FC Bayern schlägt Viktoria Pilsen:Kaum anstrengender als Training

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Viele Gründe zu jubeln: Schweinsteiger (Mitte), Götze und Contento beim Spiel gegen Pilsen (Foto: dpa)

Der FC Bayern gewinnt mühelos 5:0 gegen die völlig überforderte Mannschaft von Viktoria Pilsen. Franck Ribéry meldet sich eindrucksvoll zurück und steuert zwei Treffer bei. Nur einen Kritikpunkt gibt es: Die Münchner hätten noch mehr Tore schießen müssen.

Marktwertanalysen von Fußballspielern sind bekanntlich mit Vorsicht zu genießen, weil ja der schönste Wert nichts nützt, wenn einen Spieler niemand kaufen will. Aber manchmal sind diese Zahlenkonstruktionen doch ganz nett; so erwiesen sie sich zum Beispiel als sehr nützlich, um die David-gegen-Goliath-Konstellation beim Champions-League-Spiel des FC Bayern München gegen Viktoria Pilsen, den Zweitplatzierten der tschechischen Liga, zu unterstreichen. "Für einen Shaqiri gibt es das ganze Pilsen", staunte die Bild-Zeitung angemessen, und während der teuerste Bayern-Einkauf dieser Spielzeit Mario Götze war (37 Millionen Euro), kam Pilsens luxuriösester Zugang Tomas Horava für 750.000 Euro von Sigma Olmütz.

Da der Gesamtwert des Pilsener Kaders laut www.transfermarkt.de niedriger ist als der von Greuther Fürth, waren die Rollen deutlich verteilt; und der FC Bayern siegte dann auch mühelos 5:0 (2:0) durch zwei Treffer von Franck Ribéry (25., Foulelfmeter/61.) sowie Tore von David Alaba (37.) Bastian Schweinsteiger (64.) und Mario Götze (90.+1). "Das war natürlich ein gutes Spiel, aber Pilsen hat es uns auch nicht so schwer gemacht", stellte Mittelfeldspieler Arjen Robben fest. "Wenn wir kritisch sein wollen, müssen wir noch mehr Tore schießen."

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Weil Dante (verletzt) und Jerome Boateng (gesperrt) fehlten, galt es, die Innenverteidigung neu zu besetzen. Trainer Pep Guardiola bevorzugte für die Position neben Daniel van Buyten, wie es sich schon angedeutet hatte, den etatmäßigen Linksverteidiger Diego Contento gegenüber Jan Kirchhoff. Schon am Samstag gegen Mainz (4:1) hatte Guardiola ja Contento nach Dantes Auswechslung ins Zentrum der Viererkette versetzt.

Es sollte sich ziemlich schnell zeigen, dass diese Personalie überhaupt keine Rolle spielte, da sich die Pilsener so gut wie nie im Angriff befanden. Entscheidender war, dass Ribéry nach überstandenem Kapseleinriss von Anfang an für Thomas Müller spielte. Enttäuscht wird zunächst Götze gewesen sein, gegen Mainz nach der Einwechslung an drei Treffern beteiligt, der entgegen der Hoffnung nicht von Beginn an mitwirken durfte.

Das Spiel lief wie eine Erstrundenbegegnung im DFB-Pokal, obwohl die Pilsener ja keine Postboten, Metzger und Studenten sind, sondern Berufsfußballer mit Marktwerteinträgen. Schon nach einer Minute verzeichneten die Bayern die erste Chance; einen Freistoß von Alaba aus knapp 30 Metern vermochte Pilsens Torwart Matus Kozacik nicht festzuhalten. Als kurz darauf Toni Kroos einen harmlosen Schussversuch abgab, ließ Kozacik den Ball erneut prallen, doch Mario Mandzukic setzte den zweiten Versuch übers Tor. Und dann grätschte Arjen Robben in eine Kopfballvorlage von Mandzukic, spitzelte den Ball aber am Tor vorbei (6.). Die Pilsener wirkten komplett überfordert, doch ein Treffer für die Bayern fiel lange nicht. Nach einer Viertelstunde scheiterte Alaba erneut an Kozacik.

Für die hochverdiente Führung musste dann ein Foulelfmeter herhalten. Der von Hertha BSC Berlin gekommene Roman Hubnik berührte Robben im Strafraum, der Gefoulte sollte laut Guardiola selbst schießen. "Arjen, Arjen!", rief der Trainer von der Bank und deutete auf Robben, Ribéry wollte dem Niederländer den Ball reichen - doch der lehnte deutlich ab. Am Samstag gegen Mainz wollte er den Elfmeter schießen und durfte nicht (Guardiola bevorzugte Müller), diesmal sollte er und wollte nicht - also verwandelte Ribéry (25.).

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Robben teilte hinterher sichtlich angesäuert mit, er wolle "dazu nichts mehr sagen. Das Thema ist für mich erledigt, jedes Wort ist eines zu viel." Ribéry sagte über den Schmollenden: "Die ganze Mannschaft und der Trainer wollten, dass er schießt. Er wollte nicht, das ist okay. Ich glaube, er war noch sauer, aber das ist nicht schlimm."

Danach hatten es die Pilsener, die die 286 Kilometer aus ihrer Heimatstadt nach München im Bus zurückgelegt hatten, nur dem mittlerweile in Form gekommenen Kozacik zu verdanken, nicht höher in Rückstand zu liegen; der Torwart klärte erst gegen Mandzukic (27.), dann spektakulär gegen einen Kopfball von van Buyten nach einer Ecke (29.) und schließlich bei einem Schlenzer von Robben mühelos (32.).

Fürs überfällige 2:0 sorgte Alaba, der nach einer schönen Kombination von Schweinsteiger und Mandzukic an Hubnik vorbei nach innen zog und mit einem Flachschuss traf (37.). Bei einem Kopfball von Robben und einem Distanzschuss von Kroos zeigte Kozacik noch einmal Paraden (40., 43.), dann war Halbzeitpause, und zu bemängeln gab es beim FC Bayern ausschließlich die Chancenverwertung. 21:1 Torschüsse und 78 Prozent Ballbesitz standen zu Buche - da wirkten die 2:0 Tore vergleichsweise kümmerlich.

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Aber bei diesen blieb es ja nicht. In der 61. Minute legte der überragende Ribéry ein Tänzchen um die Pilsener Abwehr hin und lupfe den Ball zum 3:0 in Tor; dann legte der soeben für Philipp Lahm eingewechselte Götze auf, und Schweinsteiger traf mit einem wuchtigen Drehschuss zum 4:0 (64.). Götze selbst lupfte den Ball dann auf die Querlatte (66.). Dann verließ der überragende Ribéry unter großem Applaus den Platz, Müller kam noch, und kurz darauf noch Claudio Pizarro für Mandzukic.

Mittlerweile war es kein DFB-Pokal-Spiel mehr, sondern ein Trainingsspiel; und nach Flanke von Robben und sehenswerter Ballannahme legte Götze in der Nachspielzeit aus kurzer Distanz das fünfte Tor nach.

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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