FC Bayern ist Deutscher Meister:"Jupp, Jupp, Jupp, Jupp"

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Meistertrainer Jupp Heynckes. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern zelebriert seine 28. Meisterschaft eher gedämpft. Von den mitgereisten Fans wird vor allem Trainer Jupp Heynckes gefeiert.
  • Der denkt in den Minuten des Jubels sogar an seinen Vorgänger.
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Von Saskia Aleythe, Augsburg

Jupp ist ein Name, der sich hervorragend zum Rufen eignet. Die mitgereisten Münchner Fans konnten das am Samstagabend demonstrieren, "Jupp, Jupp, Jupp, Jupp", schrien sie also, fast pausenlos, nach dem Abpfiff im Augsburger Stadion. Meistertrainer Josef "Jupp" Heynckes kam also, der Trainer des FC Bayern ist kein Mann, der sich gerne alleine feiern lässt, also zitierte er zwei seiner Spieler nach vorne, seine Wahl traf er mit Bedacht: Erst trabte Franck Ribéry ins Eck, dann folgte Arjen Robben. Und so standen dann drei dort in der Kurve und gaben ein besonderes Bild ab.

Meisterfeiern des FC Bayern hat man in den letzten Jahren reichlich gesehen, diese nunmehr 28. hatte dennoch ihre Eigenarten. Zum einen, weil nur begrenzt jubiliert werden durfte angesichts der noch anstehenden Aufgaben in Champions League und DFB-Pokal. Zum anderen, weil eben Jupp Heynckes als Trainer dafür mitverantwortlich war und als höflicher Mann höfliche Gesten hervorbringt. "Das war eine besondere Anerkennung von mir an die beiden", erklärte er später, angesprochen auf die Szene in der Kurve mit Ribéry und Robben, und führte aus, wie selten es sei, dass Spieler so lange bei einem einzigen Verein aktiv spielten.

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Seit 2007 ist Ribéry ein Münchner, seit 2009 Robben, auch an dieser sechsten Meisterschaft in Folge hatten sie große Anteile. Und überhaupt, dieser Heynckes: Dass er den FC Bayern mit 72 Jahren zu diesem Titel geführt hat, kommentierte Sportdirektor Hasan Salihamidzic wenig später so: "Er hat eine Riesenarbeit geleistet, er hat aus dem FC Bayern wieder das gemacht, was er sein muss."

Heynckes schickt Grüße an den Vorgänger Ancelotti

Vor sechs Monaten hatte Heynckes noch sein Leben ohne Arbeit genossen, wollte den FC Bayern aber nicht seinem eigenen Schicksal überlassen nach vermaledeitem Saisonstart. Mit dem Triple war er 2013 abgetreten in München, ein perfektes Vermächtnis also, doch auch das war ihm nicht so heilig wie es manch anderem vielleicht gewesen wäre. "Als wir angefangen haben am 7.10., haben wir keine Gedanken an die Meisterschaft verloren, weil wir fünf Punkte hinter Dortmund waren", meinte Heynckes nun und Salihamidzic sagte: "Wenn man ihn arbeiten sieht, das ist Wahnsinn. Er kommt als Erster und geht als Letzter." Mit der erneuten Schale, seiner insgesamt achten, der vierten als Trainer, stellte er einen neuen Altersrekord auf. Der älteste Meistertrainer bisher war 68 Jahre alt - Jupp Heynckes, Version 2013.

Trotz aller Titel, die Heynckes als Spieler und Trainer schon gefeiert hat, war er nun in Augsburg sichtlich gerührt. "Für mich war das als Spieler immer der schönste und wertvollste Titel von allen", sagte er. Und als die Pressekonferenz schon fast vorbei war, tat er das, was ein Heynckes so tut, er sagte ehrenhaft: "Mir liegt es noch am Herzen, einen Gruß nach Italien zu Carlo Ancelotti zu schicken, der auch einen Anteil an der deutschen Meisterschaft hat. Für mich ist er ein Gentlemen, ein absoluter europäischer Toptrainer, er hat meinen Respekt." Von Ancelotti hatten sich die Münchner nach dem 0:3 bei Paris Saint-Germain in der Gruppenphase der Champions League getrennt.

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Von Saskia Aleythe, Augsburg

Als in Augsburg die Musik aus der Spielerkabine langsam abgeklungen war, kam auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge heraus und hielt eine Lobesrede auf die vergangenen sechs Jahre, "da haben wir glaube ich 15 Titel geholt", sagte er und weiter: "Was mir an dieser Mannschaft gefällt: Sie geht immer weiter und ist nicht arrogant. Wir haben gerade in der Kabine mit Bier angestoßen und jetzt konzentrieren sie sich schon wieder auf das nächste Spiel." Am Mittwoch steht das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Sevilla (Hinspiel: 2:1) an. "Wir haben die Tür weit aufgemacht", sagte er, "jetzt müssen wir am Mittwoch seriös durchs Tor durchgehen." Ein oder zwei Gläser Rotwein wolle er sich noch genehmigen an diesem Abend, "vielleicht auch eine Zigarre anmachen".

141 Jahre sind Heynckes, Ribéry und Robben zusammen alt, ein solches Bild wie am Samstagabend wird es beim FC Bayern nicht mehr geben. Heynckes hört auf, die Verträge der Spieler laufen aus. "Wir wissen, was wir an den Dreien haben", sagte Rummenigge noch, bevor er zum Mannschaftsbus lief. Was dann noch gegen eine Vertragsverlängerung spricht? Rummenigge antwortete: "Nicht viel."

© SZ vom 08.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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