ganz großer Spieler eben.

FC Schalke 04: Einzelkritik

Edu

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(Foto: Getty Images)

War der erstaunlichste Spieler dieses Abends. Die Fähigkeiten des Brasilianers gelten als limitiert, eine Karriere auf der großen internationalen Bühne traut ihm kaum jemand zu. Doch gedopt vom Zauber des Stadions, des Wettbewerbes und des Gegners verwandelte er sich für eine Nacht in einen echten Spitzenfußballer. Traf zum 2:2 und rannte wie ein Irrer für diesen wahnsinnigen Schalker Erfolg.

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Lukas Schmitz

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(Foto: dpa)

Kam nach 76. Minuten für den erschöpften Alexander Baumjohann, und er (Bild, rechts) gab einen unscheinbaren Defensivarbeiter. Die großen Momente hatte die Partie da aber schon hinter sich gebracht.

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Julian Draxler

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(Foto: dpa)

Wurde sieben Minuten vor dem Ende für Jurado eingewechselt. Zeigte auch hier, dass er ein außergewöhnliches Talent besitzt. Spielte noch zwei wirklich hübsche Pässe, aber Inter war da schon tot. (Bild vom Spiel in St. Pauli)

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Ali Karimi

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(Foto: AP)

Durfte das Feld drei Minuten vor dem Ende für Raul betreten. Zu spät, um noch einen großen Beitrag zu leisten.(Im Bild, zweiter von links).

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(Foto: dpa)

Hielt sich dezent zurück, denn eigentlich ist Vorgänger Felix Magath ja der Vater dieser Mannschaft. Allerdings war Rangnick das Mastermind hinter dem denkwürdigen Erfolg. Magath hätte angesichts der Personallage vermutlich Defensive gefordert und drei Sechser aufgeboten, Rangnick suchte das Glück in einer Offensivtaktik, die vor dem Spiel gelinde gesagt verrückt erschien. Doch der Taktikfuchs hatte erkannt, wie diese Mailänder Mannschaft zu schlagen ist, und deshalb darf er kommende Schalker Erfolge nun auch ohne schlechtes Gewissen für sich reklamieren.

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