FC Bayern vor dem Champions-League-Finale:Warten auf den großen Sturm

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Vier Tage vor dem Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea bemüht man sich beim FC Bayern auffallend um Normalität. Mario Gomez gibt sich betont relaxed, Manuel Neuer liest keine Zeitungen mehr. Aber der Torwart gesteht dann doch: "Anspannung und Konzentration wachsen von Stunde zu Stunde."

Katharina Sorg

Ab dem frühen Samstagmorgen wird München Rot-Weiß tragen, die Plätze der Stadt werden voll sein und die Herzen der meisten Bewohner schneller als gewöhnlich schlagen. Kurzum: Die Stadt wird vor Vorfreude nahezu bersten. Vor Vorfreude auf das große Finale der Königsklasse. FC Bayern gegen Chelsea.

Vier Tage vorher, am Mittwochvormittag, bemühen sich die Protagonisten beim ersten Münchner Fußballklub um Ruhe. Auffallend sogar. Eigentlich ist ja alles gesagt. "Ist es etwas besonderes, ein Finale zuhause zu spielen?", "Spürt man die Anspannung schon?", "Kannst du es noch abwarten oder würdest du am liebsten gleich losspielen?". Es sind die immer gleichen Fragen.

Die Anspannung lässt sich schon noch aushalten, sagt Mario Gomez, der Münchner Chefstürmer, leger gekleidet in schwarzer Cordhose und dünnem grauen Pullover. Kühl ist es an diesem Vormittag. Gomez hat sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt - und beantwortet geduldig die Fragen. "Man denkt viel öfters als sonst vor einem Spiel an mögliche Situationen, an Dinge, die passieren können und deswegen glaube ich, spürt schon jeder Spieler, dass es etwas ganz Besonderes ist", sagt Gomez. So ist das halt, vor einem "Finale dahoam".

Es ist ein ruhiger Tag in der Säbener Straße. Mittagessen gibt es um 12 Uhr, die ersten Mitarbeiter sind in die Kantine gekommen. Ein paar Fans stehen mit Regenschirmen vor dem Gelände. "Heute kein öffentliches Training" ist da zu lesen. Versuchen kann man es ja mal. Ein Kamerateam baut ein Stativ auf, um ein paar Impressionen einzufangen. Oder ein paar Spieler zu filmen, wie sie die Schranke mit ihren Autos passieren. Viel mehr passiert jedoch nicht.

2000 Journalisten werden erwartet

In den kommenden Tagen wird das anders aussehen. Noch sind keine Medienvertreter aus anderen Ländern zu Gast, die werden erst am Freitag erwartet. Alles läuft routiniert ab. Und laut Experten ist ja genau dies besonders wichtig: Wirklich umstellen müssen sich die Bayern nicht. In der Südkurve werden die eigenen Fans feiern, zumindest die Glücklichen, die eine Karte ergattert haben. In der Nordkurve sitzt der Chelsea-Anhang. Trainer Jupp Heynckes wird auf der Heimbank der Münchener Platz nehmen können und auch Gomez muss seinen Spind nicht Drogba überlassen. Der Weg vom Hotel zum Stadion ist allen bekannt.

Es gilt vor allem, abzuschalten und ein bisschen Ruhe zu finden, sagt auch Torwart Manuel Neuer. Zeitungen liest er schon seit Tagen keine mehr, auch das Radio lässt er aus. Irgendwie müsse man ja ein bisschen runterkommen, allein an jeder Ecke der Stadt werden die Spieler an das große Finale erinnert. Die Ruhe vor dem Sturm zu finden ist nicht einfach. "Man sieht, worum es geht am Samstag", sagt Neuer, "Anspannung und Konzentration wachsen von Stunde zu Stunde."

Thema sind natürlich auch die vielen kleinen Absonderlichkeiten zu diesem ganz und gar nicht gewöhnlichen Wochenende. 2000 Journalisten werden erwartet, mehr als 200 Miliionen Zuschauer an den Fernsehern weltweit. Im Stadion wurden gleich mehrere W-Lan-Netze installiert. Nicht, dass da am Samstag noch was schief geht. Ein Luxushotel in Abu Dhabi will das Bayern-Emblem an die Hotelwand projezieren, erzählt man sich, der Scheich sei ein großer Fan des Klubs.

Nichts ist normal in diesen Fußballtagen. Doch zumindest äußerlich war es am Mittwoch ruhig an der Säbener Straße. Der Sturm kann kommen.

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