FC Bayern vor dem Schalke-Spiel:Schweinsteiger auf ungewohnter Position

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Bastian Schweinsteiger (mi.): Endlich Zeit für ein Schwätzchen mit Jan Kirchhoff (Foto: dpa)

Bastian Schweinsteiger bekommt von Pep Guardiola viel Zeit zur Genesung - auch weil ihn Philipp Lahm glänzend vertritt. Vor der Partie gegen Schalke 04 deutet sich erneut eine Startelf ohne Schweinsteiger an. Guardiola scheint eine Formation gefunden zu haben, die ohne ihn funktioniert.

Von Saskia Aleythe

Mittelpunktmenschen bekommen von ihrer Umwelt meist geteilte Sympathien. Während die einen argwöhnisch beobachten, wie Mittelpunktmenschen das gesammelte Interesse auf sich ziehen, sind andere froh über die Portion mehr Ruhe. Kevin-Prince Boateng ist so ein Mittelpunktmensch und wenn der FC Schalke 04 am Abend den FC Bayern empfängt, wird sich ein großer Teil der Aufmerksamkeit dem Aufeinandertreffen mit Bruder Jérôme widmen.

Die Begegnung der beiden Vereine hat aber auch Protagonisten, die nicht Boateng heißen. Für Manuel Neuer dürfte der Auftritt beim alten Verein mit immer noch nachtragenden Schalke-Fans eine emotionalere Angelegenheit sein als die restlichen Spieltage. Das bayerische Gemüt umtreibt noch eine andere Frage, die neben all den Bruderduellen und Phantomdiskusionen um Matthias Sammer seit gut einer Woche in den Köpfen schlummert: Spielt Bastian Schweinsteiger? Und wenn ja, wie lange?

Am 13. September hatte sich Schweinsteiger als fit zurückgemeldet. Zusammen mit Thiago, Javier Martínez, Holger Badstuber, Pierre-Emile Höjbjerg und Mario Götze füllte er wochenlang die Verletztenliste. "Er kann spielen, es geht viel, viel besser", sagte Guardiola nach Schweinsteigers Fitnessstatement, "ich weiß aber nicht, ob er für 90 Minuten bereit ist."

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Die anschließende Partie gegen Hannover 96 hat Schweinsteiger dann komplett auf der Bank verbracht. Drei Tage später beim Champions-League-Auftakt gegen ZSKA Moskau suchte man ihn ebenfalls vergebens in der Startaufstellung. Erst ab der 71. Minute durfte Schweinsteiger für Kroos aufs Feld. "Das war alles mit dem Trainer abgesprochen", sagte Schweinsteiger und bedankte sich anschließend: "Das Sprunggelenk hat sich gut angefühlt. Natürlich ist die Fitness noch nicht da, wo sie sein sollte, aber ich bin froh, dass ich 20 Minuten spielen konnte." Ob es gegen Schalke mit einem Startelf-Einsatz klappen würde? "Das ist noch zu früh", sagt Schweinsteiger.

Niemand muss Pep Guardiola böse Absichten unterstellen, Schweinsteiger bisher nicht wieder komplett einbezogen zu haben. Eher sehr gute Absichten. In einem Geschäft, in denen die Regeneration zum Wettstreit mit der Zeit wird und Spieler nach Kreuzbandrissen schon nach wenigen Monaten wieder in den Leistungsport zurückkehren, ist ein Trainer mit Geduld eine angenehme Sache. Guardiola schätzt Schweinsteiger und weiß, dass in der laufenden Saison noch große Aufgaben auf den FC Bayern zukommen werden.

Es liegt nicht an Schweinsteiger, dass er auch mal verzichtbar für Guardiola ist - das liegt vielmehr an der Entwicklung von Philipp Lahm. "Ich spiele gerne da, ganz klar", sagte der Bayern-Kapitän gegenüber dem Kicker, "ich weiß, dass es dem Trainer gefällt, wenn ich als Sechser oder in der Halbposition spiele."

Als Schweinsteiger gegen Moskau aufs Feld kam, rückte er nicht etwa auf die Sechser-Position, sondern auf die Acht. Lahm machte seine Sache gut und Rafinha, sein Vertreter in der Außenverteidigung, ebenfalls. Guardiola hatte keinen Anlass, dort umzustellen. Und er hat ihn auch jetzt nicht.

Der Katalane hat viel getestet, seit er im Sommer an die Säbener Straße gekommen ist, um den Sechser für seine Lieblings-Formation 4-1-4-1 zu finden. Da standen in den Anfängen mal Toni Kroos oder Thiago, dann Schweinsteiger und nun Lahm. Natürlich kommt jede Mannschaft mit zunehmender Praxis im Zusammenspiel besser klar als nach wenigen Trainingseinheiten, daran lässt sich kaum eine Personaldebatte festmachen. Dennoch scheint Guardiola vorerst eine gut funktionierende Elf gefunden zu haben. Der FC Bayern zeigt derzeit: Es geht auch ohne Schweinsteiger. Eine Situation, die der Profi bisher selten durchleben musste.

Noch gibt sich der einstige Chef im Mittelfeld gelassen, verteidigt die Bedenken seines Trainers, attestiert sich selbst noch Formrückstände. Dass seine Position umkämpft ist, war Schweinsteiger schon lange klar, aus der Verletztenliste werden sich Martínez und Thiago demnächst wieder ins Geschäft bringen. Doch nun drängt sich auch noch Lahm auf.

Gegen Schalke rückt die Personalie Schweinsteiger erstmal in den Hintergrund. Mittelpunktmenschen wie Kevin-Prince Boateng können doch ganz nützlich sein.

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