Frauen-Bundesliga:Aus der Mitte entspringt ein Ball

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Dieses war der erste Streich: Jovana Damnjanovic (unten) jubelt mit Giulia Gwinn vom FC Bayern über ihren Kunstschuss. (Foto: Oliver Baumgart/foto2press/Imago)

Durch zwei nahezu identische Fernschüsse gelingt den Fußballerinnen des FC Bayern ein 3:0-Sieg gegen Bremen - und die Vorentscheidung auf dem Weg zum Meistertitel.

Von Julian Sieler

Der Ball war gerade nach langem Flug im Netz gelandet, da deutete Torschützin Georgia Stanway auf Jovana Damnjanovic. Breit lächelnd über das Kunststück, das ihr zum Ende dieses Spiels gelungen war - und das genauso ausgesehen hatte wie das ihrer Mitspielerin eine halbe Stunde zuvor -, eilte sie zur bereits ausgewechselten Serbin. Gemeinsam bejubelten sie nicht nur den 3:0-Sieg des FC Bayern München gegen Werder Bremen, sondern eben auch ihre beiden Treffer von knapp hinter der Mittellinie.

Die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga der Frauen durften sie noch nicht bejubeln, doch diese ist am Montagabend schon sehr nahe gerückt. Sieben Punkte steht das Team von Trainer Alexander Straus nun vor den Konkurrentinnen aus Wolfsburg, noch drei Spiele stehen an. Am kommenden Wochenende legt die Bundesliga wegen den Champions-League-Halbfinals eine Pause ein. In zwei Wochen aber können sich die Münchnerinnen vorzeitig krönen, entweder auf dem Sofa, sollte Wolfsburg am 3. Mai gegen Köln verlieren, oder durch einen eigenen Sieg - am 4. Mai in Leverkusen.

Der Verlauf des Spiels gegen Werder ließ sich an der Körpersprache von Bremens Trainer Thomas Horsch prima ablesen. In den ersten Minuten stand dessen Kopf vor lauter Schütteln kaum still, Bayern kam gut in die Partie. Lea Schüller lief auf Torhüterin Livia Peng zu, die aus kurzer Distanz prächtig parierte. Doch danach waren seine Hände in steter Bewegung, wild dirigierte und applaudierte der Fußballlehrer. Es gelang den Bremerinnen, das gegnerische Spiel in engen Räumen zu ersticken, Juliane Wirtz stibitzte den Gastgeberinnen immer wieder Bälle von den Füßen. Was wohl in der Familie liegt - Bruder Florian schnappte mit Leverkusens Männern jüngst schon die Meisterschale aus Münchner Hand.

"Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so weit schießen kann", sagte Damnjanovic

In der zweiten Halbzeit änderte sich die Partie jedoch rasch. Bremen blieb diszipliniert, aber die Münchnerinnen ließen sich kaum noch zurückhalten. Abwehrspielerin Magdalena Eriksson köpfelte in der 48. Minute einen Eckball von Klara Bühl ein. "Sie macht es uns einfach, wir müssen nur am richtigen Ort stehen", lobte die Schwedin ihre Assistentin. "Auf Magda kann ich mich im Moment verlassen", gab Bühl das Kompliment zurück, ergänzte aber: "Natürlich muss mein Service auch sehr gut kommen." Der Bann war gebrochen, die "Dose geöffnet", wie Bühl sagte.

Wenige Minuten später folgte der erste der beiden Münchner Kunstschüsse. Knapp hinter der Mittellinie landete der Ball bei Damnjanovic, die legte ihn sich zweimal vor, blickte auf und sah, dass Bremens Torfrau außerhalb des Strafraums stand. "Wir wussten, dass sie im Spielaufbau beteiligt ist. Deshalb wird sie auch immer eine höhere Position haben, und wenn wir schnell den Ball erobern, können wir ja schauen, ob es passt oder nicht", verriet Bühl.

Es passte. Gedankenschnell schickte Damnjanovic den Ball auf die Reise, der flog hinweg über die ansonsten stark parierende Peng, für die man in dieser Szene jedoch das Wort "gedankenlangsam" erfinden müsste, denn er segelte weiter und landete im Tor. "Noch nie" sei der 29-Jährigen ein solcher Treffer gelungen, "ich habe gar nicht gewusst, dass ich so weit schießen kann", sagte Damnjanovic: "Ich stehe eh oft nur im Sechzehner."

Aus deutlich kürzerer Distanz scheiterte im Anschluss Bremens Sophie Weidauer bei ihrem Elfmeter nach einem Foul von Stanway. Spätestens seit Maria Luisa Grohs ihr Team (beinahe) eigenhändig in das DFB-Pokalfinale gebracht hatte, gilt Münchens Torhüterin als renommierte Spezialistin für Strafstöße. Auch Weidauer kam in der 72. Minute nicht an Grohs vorbei, ihr Schuss war zu schwach. Danach ergaben sich die Werder-Spielerinnen und ihr Trainer ihrem Schicksal.

Als sich die Teams nach 94 Minuten auf das Ergebnis geeinigt zu haben schienen, verlor Bremen allerdings kurz hinter der Mittellinie noch einmal den Ball. Stanway legte ihn sich zweimal vor, blickte auf und sah, dass Peng sich schon wieder weit vor ihrem Tor bewegte. Ganz identisch gerieten die beiden kuriosen Treffer trotzdem nicht, denn während Peng beim ersten Mal dem Ball noch vergeblich hinterhergeeilt war, sah sie bei diesem Schuss offensichtlich von vornherein keine Chance mehr - und blickte nur staunend nach oben.

Und womöglich freuten sich Stanway und Damnjanovic anschließend ja nicht nur über ihre Kunstschüsse, sondern klammheimlich doch schon ein bisschen über die immer näherrückend Meisterschaft.

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