FC Ingolstadt:Viel Betrieb im Paternoster

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"Woran wir arbeiten müssen: Es geht nach 20, 25 Minuten immer ein bisschen runter." - Patrick Schmidt, Schütze des frühen Ingolstädter Siegtreffers. (Foto: Oliver Strisch/Imago)

Die Schanzer haben einen großen Umbruch hinter sich, setzen zum Drittliga-Start aber auf bekannte Gesichter - was auch Verletzungssorgen geschuldet ist. Gegen Aufsteiger Bayreuth erreichen sie das Minimalziel: einen Sieg.

Von Christoph Leischwitz

Einiges ist schon immer noch beim Alten beim FC Ingolstadt: Der Zuschauerschnitt der vergangenen Zweitliga-Saison und die Zuschauerzahl zum Drittliga-Auftakt am Samstag (4660) liegen sehr nahe beieinander. Die Tore stehen auch immer noch an derselben Stelle, zum Anpfiff stand bei den Schanzern derselbe Trainer an der Seitenlinie, und auf dem Platz immerhin sieben Spieler, die vergangene Saison schon da waren. Nun reden sie in Ingolstadt richtigerweise von einem "Umbruch", schließlich haben nicht weniger als 17 Spieler den Verein verlassen. Ziel ist, auch wenn das so früh in der Saison noch niemand klar formulieren will, der direkte Wiederaufstieg und, langfristig, irgendwann nicht mehr als Fahrstuhlmannschaft zu gelten.

So gesehen gestaltet sich der aktuelle Umbruch aber wie die Fahrt in einem Paternoster: Es ist eher ein Kommen und Gehen als ein kollektives Aus- und Einsteigen. Zum Auftakt gegen die SpVgg Bayreuth jedenfalls waren die entscheidenden Personen, die für den 1:0 (1:0)-Erfolg sorgten, dann doch vor allem Spieler, die schon seit einer Weile mitfahren.

Patrick Schmidt zum Beispiel, der Torschütze des Siegtreffers (5.), ist immerhin schon ein Jahr da. Er lenkte nach dem Spiel den Fokus auf das, was sich dem ersten Eindruck nach nicht verändert hat: "Wir hatten letztes Jahr auch schon viele Spiele, wo wir gut reingekommen sind", findet er, die Anfangsminuten in der Partie des Absteigers gegen den Aufsteiger aus Oberfranken gehörte klar den Gastgebern. "Woran wir arbeiten müssen: Es geht nach 20, 25 Minuten immer ein bisschen runter" mit der Leistung, findet der Angreifer. Und so hatten die Bayreuther ihrerseits nach 14 Minuten die erste Gelegenheit zu ihrem ersten Profiliga-Tor nach mehr als 32 Jahren (das bislang letzte hatte Bernd Gerber am 8. Mai 1990 erzielt): Alexander Nollenberger lief nach einem Abwehrfehler auf das Ingolstädter Tor zu, doch der junge Markus Ponath parierte, die Fans hinter ihm auf der Südtribüne jubelten.

Zugang Pascal Testroet wird für einen Kurzeinsatz eingewechselt - um Ruhe reinzubringen

Der 21-jährige Ponath aus der Schanzer-Jugend hatte die Zweitliga-Saison mit seinem Profi-Debüt beendet, diesmal ersetzte er den verletzten Zugang Marius Funk. Und im Angriff begann Schmidt; Zugang Pascal Testroet war nicht rechtzeitig fit geworden, wurde jedoch immerhin für einen Kurzeinsatz eingewechselt. Testroet ist übrigens vier Monate nach dem Treffer von Bayreuths Gerber geboren und hat in seiner Karriere bislang 107 Profitore geschossen.

Eigentlich wollte Ingolstadts Trainer Rüdiger Rehm ihn diesmal noch komplett schonen, angesichts einer knappen 1:0-Führung sah er dazu aber offenbar nicht die Gelegenheit. "Er hat schon noch einmal Ruhe reingebracht", sagte er über Testroets Einwechslung. Dass dies nötig war, zeigte die rote Karte von Ingolstadts Rico Preißinger (89.), zehn Minuten nach dessen Einwechslung.

Rehm hätte freilich noch mehr neue Spieler aufgestellt, aber neben Keeper Funk fehlte auch Maximilian Dittgen angeschlagen. In der Abwehr war Visar Musliu, der auch erst im vergangenen Winter gekommen war, wegen Achillessehnenproblemen nicht dabei. So zeigte sich, dass es mit einer 1b-Mannschaft gegen einen ziemlich euphorisierten Aufsteiger gerade so reichte, "das einzige Ziel heute einzufahren" (Schmidt), drei Punkte nämlich. Im vergangenen Jahr hatte Ingolstadt noch schlimmere Personalprobleme zu Saisonbeginn, ein Problem, das der junge Trainer Roberto Pätzold damals nicht in den Griff bekam, er musste im September gehen.

Der viel beschworene Umbruch begann eigentlich schon wenig später. Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer kam Anfang November, Rehm einen Monat später - da schon mit dem Plan, im Falle eines wahrscheinlichen Abstiegs gleich wieder anzugreifen. Aber gleich wieder den Aufstieg auszurufen, so weit ist es noch nicht. "Wir sollten erstmal kleinere Brötchen backen und keine Parolen raushauen", sagte Rehm bei Magentasport. Das Problem wie im vergangenen Jahr, als die Offensive besonders malträtiert war, hat der 43-Jährige nun nicht, im Gegenteil, er freut sich auf den bevorstehenden Konkurrenzkampf. Schmidt und Routinier Testroet sollen sich "ruhig gegenseitig die Haare raufen da vorne". Dann könne man ja mal sehen, wie lange man oben mitspielt.

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