FC Bayern vor dem Viertelfinale:Zärtlichkeiten für die Angeknacksten

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Bastian Schweinsteiger: Gut gelaunt nach Manchester (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern versucht, Gegner Manchester United stark zu reden - auch weil das Team von Pep Guardiola endlich wieder eine Aufgabe erwartet. Nach dem Ausfall von Thiago wird Bastian Schweinsteiger als die prägende Figur gefordert sein. Er zeigt sich in bester Strategen-Laune.

Von Benedikt Warmbrunn

Dass Bastian Schweinsteiger ein ausgezeichneter Stratege ist, daran besteht spätestens seit Mitte März kein Zweifel mehr. Schweinsteiger hatte zu einer Kostümparty eingeladen, über die erst danach berichtet wurde (der erste Erfolg), dafür umso bilderreicher, und doch mit eher mäßigem Ertrag: Nach wie vor ist nicht jedes Kostüm zugeordnet worden (der zweite Erfolg).

Schweinsteiger also gefällt die Maskerade, am Montag etwa spielte er mal Miroslav Stevic, mal Martin Max. Dann passte er, Stratege des FC Bayern, den Ball so, wie ihn die ehemaligen Spieler des Lokalrivalen TSV 1860 seiner Erinnerung nach früher gespielt haben. Schweinsteiger kündigte seine Maskerade zuvor stets an, daher machte es nichts, dass sich die Zuspiele kaum unterschieden. Entscheidender war: Schweinsteiger war am Montag in ausgezeichneter Strategen-Laune.

Bayern-Gegner Manchester United
:Elf aus 99

Vor dem Vergleich mit den Bayern spricht wenig für die Auswahl von Manchester United: Das Team ist überaltert, die Hierarchie wankt und Wayne Rooney ist auch nicht mehr Avantgarde. Hoffnung spendet nur die Historie.

Von Raphael Honigstein, Manchester

Am Montagnachmittag ist der FC Bayern nach Manchester geflogen, zum ersten Finale der Saison. Sagt Pep Guardiola, der Trainer. Auch wenn es offiziell das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League ist. Finale, Viertelfinale, das ist an diesem Dienstag ein Unterschied für Kleinkarierte. Nach all den Wochen, in denen es fast nur um den Zeitpunkt ging, zu dem die deutsche Meisterschaft gewonnen wird. Jetzt, das ist Guardiolas Signal, wird es ernst. Sportvorstand Matthias Sammer erklärte sicherheitshalber: "Die Champions League ist kein Alltag. Das ist ein besonderer Wettbewerb, ein besonderes Spiel."

Nächster Rekord möglich

Die Champions League ist ein Wettbewerb, die mit Zuspielen von Martin Max oder Miroslav Stevic nicht gewonnen wird, umso bedeutender ist Schweinsteigers Strategen-Laune. Gerade nach dem Ausfall von Thiago wird der deutsche Nationalspieler in den nächsten Wochen als die prägende Figur gefordert sein, als die er sich im März zunehmend präsentiert hat, nicht nur bei der Organisation von Kostümfeiern.

Da Javi Martínez wohl für den gelbgesperrten Dante in der Innenverteidigung spielen wird, hat Guardiola für die beiden hinteren Positionen in der Mittelfeld-Zentrale ohne Thiago im Wesentlichen drei Optionen: Schweinsteiger, Toni Kroos und Philipp Lahm. Der Kapitän war im Achtelfinale gegen Arsenal London jedoch zweimal Rechtsverteidiger, zudem fiel er am Montag als Anspielstation für Martin-Max-Pässe aus. Lahm joggte auf einem Nebenplatz, eine Vorsichtsmaßnahme, er war zuletzt erkältet. Sein Einsatz ist nicht gefährdet. "Ich glaube, es wird ein schönes Duell", sagte Lahm vor dem Abflug, "und das Ziel ist nicht, ein Auswärtstor zu erzielen. Wir wollen gewinnen."

Sollte der FC Bayern dieses Ziel erreichen, wäre das ein weiterer Rekord in dieser an Rekorden so reichen Saison: Es wäre der achte Auswärtssieg in der Champions League in Serie; sieben Auswärtssiege waren ansonsten nur Ajax Amsterdam von 1995 bis 1997 geglückt. Den Gegner Manchester United redete die Münchner Reisegruppe am Flughafen trotzdem noch einmal stark, das Team sei wie ein angeschlagener Boxer, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, der "mit einem einzigen Schlag einem Gegner Schmerzen zufügen" könne. Nette Worte. Ein angeschlagener Boxer ist zurzeit kein Kostüm, das den FC Bayern beeindrucken könnte.

© SZ vom 01.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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